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Dienstag, 17. Oktober 2023 - 19:30
Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945

RENATE WELSH liest aus ihrem Roman „Johanna“ (Verlag Jugend & Volk, 1979)

Referat: MICHAEL HAMMERSCHMID

Moderation: KLAUS KASTBERGER

Ein Gemeinschaftsprojekt der Alten Schmiede, Wien, des StifterHauses, Linz, und des Literaturhauses Graz

Stilistisch luzide, plastisch und mit einem untrüglichen Blick fürs Wesentliche erzählt Renate Welsh in ihrem 1979 erschienenen Roman über fünf Lebensjahre der Jugendlichen Johanna. Sie wächst als unehelich geborenes Kind bei einer Ziehmutter auf, als 13-Jähriger wird ihr der Lebenswunsch, Schneiderin zu werden, verwehrt. Stattdessen wird sie von einem Bauern gegen ihren Willen „einbehalten“ und muss sich als Dirn verdingen. Doch lässt sie sich nicht unterkriegen, sie lernt vielmehr an den Verhältnissen. Die Spannungen zwischen Sozialisten, Christlich-Sozialen und Nazis im Austrofaschismus der 1930er Jahre entgehen ihr nicht. Und sie bleibt trotz der sie umgebenden Lieblosigkeit, Bosheit und Ideologie bei sich. (Michael Hammerschmid)

RENATE WELSH, geboren 1937 in Wien, aufgewachsen in Bad Aussee und Wien, studierte Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften; freie Übersetzerin und Mitarbeiterin des British Council, seit 1975 freie Schriftstellerin; zuerst bekannt mit ihren Büchern für Kinder und Jugendliche, später auch für Erwachsene. Deren gemeinsamer Erzählschwerpunkt sind zeitgeschichtliche – und damit verflochten sozial- und lebensgeschichtliche – Themen. Umfangreiches sozialpolitisches Engagement für benachteiligte Menschen und Randgruppen, zahllose Schreibwerkstätten.
Viele Preise und Auszeichnungen, u. a. Österreichischer Würdigungspreis, Deutscher Jugendliteraturpreis, Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur (mehrfach), Theodor-Kramer-Preis und Preis der Stadt Wien für Literatur. Seit 2006 ist sie Präsidentin des Dachverbandes aller österreichischen Autorenvereinigungen, der IG Autorinnen und Autoren.
Zu den bekanntesten ihrer gut 60 Buchpublikationen zählen „Das Vamperl“, 1979; „Johanna“, 1979 (Neuauflage 2021); „Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau“, 1990; „Disteltage“, 1996; „Dieda oder Das Fremde Kind“, 2002; „Liebe Schwester“, 2003; „Großmutters Schuhe“, 2011, und zuletzt „Kieselsteine. Geschichten einer Kindheit“, 2019; „Die alte Johanna“, 2021, und „Ich ohne Worte“, 2023.

MICHAEL HAMMERSCHMID, 1972 in Salzburg geboren, lebt als freier Autor in Wien. Kurator des Internationalen Lyrikfestivals „Dichterloh“. Lehraufträge im Bereich Lyrik und Poetik u.a. an der Universität für angewandte Kunst und an der MDW, Wien. Seit 2016 Gedicht-Kooperationen mit Museen. Auszeichnungen u.a.: Reinhard Priessnitz Preis 2009, Josef Guggenmos-Preis 2018, Wiener Kinder- und Jugenbuchpreis 2022, Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2023. Gedichtbände (Auswahl): „Nester“, Klever 2014; „Schlaraffenbauch“. Ill. Rotraut Susanne Berner, Gutenberg 2018; „wer als erster“. Ill.: María José de Tellería, Jungbrunnen 2022; „stopptanzstill!“ Wiener Tier Figuren Gedichte, Picus 2023.