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Marlen Schachinger

© Rainer Stock

Geb. 12.12.1970 in Braunau am Inn.
Die Autorin repräsentiert in ihren Texten und als Lehrerin für literarisches Schreiben ein frei fabulierendes sowie anspruchsvolles Schreiben.

Schachinger studierte Komparatistik, Germanistik und Romanistik in Wien und Paris und promovierte 2012. Seit 1999 ist sie als freie Schriftstellerin tätig und unterrichtet literarisches Schreiben, seit 2012 fungiert sie als künstlerische Leiterin und Dozentin am Institut für narrative Kunst Niederösterreich in Kleinbaumgarten bei Laa/Thaya. Schachinger ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung und der IG AutorInnen. Als Literaturwissenschaftlerin arbeitet sie zu den Schwerpunkten feministische Literaturgeschichtsschreibung und Literaturproduktion: 2009 legte sie eine Biografie der österreichischen Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg (1909-1994) vor, eine Druckfassung ihrer Dissertation Werdegang. Varianten der Aus- und Weiterbildung von Autor/innen erschien 2013.

Mit so unterschiedlichen Gattungen und Genres wie Lyrik, Hörspiele, Essays, Kurzgeschichten, (Kriminal-)Romanen und Faction-Prosa ist das bisherige literarisches Œuvre Schachingers äußerst umfangreich und spiegelt in seinem Abwechslungsreichtum ihr poetische Selbstverständnis eines freien Schreibens wider. In ihrem ersten Roman morgen, vielleicht (2000) spaltet sich die Protagonistin Magdalena aufgrund ihrer Scheidung in zwei Personen - Magda und Lena - auf, die gänzlich unterschiedliche Leben durchlaufen. Während Lena alles hinter sich lässt und Schriftstellerin wird, erlangt Magda das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder und bestreitet ihr mühsames Leben als Alleinerzieherin. Der Text ist abwechselnd aus der einen wie anderen (Lebens-)Perspektive als zugleich innerer Monolog Magdalenas erzählt. Bereits dieses Debut präfiguriert Fragestellungen, die Schachinger auch später beschäftigen und die Vielzahl an Formen und Stilen in ihren Texten verbinden: Gekonnte Perspektivenwechsel, Identitätsfragen, das bewusste Auflösen tradierter Erzählordnungen und das Kreativ-Spielerische auch vor einem ernsten Hintergrund bilden die Fluchtpunkte ihrer Poetologie.

Seit ihrem ersten Roman veröffentlicht sie wiederholt literarische und essayistische Beiträge in Zeitschriften (u. a. Die Rampe, [Sic!], Literatur und Kritik). Seit 2005 verdichten sich ihre Veröffentlichungen: Nach dem Kriminalroman Der Unschuld Verlust (2005), der Beziehungsstudie Ich, Carmen (2006) und dem Episodenroman Nur Du. Allein (2008) erschien 2013 der Faction-Roman ¡Leben!. Darin verknüpft die Autorin anhand ihrer Protagonistinnen anspruchsvoll die Leiden Homosexueller im Dritten Reich mit den Schreckenserfahrungen des Jugoslawienkrieges der 1990er-Jahre. Ebenfalls 2013 wurde ihr Roman denn ihre Werke folgen ihnen nach veröffentlicht, eine teils ironische, teils tragische Anatomie des Literaturbetriebes. Zuletzt legte sie mit Albors Asche (2015) einen anspielungsreichen, den abendländischen Mythen- und Erfahrungsschatz durchmessenden Roman vor. Zwischen Undine-Erzählung, dystopischem Märchen, Gelehrtentragödie und Thriller changierend, übt Schachinger darin eben jenes frei fabulierende wie anspruchsvolle Schreiben aus, das sie auch als Schreiblehrerin vermittelt.

Für ihr literarisches Werk sowie ihre wissenschaftlichen Arbeiten hat sie mehrere Stipendien (u. a. des Bundes und der Stadt Wien) und Preise (u. a. Lise Meitner Literaturpreis 2007, Theodor Körner Preis für Literatur 2007) erhalten.

Martin Vejvar

 

morgen, vielleicht. Roman. Wien 2000. - Störung. Kurzgeschichten. Gunskirchen 2004. - Der Unschuld Verlust. Berlin 2005. - Wien - Stadt der Frauen. Eine Reiseführerin. Wien 2006. - Ich, Carmen. Erzählung. Wien 2006. - Nur Du. Allein. Roman. Klagenfurt, Wien 2008. - Hertha Firnberg. Eine Biographie. Wien 2009. - [als Hg.] Schreibspuren 2010. Junge Literatur. Eine Anthologie. Wien 2010 - [als Hg.] Identitäten. Spuren schreiben - Spuren lesen. Wien 2011. - Wie ich Autorin wurde ... Wien 2012. - ¡Leben! Faction-Roman. Graz 2013. - Werdegang. Varianten der Aus- und Weiterbildung von Autor/innen. Frankfurt/Main 2013 [zugl. Univ. Diss. Wien 2012]. - denn ihre Werke folgen ihnen nach. Roman. Salzburg 2013. - Albors Asche. Roman Salzburg 2015. - [gem. mit Johannes Milchram und Rebecca Söregi:] übergrenzen. Wien 2015. - Unzeit. Erzählungen. Salzburg 2016. - Martiniloben. Roman. Wien 2016.

Balàka, Bettina: Zwischen Magda und Lena. In: schreibkraft. Das Feuilletonmagazin 6/2001. - Klauhs, Harald: Lesen, leben, lieben [Interview mit Marlen Schachinger]. In: Die Presse, 9.2.2013. - Peer, Alexander: denn ihre Werke folgen ihnen nach. In: Buchmagazin des Literaturhauses Wien, 13.5.2013. - Stift, Linda: Undine in der Kirche. In. Die Presse, 28.2.2015. - Thuswaldner, Anton: So arbeitet eine Schriftstellerin. In: Salzburger Nachrichten, 7.1.2014.