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Walter Nikodemus Thöni

Geb. 28.11.1903 in Linz; gest. 9.3.1925 ebd.
Das schmale literarische Werk des jungen expressionistischen Dramatikers blieb unveröffentlicht.

Der Linzer Kulturkritiker, Literaturwissenschaftler und Lyriker Josef Laßl erfuhr Ende der 1960er-Jahre vom Nachlass des so früh verstorbenen Dichters Walter Nikodemus Thöni und befasste sich ausführlich mit dessen Leben und Werk. Mangels weiterer biografischer Hinweise stützt sich die folgende Zusammenfassung primär auf diese "Porträts".

Thöni wuchs in Linz in der Waldeggstraße auf und besuchte nach der Volksschule das Realgymnasium. Als sein Vater 1918 starb, musste er noch vor der Matura sein Studium abbrechen und fand eine Anstellung bei einer Linzer Bank. 1923 wurde er nach Wien versetzt, krankheitsbedingt kehrte er jedoch Anfang 1924 nach Linz zurück und wurde im Mai in die Vorarlberger Lungenheilanstalt Gaisbühel eingewiesen. Es folgte im August ein Aufenthalt im Höhenluftkurort Laterns im Montafon. Nach häuslicher Pflege bis Jahresende erhoffte er sich eine gesundheitliche Besserung in Meran. Doch dazu kam es nicht mehr. Er starb am 9. März 1925.
"[...] Walter Nikodemus Thöni, dessen Herkunft auf Südtiroler Ahnen verweist, wurde von den Sturmfluten der Ausdruckskunst erfasst und geschliffen. Die Spuren August Strindbergs sind unschwer zu verfolgen. Wenn der ekstatische Exkurs, der kaum fünfzig Schreibmaschinenseiten ausmacht, zur Zeit des Entstehens - Mitte Juni bis Anfang September 1923 - literarhistorisch nicht eingeordnet wurde, so ist die damalige Unbekanntheit des Autors daran schuld. Die Arbeit, zu der auch Gedichte zählten, kannten nur wenige Freunde, falls man mit dieser Be- und Auszeichnung hochgreifen darf." (Laßl 1970)

In seinem expressionistischen Bühnenwerk Sinfonisches Vorspiel. Allegro (a la Prelude) - Andante - Presto wird ein Konflikt zwischen Sohn und Mutter ausgetragen. Im Mittelpunkt steht Incommodus, der heftig gegen seine Mutter und die Konventionen seiner Elterngeneration rebelliert. "Ich will Künstler werden und weiß nicht, obs der Kopf, die Hand oder der Mund tut. Ich will Mensch sein und weiß nicht, wo ich die anderen finde" (Typoskript, 13), klagt er ihr gegenüber. Von dem Stück ließ Thöni mehrere Vervielfältigungen anfertigen. Eine davon wurde nach Jahrzehnten wiederentdeckt und damit, so Josef Laßl in seinem Beitrag in den OÖN, " [...] der deutschsprachigen Dichtung und dem Expressionismus ein neues Jünglingsbild eingefügt [...]." (Laßl 1970)

Der Nachlass des Autors, dessen Lebensdaten in den spärlichen Quellen etwas variieren, ging als Schenkung an das Deutsche Literaturarchiv Marbach und wurde 1971 von der Nachlassverwalterin in "Gleichschrift" dem OÖ. Literaturarchiv im Adalbert-Stifter-Institut übergeben. Er umfasst neben dem Drama auch Briefe an Claudia (1922-1925), sieben Gedichte (alle in Form von Abschriften mit Schreibmaschine), Fotos sowie die Korrespondenz der Nachlassverwalterin mit dem deutschen Literaturarchiv Marbach und dem Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich.

Fritz Lichtenauer

 

Laßl, Josef: Walter Nikodemus Thöni. Eine literarische Entdeckung. In: Oberösterreichische Nachrichten, 31.12.1969 (Neujahrsmagazin). - Ders.: Ehe das Werk reif war. Zwei literarische Porträts. In: Kulturzeitschrift Oberösterreich 20 (1970), H. 2, 55-57.