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Dienstag, 16. April 2024 - 19:30
Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945

MONIKA HELFER liest aus ihrem Roman „Die Bagage“ (Carl Hanser Verlag, 2020)

Referat: DANIELA STRIGL

Moderation: KLAUS KASTBERGER

Ein Gemeinschaftsprojekt der Alten Schmiede, Wien, des StifterHauses, Linz, und des Literaturhauses Graz

Familienroman, Dorfepos, autobiographische Erinnerung, metapoetische Reflexion, „Geschichte von unten“: Wofür andere hunderte Seiten brauchen, genügen Monika Helfer 150. In höchster Kompaktheit und Dichte zeichnet sie das Portrait ihrer Großmutter Maria und wirft zugleich ein Schlaglicht auf die Zeit des Ersten Weltkriegs auf dem Lande, im Bregenzerwald. Dort lebt am Rande des Dorfes die bitterarme „Bagage“, die schöne Maria mit dem schönen Josef und ihren Kindern, bis Josef einrücken muß und seine von allen Männern des Ortes begehrte Frau ausgerechnet dem keineswegs interesselosen Bürgermeister anvertraut. Zwischen Märchenton und Verismus setzt Monika Helfer die schwankende Rekonstruktion einer in der Familie überlieferten Vergangenheit, sie vertraut auf die Wirkung des Ausschnitts, des Fragments, sie erzeugt Distanz und kommt ihren Figuren doch erstaunlich nahe. Wohl deshalb und vielleicht auch wegen der Exotik der archaisch anmutenden Romanwelt wurde „Die Bagage“ zu einem der aufsehenerregendsten Bücher der letzten Jahre - ohne dass das Label „Autofiktion“ für seinen Erfolg in Anspruch genommen worden wäre. (Daniela Strigl)

MONIKA HELFER, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie u. a. mit dem Robert-Musil-Stipendium, dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, dem Solothurner Literaturpreis und dem Johann-Peter-Hebel Preis ausgezeichnet. Mit ihrem Roman „Schau mich an, wenn ich mit dir rede“, 2017, war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für „Die Bagage“, Roman, 2020, erhielt sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen. Zuletzt erschienen die Romane „Vati“, 2021, mit dem sie erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert war, „Löwenherz“, 2022, und „Die Jungfrau“, 2023.

DANIELA STRIGL, geboren 1964 in Wien, Studium der Germanistik, Philosophie, Geschichte, Theaterwissenschaft. Essayistin, Literaturkritikerin und -wissenschaftlerin, seit 2007 am Institut für Germanistik der Universität Wien tätig.