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Josef Enengl

Geb. 4.9.1926 in Kallham am Hausruck, OÖ; gest. 26.4. 1993 in Wien.
Der heute so gut wie vergessene Autor zählte schon zu Lebzeiten zu den Außenseitern im Literaturbetrieb.

Josef Enengl, der in Linz seine Kindheit und Jugend verbrachte, studierte nach Absolvierung der Realschule Germanistik und Philosophie an den Universitäten Graz und Wien. Wien blieb anschließend bis zu seinem Tode sein Wohn- und Schaffensort. Neben Essays über seinen Freund Fritz Wotruba, und Søren Kierkegaard sowie Studien über Alfred Kubin, mit dem er ebenfalls befreundet war, James Ensor, Pablo Picasso und andere veröffentlichte Enengl vor allem Lyrik.
Er fühlte sich keiner literarischen Gruppe zugehörig, stand jedoch dem Surrealismus nahe. Noch während seiner Studienzeit schrieb er seine ersten Gedichte; 1957 erschien sein erster Gedichtband Der Vogel Simurg, der jedoch bald in Vergessenheit geriet. Erst 1979 wurde eine Sammlung von Lyrik aus all den Jahren zuvor (1950-78) in der Edition freibord herausgegeben, in der noch weitere kleine Lyrikhefte folgen sollten. "Freuden, Hoffnungen, phantastische Bilder sind in allen lyrischen Texten Enengls zur Genüge zu finden, aber auch diverse Ängste und Nöte", schrieb sein Freund und Herausgeber der Literaturzeitschrift freibord, Gerhard Jaschke (1995, 205).

Wie sehr seine Lyrik und seine Person eins waren, bringt ein Berufskollege von ihm, Christian Steinbacher, zum Ausdruck: "Für Dichter wie Josef Enengl, die mit ihrem Werk sehr distanzlos verbunden sind, mag überhaupt zutreffen, dass man, um beide ganz zu verstehen, Werk und Dichter nicht gar zu getrennt sehen sollte." (Steinbacher 1987) Gerhard Jaschke fasste in seinem Nachruf das Wesentliche der Person und des Dichters Josef Enengl zusammen: "Ein Dichter. Ein Phantast. Ein phantastischer Dichter. Eine einsame Größe (ein großer Einsamer?) ist nicht mehr. Ein Außenseiter, gewiss nicht nur des hiesigen Literaturbetriebs, jeglichen Betriebs." (Jaschke 1995, 203)

Josef Enengl war Mitglied der Grazer Autorinnen und Autoren Versammlung. 1993 erhielt er posthum den Kulturpreis des Landes OÖ für Literatur.

Bernhard Glas

 

Wien 1957. - Gedichte 1957-1978. Wien 1979. - Neue Gedichte. Wien 1980. - Alfred Kubins Selbstgespräch. Wien 1981. - Der Lammadler (mit grafischen Arbeiten von Ernst Friedrich). Wien 1983. - Schwarze Spiegel. Wien 1983. - Baudelaire ist das Genie der Fallschirmspringer oder: Der Stolz des Adlers kratzt mich am Rücken. Traumaufzeichnungen. Wien 1986. - Am Ursprung der Atmung. Phantastische Gedichte, Studien, Essays, Traumaufzeichnungen. Wien 1987. - Das bewegliche Inventar des Wettbüros. Phantastische Gedichte von Josef Enengl, Holzschnitte von Christian Thanhäuser. Wien 1989. - Stenogramme. Karton mit drei Gedichtzyklen zum 65. Geburtstag. Wien 1991. - Linz - Tibet - Wien: Stenogramme. Wien 1992.

In memoriam Josef Enengl. In: Freibord. Zeitschrift für Literatur und Kunst 1/1993, Nr. 83, 5-24. - Jaschke, Gerhard: Josef Enengl † (1993). In: Petra Nachbaur und Sigurd Paul Scheichl (Hg.): Literatur über Literatur. Eine österreichische Anthologie. Graz 1995, 203-205. - Steinbacher, Christian: "Im Schlaf das unbenannte Gold" - Die phantastische Schau des Josef Enengl. In: OÖ. Kulturbericht 1987, Folge 22, 3.