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Hermann Obermüller

© Hermann Obermüller

Geb. 17.12.1946 in Oepping bei Rohrbach, OÖ.
Als Prosaautor in den 1970er und 80er Jahren erfolgreich.

Obermüller beginnt nach der Hauptschule zunächst eine Lehre als Tischler. Während seines Militärdienstes eröffnet sich ihm die Möglichkeit eines zweiten Bildungswegs: Er inskribiert an einer Abendschule und nach erfolgreicher Matura das Lehramtsstudium in den Fächern Germanistik und Leibesübungen. Ab den späten 1970er Jahren unterrichtet er diese Fächer an der Handelsakademie in Eferding.

Zu diesem Zeitpunkt ist er in Literaturkreisen durch die Publikation von Kurzprosatexten u. a. in der Rampe zum vielversprechenden jungen Autor herangereift. 1979 folgt die Publikation von insgesamt fünf Texten unter dem Titel Ameisen in der edition neue texte bei Heimrad Bäcker. Zwei dieser Texte markieren bereits Vorstufen eines größeren Romanprojekts, das 1982 unter dem Titel Ein verlorener Sohn im renommierten deutschen Literaturverlag Kiepenheuer & Witsch erscheint. Obermüller setzt darin die Tradition der autobiografisch gefärbten Selbstbefreiungsliteratur eines Franz Innerhofer (1944-2002) oder eines Gernot Wolfgruber (geb. 1944) fort, findet jedoch sowohl in der Sprache als auch in der kompositorischen Anlage des Textes zu einer eigenständigen Form. Ein verlorener Sohn erzählt vom langwierigen Ausbruchsversuch eines jungen Mannes vom Land namens Josef Jell, der die Enge seiner Umgebung durch die Aufnahme eines Studiums in der Hauptstadt überwinden will. Obermüller schildert in präzisen Bildern und Episoden das unauflösbare Dilemma des vermeintlichen Emporkömmlings: Seine frühere Heimat wird ihm zusehends fragwürdiger und fremder, ohne dass es ihm gelingt, an seinem Studienort eine neue, lebbare Identität zu entwickeln. So verlaufen sämtliche Ansätze einer Neuorientierung im Sand und der Text endet mit einem eigenwillig überhöhten Schlussbild von Jells letztlichem Scheitern.

Obermüller, der 1977 den Theodor-Körner-Preis und 1982 den Großen Kulturpreis des Landes Oberösterreich erhält, kann nach der Veröffentlichung seines ersten Romans nicht an dessen Erfolg anschließen und zieht sich aufgrund psychischer Probleme zusehends aus der Öffentlichkeit zurück. Heute lebt er im oberösterreichischen Wallern.

Helmut Neundlinger

 

Ameisen. Erzählungen. Linz 1979. - Ein verlorener Sohn. Köln 1982.