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Dienstag, 30. Januar 2018 - 16:00
Vortrag – Zum 150. Todestag Adalbert Stifters

Wolfgang Häusler: „Er ist geworden wie einer der alten Seher und Propheten“

Die Bibel in Adalbert Stifters Leben, Werk und Weltbild

Wolfgang Häusler, geboren 1946 in St. Pölten, Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien, Dr. phil. 1970. 1983 Universitätsprofessor für Österreichische Geschichte. Bücher zur Geschichte des 19. Jh.s, zuletzt „Ideen können nicht erschossen werden. Revolution und Demokratie in Österreich”, 2017; Bücher zur Geschichte des österreichischen Judentums und zur historischen Landeskunde von Niederösterreich; Studien zu Grillparzer, Hebbel, Nestroy, Freiligrath und Vormärzliteratur. Zu A. Stifter: „Naturwissenschaft, Heilige Schrift und Historie”, in: Jb. Des Adalbert-Stifter-Instituts, Bd. 16 (2009); „Adalbert Stifter und Friedrich Simony entdecken die Alpen”, in: Österreich in Geschichte und Literatur, 53 (2009), ,Welt- und Menschenkunde in Adalbert Stifters Erzählung „Der Waldgänger”, in: Rutengänge. Festgabe für Walter Brunner, 2011.

Zum Vortrag:
„Der Titelsatz bezeichnet die kindliche Bibellektüre des Haideknaben im ,Haidedorf´ Oberplan. Die objektivierte Autobiographie ist eine Erinnerung an die Großmutter, die neben der katholischen Schulbildung die Glaubens- und Weltbildquellen der Bibel erschloss. Der protestantischen Tradition der häuslichen Bibellektüre liegen Druck und Vertrieb der Cansteinschen Bibelgesellschaft zugrunde. Seit dem 18. Jh. kamen zehntausende Lutherbibeln nach Böhmen. Diese Vorstellungswelt zieht sich, ebenso wie Stifters Prägung durch die katholische Aufklärung im Stift Kremsmünster, durch das ganze Lebenswerk. ,Der arme Wohltäter´ in ,Kalkstein´ ist ursprünglich protestantischer Pfarrer, der mit der Bibel als Kopfkissen schläft.
,Bergkrystall´ beschreibt konkret die kontroverse Konfessionssituation in Hallstatt und in der Gosau, mit der Versöhnung im Geist josephinischer Toleranz und der christologischen Weltschau im Sternenhimmel. Die Herkunft des ,Waldgänger’ deckt Stifters Sympathien für das protestantische Pfarrhaus auf. Kepler, mit dem sich Stifter identifizierte, steht hinter dem ,Prokopus´ und der ,Mappe’. Der tragische Konfessionskonflikt des Dreißigjährigen Krieges ist Hintergrund des ,Hochwald’. Altes Testament und die Probleme der zeitgenössischen gesellschaftlichen Stellung des Judentums sind Thema der Erzählung ,Abdias’. Die Vorrede zu den ,Bunten Steinen’ stellt die Frage nach dem ,heiter gelassenen Sterben’ als Sinnerfüllung des Lebens, Summe des ,Sanften Gesetzes’ in Natur und Menschenleben.” (Wolfgang Häusler)