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Frida Strindberg

© August Strindberg Museum, Saxen

Geb. 4.4.1872 in Mondsee (OÖ), gest. 28.6.1943 in Salzburg.
Feuilletonistin, Übersetzerin französischer und englischer Literatur, Begründerin des ersten Kabaretts in London.

Frida Strindberg wuchs als Tochter wohlhabender, aber in Trennung lebender Eltern in der väterlichen Sommervilla in Mondsee auf. Ihr Vater Friedrich Uhl (1825-1906) war ein angesehener Wiener Theaterkritiker und Schriftsteller. Die schulische Ausbildung erfolgte in katholischen Klosterschulen, u. a. in London und Paris. Die dabei erworbenen Sprachkenntnisse kamen ihr später als Übersetzerin zugute. 1891 begann Strindbergs Tätigkeit als Literaturkritikerin für die Wiener Zeitung, deren Chefredakteur ihr Vater war. Bis 1900 lieferte sie mehr als 70 Feuilletons, die sich hauptsächlich der französischen und englischen Literatur (Pierre Loti, Oscar Wilde) widmeten. 

Sie begeisterte sich für die Ideen der Naturalisten, die sie als Vorkämpfer gegen die "künstlichen" Konventionen der bürgerlichen Gesellschaft schätzte. Im Jänner 1893 lernte sie in Berlin den um 23 Jahre älteren schwedischen Dramatiker August Strindberg kennen, den sie nach anfänglichem Zögern am 2. Mai 1893 auf Helgoland heiratete. Ein gemeinsames Romanprojekt, für das Frida Strindberg den autobiografischen Text Die Sonne schrieb, blieb Fragment. Nach Kurzaufenthalten in London, Mondsee und Berlin zog sich das Ehepaar im November 1893 aus finanziellen Gründen auf den Gutshof von Fridas Großeltern in Saxen zurück. Dort brachte sie am 26. Mai 1894 die gemeinsame Tochter Kerstin zur Welt und strebte bald wieder in ihre berufliche Tätigkeit als Feuilletonistin und Übersetzerin zurück. Als sie bei einem Kurzbesuch in Paris, wohin ihr Mann im August 1894 vorausgereist war, Kontakte zu Verlegern knüpfte, reagierte Strindberg mit maßlosen Anschuldigungen gegen seine Frau, die sich daraufhin von ihm trennte. 1897 wurde die Ehe von einem österreichischen Gericht für ungültig erklärt. August Strindbergs Darstellung der Ehe im Roman Das Kloster kommentierte sie 1907 in einem Brief: "Du hast mir Unrecht getan - Unrecht - Unrecht - Und Du hast mich auch in die Nachwelt geworfen!" (Die andere Welt, 35)

Aus einer kurzen Liaison mit dem Dramatiker Frank Wedekind (1864-1918), den Frida Strindberg in Paris kennengelernt hatte, ging 1897 der Sohn Friedrich hervor, der wie Kerstin bei der Großmutter in Saxen aufwuchs. Als ihr Vater 1900 aus der Redaktion der Wiener Zeitung ausschied, beendete auch Strindberg ihre journalistische Tätigkeit. Sie übersetzte nun mehrere Werke Oscar Wildes (u. a. Salome, The Canterville Ghost) für die erste deutsche Gesamtausgabe im Wiener Verlag. Wiederholt engagierte sie sich auch für in Not geratene Schriftsteller wie Peter Altenberg. Karl Kraus (1874-1936) organisierte auf ihre Anregung hin nach der Beschlagnahme von Frank Wedekinds Die Büchse der Pandora in Deutschland eine Aufführung des Stückes in Wien unter den Auspizien der Fackel.

Nach dem Tod ihres Vaters in Mondsee 1906 konnte Strindberg über eine reiche Erbschaft verfügen. Als 1908 ihr exaltiertes Privatleben zum Thema der Klatschspalten wurde, flüchtete sie nach London. Dort gelang es ihr, 1912 im Vergnügungsviertel Soho das erste Kabarett Londons zu begründen: "The Cave of the Golden Calf". In diesem avantgardistisch ausgestalteten Szenetreff verkehrten Literaten wie James Joyce und Ezra Pound. Strindberg brachte August Strindberg-Stücke auf die Bühne, organisierte eine Lesung des italienischen Futuristen Filippo Tomaso Marinetti und eine Aufführung von Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire. Nach dem Konkurs des Unternehmens übersiedelte sie im Winter 1914/15 nach New York und verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit Vortragsreisen über August Strindberg und die moderne europäische Literatur sowie mit Filmdrehbüchern (Pseudonym Marie Eve). 1924 kehrte sie in die väterliche Villa nach Mondsee zurück und schrieb ein Erinnerungsbuch an die Ehe mit August Strindberg, die sie rückblickend verklärte. 1943 starb sie im Landeskrankenhaus Salzburg. Ihr Grab befindet sich in Mondsee.

Friedrich Buchmayr

 

Lieb, Leid und Zeit. Eine unvergessliche Ehe. Hamburg u. a. 1936. - "Wenn nein, nein!" August Strindberg und Frida Uhl. Briefwechsel 1893-1902. Hg. u. übers. von Friedrich Buchmayr. Weitra 1993.

Die andere Welt - August Strindberg in Oberösterreich. Linz 1993. - Gerstinger, Heinz: "Holdes Märchen und böser Traum". August Strindbergs Ehe mit Frida Uhl. Wien 1987. - Kratzer, Hertha: Die unschicklichen Töchter. Frauenporträts der Wiener Moderne. Wien 2003, 107-152. - Strauss, Monica: Cruel Banquet. The Life and Loves of Frida Strindberg. New York 2000.