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Veronika Handlgruber-Rothmayer

© Adalbert-Stifter-Institut / StifterHaus

Geb. 7.2.1920 in Wien, gest. ebd. 5.9.2003.
Feinsinnige Lyrikerin in souveräner Beherrschung auch klassischer poetischer Ausdrucksformen.

Handlgruber-Rothmayer wuchs als Tochter eines Landarztes in Haidershofen bei Steyr auf, maturierte am Gymnasium in Steyr und studierte 1938-42 Neuere deutsche Philologie in Wien. Betreut von Josef Nadler, dissertierte sie über den deutschen Schriftsteller Joseph Magnus Wehner, hatte aber schon während des Studiums Erfolg mit einem weitgehend unpolitischen Bericht über ihre Zeit beim Reichsarbeitsdienst (Vroni geht zum Arbeitsdienst). Nach einem Verkehrsunfall Vollinvalide, verstarb ihr Mann früh, und siebzehn Witwenjahre ließen sie in elegischer Selbstbesinnung zu bedeutenden Bekenntnissen reifen.

Ruf und Tröstung, die Sammlung vom Jahr 1949, verblüfft durch scheinbar mühelose Gestaltungen in anspruchsvollen Formen wie dem Sonett oder weit ausgreifender antikisierender Rhythmik, Leistungen einer noch nicht Dreißigjährigen, die in der oberösterreichischen Provinz leider unbeachtet blieben, in einem kleinen Kreis jedoch Aufmerksamkeit erregten. Der schmale Band Das andere Gesicht, 1961 vom Kulturamt der Stadt Linz herausgegeben, spiegelt die Begegnung mit dem Werk Georg Trakls wider, doch ist die persönliche Aussage reich und tief und die Wahl der Worte und Vergleiche durchaus eigenständig. Nach einem Vierteljahrhundert des Schweigens folgt 1985 der Band Brich nicht die Siegel, der Lyrik und Kurzprosa vereinigt und zum Unterschied von den früheren Sammlungen auch einen biografischen Abriss bringt, der ihre Kinder- und Jugendbücher sowie ihre langjährige Leitung der Städtischen Büchereien in Steyr erwähnt. Die Gedichte lassen die erweiterte Weltsicht erkennen, Reiseeindrücke, Versuche, sich auf das Alter einzustellen. Lebensfreundschaften mit Marlen Haushofer, der Dichterin Dora Dunkl und dem in seinen Freundschaften sehr wählerischen Dichter Wilhelm Szabo (1901-1986) beweisen die endliche Bewältigung eines tragisch akzentuierten Lebenslaufes.

Hermann Schreiber

 

Aquas Reise. Die Erlebnisse eines kleinen Frosches. Wien 1943. - Ruf und Tröstung. Gedichte. Wien 1949. - Die Zwillinge Loni und Moni. Wien 1949. - Klein Helmer und das Traummännlein. Wien 1950. - Der geteilte Zwilling. Wien 1951. - Es begann mit einem Luftballon. Wien 1952. - Das andere Gesicht. Gedichte. Linz 1961. - Ferien in Paris. Wien 1974. - Das Steyrer Kripperl. Steyr 1980. - Brich nicht die Siegel. Lyrik und Kurzprosa. Steyr 1985.