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Maximilian Narbeshuber

Der Autor auf seinem Kleinmotorenpflug sitzend; © Adalbert-Stifter-Institut/StifterHaus

Geb. 9.2.1894 in Gmunden; gest. 7.11.1963 in Linz.
Autor, Verleger und Techniker.

Dass Maximilian Narbeshuber zeitlebens kein ‚Sonntagskind‘ war, liegt nicht ausschließlich daran, dass er an einem Freitag das Licht der Welt erblickte. Der Sohn eines Gmundner Kaufmanns studierte nach dem Besuch der Realschule ab 1914 Maschinenbau am Polytechnikum in Arnstadt (Thüringen) und arbeitete nach Abschluss seiner Ausbildung als Ingenieur und Zeichner für verschiedene Betriebe in Deutschland. Als Techniker versuchte er sich bereits früh einen Namen zu machen und meldete 1919 das "Kleinmotorpflug System ‚Narbeshuber‘" (einen mit Dampf betriebenen Pflug) zum Patent an. Trotz anfänglicher Erfolgsmeldungen (die Erfindung wurde 1921 in Plauen/Vogtland gebaut und 1923 in einem Gutachten der TU München für gut befunden) konnte sich die imposante Konstruktion nicht gegen die übermächtige Konkurrenz des Traktors durchsetzen. Das ‚Abenteuer‘ Deutschland war damit Geschichte und Narbeshuber kehrte zurück nach Oberösterreich (zuerst an den Traunsee, 1934 übersiedelte er nach Linz), um sich zunehmend der Literatur zu widmen.

In den frühen 1920er-Jahren entstanden zunächst lyrische Arbeiten - die niemand Geringeren als Rainer Maria Rilke zu einer mehr als polemischen Stellungnahme veranlassten ("Die vorgelegten Versuche erreichen nirgends jenes Niveau, das die Voraussetzung wäre für eine Beurtheilung; sie sind durchaus unzulänglich." Brief Rilkes an Narbeshuber, Juni 1924, OÖ. Literaturarchiv/Adalbert-Stifter-Institut) - sowie das am tektonischen Drama der deutschen Klassik orientierte, unveröffentlichte Theaterstück Trauntraute, in das der Gmundner große Hoffnungen gesetzt hatte. Eigentlich sollte seine "Dramatische Sage" nämlich nach der nur mäßig erfolgreichen Uraufführung am Ufer des Traunsees am Landestheater Linz gespielt werden. Zur vom zuständigen Theaterintendanten Heinrich Hagin in Aussicht gestellten "bevorstehenden Aufführung" (Brief Hagins an Narbeshuber, August 1925, OÖ. Literaturarchiv/Adalbert-Stifter-Institut) kam es jedoch nicht - Hagin, erst seit 1924 Direktor des Landestheaters, nahm sich am 4. September 1925 das Leben - und damit Trauntraute den versprochenen Platz auf dem Linzer Spielplan. Auf diese veritable Enttäuschung folgte für Narbeshuber eine lang anhaltende fruchtlose Zeit, die vor allem vom schwierigen Versuch geprägt war, seine Familie (1918 hatte er Anna Frieda Paula Herzer geheiratet, die Mutter seines 1916 geborenen Sohnes Maximilian) finanziell über Wasser zu halten. Erst mit einer Festanstellung als Bibliothekar der Linzer Arbeiterkammer 1934 besserte sich die Situation bis zum Anschluss Österreichs an Nazideutschland. Als ehemaliges Mitglied der Heimwehr und der Vaterländischen Front verlor Narbeshuber, der später eine nicht klar zu definierende Stellung zum Nationalsozialismus einnahm (vgl. Ebner 2008, 150), seinen Posten und arbeitete in weiterer Folge für verschiedene technische Unternehmen sowie für das Linzer Volksbildungswerk, dem er ab 1943 als Geschäftsführer vorstand.

Obwohl sich der Einmarsch Hitlers vorerst auch negativ auf die literarischen Ambitionen des gebürtigen Gmundners ausgewirkt hatte (die bereits zugesicherte Ausstrahlung des Hörspiels Der Todeswagen wurde 1938 kurzfristig abgesagt), feierte Narbeshuber 1943 einen ersten (wenn auch aus heutiger Sicht fragwürdigen) Erfolg als Schriftsteller: Mit dem Drama Camachos Hochzeit erntete er bei den Leipziger Uraufführungswochen enthusiastische Kritiken. Dass der Aufschwung nur kurz andauerte, da bei einem Bombenangriff wenige Tage nach der umjubelten Aufführung alle Bühnenbilder zum Stück zerstört wurden, fügt sich nahtlos in eine schier unglaublich anmutende und hier nur anzitierte Reihe von Misserfolgen und Enttäuschungen, die Narbeshubers Leben durchzog und die mit dem Tod seines Sohnes im Zweiten Weltkrieg und der Parkinsonerkrankung seiner Frau in den späten 1940er-Jahren auch abseits der Literatur tragische Züge annahmen (vgl. Kauer 1994).

Narbeshuber war Mitbegründer der bis 1955 bestehenden "Notgemeinschaft oberösterreichischer Schriftsteller"; 1945-48 stand er dem Schönleitner-Verlag als Cheflektor vor und veröffentlicht u.a. Arbeiten von Enrica von Handel-Mazzetti, Maria von Peteani sowie eigene Werke. Bis zu seinem Tod 1963 publizierte er kontinuierlich Texte und war vergeblich bemüht, als Literat Fuß zu fassen. Vermehrt widmete er sich ab 1945 der Prosa, speziell der Gattung Roman. Es erschienen u.a. Die Buchmooser (1945), Weg ins Licht (1949), Europa hinter dem Walde (1953), sein wohl bekanntestes Werk Der Pionier von Steyr (1958) - die Biografie des aus  Steyr stammenden Industriellen und Waffenproduzenten Josef Werndl, dessen Neffe Narbeshuber war - und Vater von tausend Kindern (1962), ein Roman über das Leben des SOS-Kinderdorf-Gründers Hermann Gmeiner.
Viele seiner Werke versuchte Narbeshuber vergeblich bei Verlagen oder an Schauspielbühnen unterzubringen; sie blieben großteils unveröffentlicht und liegen heute im Nachlass des Autors im OÖ. Literaturarchiv am Adalbert-Stifter-Institut.

Georg Hofer

 

Gedichte. o.O. 1931. - Camachos Hochzeit. Komödie. Berlin 1942. - Don Juan. Drama in fünf Akten. Berlin 1942. - Die Buchmooser. Roman. Aichkirchen 1945. - Gedichte. Aichkirchen u. Wien 1946. - Weg ins Licht. Roman. St. Florian 1949. - Europa hinter dem Walde. Roman. Graz 1953. - Vererbter Haß. Jugenderzählung. Wien 1954. - Der Pionier von Steyr. Roman. Wien 1958. - Vater von tausend Kindern. Roman. Linz 1962.

Baur, Uwe; Gradwohl-Schlacher, Karin: Literatur in Oberösterreich 1938-1945. Handbuch eines literarischen Systems. Bd. 3, Oberösterreich. Wien u. a. 2014, 303-305. - Ebner, Helga; Ebner, Jakob; Weißengruber, Rainer: Literatur in Linz. Linz 1991, 460-467. - Ebner, Helga: Literatur und Literaturbetrieb in Oberösterreich zwischen 1945 und 1955. In: Donau.Verzweigt. Schreiben unter und nach dem Nationalsozialismus. Franz Tumler und Arnolt Bronnen. Hg. von Barbara Hoiß. Linz 2008, 145-184. - Fischer-Colbrie, Arthur: Maximilian Narbeshuber. In: Kleine Literaturkunde. Schriftenreihe des o.ö. Volksbildungswerkes. Bd. 4. Linz o.J., 47. - Hofer, Georg: Eine schwere Geburt am Traunsee. Maximilian Narbeshubers dramatische Sage Trauntraute. In: Seegang. Ergebnisse einer Feld-, Fels- und Wasserforschung am Traunsee. Hg. von Kurt Druckenthaner, Stephan Gaisbauer und Klaus Petermayr. Linz 2013, 193-199. - Ders.: Die Schmähung als Kleinod. Rainer Maria Rilke und die lyrischen Arbeiten des "Herrn Max Marberhuber". In: "Erledigungen". Pamphlete, Polemiken und Proteste. Hg. v. Marcel Atze u. Volker Kaukoreit. Wien 2014, S. 263-266. - Kauer, Wolfgang: Maximilian Narbeshubers Literarisches Schaffen. Salzburg 1980 (= Univ. Hausarbeit). - Ders.: Das Unglück eines Multitalents. In: Oberösterreichische Nachrichten, 5.2.1994.

Stand: 19.1.2016