Christoph Carl Fernberger entstammte einer oberösterreichischen Adelsfamilie. Er war der Großneffe von Georg Christoph Fernberger (1557-1594), der 1588-93 auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem bis nach Asien gekommen war und darüber einen lateinischen Reisebericht verfasst hatte. Christoph Carl Fernbergers Weltreise war dagegen unfreiwillig. 1621 kämpfte er im kaiserlichen Dienst als Hauptmann und geriet in niederländische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung versuchte er auf einem Schiff von Amsterdam nach Venedig und von dort nach Hause zu kommen. Da er kein Geld hatte, heuerte er als Schiffskoch an. Zu spät wurde ihm klar, dass das Schiff tatsächlich nach Afrika segelte. Unterwegs erlitt er Schiffbruch auf den kapverdischen Inseln, wurde von einem Boot der Niederländisch-Ostindischen Handelskompagnie gerettet und fuhr über Brasilien, die Magellanstraße und Kalifornien nach Indonesien. Im Juli 1623 in Java angekommen, machte er sich als Handelsreisender selbstständig und besuchte in den folgenden Jahren neben dem malaiischen Archipel auch Formosa, China und Japan. Außerdem nahm er an einem Feldzug der Herrscherin des Sultanats Patani auf der Halbinsel Malakka teil. 1625 trat er die Heimreise nach Europa an, erlitt aber vor Ormuz abermals Schiffbruch, wurde gerettet und als Sklave verkauft, begleitete seinen armenischen Herrn nach Persien, konnte sich freikaufen und kehrte 1626 nach Java zurück. 1627 versuchte er erneut die Rückkehr. Im Juli 1628 kam er in Amsterdam an und reiste über Hamburg und Prag nach Wien. Bis zu seinem Tod 1653 war er kaiserlicher Oberst.
Vermutlich 1633 diktierte Fernberger seinem jüngeren Bruder Christoph Matthias auf der Basis seiner Tagebuchaufzeichnungen das "Reißbuch", ein 271 Seiten umfassendes Manuskript, das 1972 erstmals von Karl Wernhart ediert wurde. Das Original liegt im Wiener Finanz- und Hofkammerarchiv. Eine im späten 17. Jh. angefertigte fehlerhafte Abschrift des Originals findet sich in der Salzburger Universitätsbibliothek. Martina Lehner veröffentlichte 2008 eine Nacherzählung des Reiseberichts. 2011 legte Wernhart eine umfassende, ausführlich kommentierte Neuausgabe des Originals vor.
Fernbergers Reisebericht ist eine faszinierende kulturanthropologische Quelle, ein Zeugnis des Lebens in Indonesien und Vorderindien aus der Perspektive eines mitteleuropäischen Soldaten. In chronologischer Reihenfolge, mit eingeschobenen zusammenfassenden Passagen, zeichnet das Buch ein zwar eurozentrisches, aber erstaunlich offenes Bild der fremden Welt, mit vielen Aufschlüssen über die ökonomische Situation in den von Fernberger bereisten Ländern. Fernberger erscheint als pragmatischer Mensch ohne große Vorurteile - er selbst war etwa protestantisch, gab sich aber, wo es ihm nützte, als katholisch aus. Der Text fand zu seiner Entstehungszeit keinerlei Resonanz - im Dreißigjährigen Krieg war das Interesse an fremden Kulturen wohl gering.
Wynfrid Kriegleder
Christoph Carl Fernberger. Der erste österreichische Weltreisende 1621-1628. Hg. von Karl R. Wernhart. Wien 1972. - Ders.: In sieben Jahren um die Welt. Die Abenteuer des ersten österreichischen Weltreisenden 1621-1628. Neu erzählt von Martina Lehner. Hg. gemeinsam mit dem OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich. Wien, Bozen 2008. - Lukas, Helmut (Hg.): Christoph Carl Fernberger: the First Austrian in Patani and Ayudhya 1624-1625. Tri-lingual (German - English - Thai) annotated edition of Fernberger's diary concerning his stays in Ayudhya & Patani in the years 1624-1625. Bangkok 2015. - Wernhart, Karl R.: Christoph Carl Fernberger. Der erste österreichische Weltreisende 1621-1628. Völlig überarb. und neu komm. Ausg. Mit ergänzendem Kommentar für Indonesien und Südostasien von Helmut Lukas. Wien 2011.
Berger, Günther: Christoph Carl Fernberger von Egenberg in China. In: Wiener ethnohistorische Blätter 35 (1990), 71-98.