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Julius Zerzer

© Adalbert-Stifter-Institut / StifterHaus

Geb. 5.1.1889 in Mureck (Steiermark), gest. 29.10.1971 in Linz.
An historischen Stoffen und Persönlichkeiten interessiert, beschäftigte sich der konservative, deutsch-nationale Schriftsteller vor allem mit seinem großen Vorbild Adalbert Stifter und publizierte sowohl vor als auch während und nach der NS-Diktatur ungehindert.

Der Sohn eines Arztes kam nach dem Philologiestudium in Graz 1914 als Lehrer nach Linz, wo er bis zu seiner Pensionierung 1951 an der Realschule in der Fadingerstraße unterrichtete. Als knapp 20-Jähriger hat Zerzer seine schriftstellerische Tätigkeit aufgenommen und 1908 ein Balladenbuch sowie 1911 eine Adaption von Senecas Drama Phaedra veröffentlicht. Der Erste Weltkrieg inspirierte ihn zur Kriegsmesse 1914, wo er den katholischen Ritus zum lyrischen Gebet umwandelt und das Kampfgeschehen an der Front als schöpferischen Akt und göttlichen Läuterungsprozess deutet.
Die Topografie Oberösterreichs regte Zerzer zu Natur- und Dinggedichten an. Die Sonette aus Das Drama der Landschaft (1925) zeigen den Naturraum als dynamisches Gebilde und die in ihm ringenden Lebenskräfte. Die Anschaulichkeit und Plastizität der Naturgestaltung verglich Hermann Bahr mit jener Adalbert Stifters (Bahr 1925), dem Zerzer sich seelenverwandt fühlte. Seine intensive Auseinandersetzung mit dem Vorbild zeigt sich in Gedichten und Aufsätzen (Das sanfte Gesetz, 1936), vor allem aber in der Erzählung Stifter in Kirchschlag (1928), einem atmosphärischen Lebensbild des Autors des Romans Der Nachsommer. Zerzer versuchte sich auch in anderen Texten als Gestalter historischer Stoffe und Persönlichkeiten, etwa Maximilian I. in der Novelle Maria über der Zuidersee (1935) oder in Das Bild des Geharnischten (1933), einer Wallenstein-Erzählung um Macht, Verantwortung und Führungsverhalten. Ebenso inspirierten ihn heimische Kunststätten wie Kefermarkt (Das Drama der Landschaft) oder St. Wolfgang (Die Heimsuchung, 1931). 

1937 trat Zerzer dem "Bund deutscher Schriftsteller Österreichs" bei. Nach dem "Anschluss" im März 1938 wurde die Prosaskizze Deutsches Land im Bekenntnisbuch österreichischer Dichter veröffentlicht. Während des Nationalsozialismus äußerte sich Zerzer im Sinne des politischen Regimes, etwa in der auf Braunau bezogenen Schilderung Der Zeuge (1940). Mit seinen Texten war Zerzer in allen Jahrgängen der Stilleren Heimat (1940-44) vertreten, ebenso in wichtigen Zeitschriften (Das Innere Reich) und Anthologien (z. B. Gesänge der Ostmark, Ostmark-Lyrik).

Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte er an frühere Themengebiete und Motive an. Bis 1965 publizierte er Lyrikbände, Erzählungen und Essays, darunter weitere Naturgedichte (Die weite Sicht, 1946; Das Bild wird Sinnbild, 1965), Novellen (Die Himmelsrute, 1946) und einen Roman zu Ladislaus Postumus (Der Kronenerbe, 1953).
Zerzer erhielt mehrere Auszeichnungen, u. a. den Enrica-Handel-Mazzetti-Preis des Bundesministeriums für Unterricht (1952), den Peter-Rosegger-Literaturpreis (1956) und den Adalbert-Stifter-Preis (1965).

Arnold Klaffenböck

 

Balladen. Berlin 1909. - Phädra. Dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen. Berlin-Friedenau o. J. [1911]. - Kriegsmesse. Jena 1914. - Das Drama der Landschaft. Gedichte. Graz 1925. - Johannes. Eine Faust-Legende. München 1927. - Stifter in Kirchschlag. Eine Erzählung. München 1928. - Die Heimsuchung. Vier Legenden. München 1931. - Vor den Bergen. Neue Gedichte. München 1932. - Das Bild des Geharnischten. Erzählung. München 1933. - Die Himmelsrute. Erzählungen. Wien 1946. - Die weite Sicht. Neue Gedichte. Linz 1946. - Der Kronenerbe. Roman. Linz 1953. - Über mein Werden und meine Ziele. In: Freude an Büchern 5 (1954), H. 12, 275-276. - Das Bild wird Sinnbild. Gedichte. Linz o. J. [1965]. 

Bahr, Hermann: Sonettenwut. Münchner Neueste Nachrichten, 17.5.1925. - Baur, Uwe; Gradwohl-Schlacher, Karin: Literatur in Österreich 1938-1945. Handbuch eines literarischen Systems. Bd. 3, Oberösterreich. Wien u. a. 2014, 438-445. - Ebner, Helga; Ebner, Jakob; Weißengruber, Rainer: Literatur in Linz. Eine Literaturgeschichte. Hg. vom Archiv der Stadt Linz. Linz 1991, 375-383 u. 426-433. - Ebner, Helga: Literatur und Literaturbetrieb in Oberösterreich zwischen 1945 und 1955. In: Barbara Hoiß (Hg.): Donau. Verzweigt. Schreiben unter und nach dem Nationalsozialismus. Linz 2008, 145-184. - Fischer-Colbrie, Arthur: Die Landschaft Oberösterreichs in Julius Zerzers Dichtungen. In: Oberösterreichische Heimatblätter 1 (1947/48), 241-252. - Ders.: Julius Zerzer. In: Wort in der Zeit 10 (1964), H. 4, 17-19. - Großschopf, A[lois]: Laudatio auf Julius Zerzer. Träger des Adalbert-Stifter-Preises 1965. In: Oberösterreichischer Kulturbericht 20 (1966), Folge 1, H. 1. - Klaffenböck, Arnold: Literatur im Reichsgau Oberdonau 1938-1945. In: Birgit Kirchmayr (Hg.): "Kulturhauptstadt des Führers". Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich. Weitra 2008, 161-184. - Samhaber, Ernst: Julius Zerzer. In: Die schöne Literatur 31 (1930), H. 6, 273-280. - Watzinger, Carl Hans: Julius Zerzer. Das Leben und Schaffen eines wahren Österreichers oder Die tiefere Beziehung zwischen Dichtung und bildender Kunst. Zur zehnten Wiederkehr seines Todestages am 29. Oktober 1981. In: Vierteljahrsschrift des Adalbert-Stifter-Instituts 30 (1981), H. 1/2, 137-147.

Stand: 19.1.2016