Die Familie Hueber ist seit Ende des 15. Jh. im Kreis der reichen Linzer Bürgergeschlechter nachweisbar. Die protestantischen Eltern schickten Christoph zum Lateinunterricht nach Ybbs, Wien und Nürnberg, dann 1538 zum Studium an die Universität Wittenberg, wo er Martin Luther und Philipp Melanchthon kennenlernte. In den 1540er-Jahren reiste Hueber mit einem Kaufmann durch Italien. 1551 wurde er Verwalter auf dem Schloss Hehenberg seines Vetters, des oberösterreichischen Landesanwaltes Erasmus Hacklberger. Am 21. Juni 1556 heiratete er die Linzer Bürgerstochter Margarete Dürr, mit der er zwölf Kinder hatte, von denen ihn drei überlebten. Hueber war Mitglied des Äußeren Rates und bekleidete zeitweise die Ämter eines Steuereinnehmers und Brückenaufsehers. Er lebte offenbar von den Einkünften seiner Gründe im Umkreis von Linz, wahrscheinlich auch von Geld- und Wechselgeschäften.
Die ältesten erhaltenen Porträts von Linzer Bürgern stammen von Christophs Eltern Adrian und Margarete, die 1535 ihre Profile auf einer Renaissance-Schaumünze abbilden ließen. Adrian legte 1521 ein "Familienbuch" an, in das er und seine Frau Vormundschaftsausgaben, Arzneirezepte, die eigene Hochzeit, Geburten und Todesfälle ihrer Kinder eintrugen. Derartige Hausbücher oder Bürgerchroniken sind seit dem 14. Jh. in den benachbarten Stadtkulturen Norditaliens sowie Süddeutschlands zahlreich tradiert und sollten den erreichten Status der Familie dokumentieren. Christoph Hueber setzte die Chronik der Eltern fort. Ergänzend dazu schrieb er 1565 einen Sammelband mit Gebetsvariationen, Erbauungstexten und väterlichen Ermahnungen (Paterna precepta). Den Mittelpunkt dieses Manuskripts bildet eine Cursus uitae mee breuis quedam descriptio, die das Wirken der göttlichen Gnade am Maßstab sozialer Anerkennung aufzeigen möchte und zu den ältesten protestantischen Autobiografien Oberösterreichs gehört.
An breitere Kreise wandte sich Hueber 1569 in einem gedruckten Sendbrieff, der den Christen das Schicksal des jüdischen Volkes vor Augen führt, um sie zu Einigkeit, Moral und Frömmigkeit zu ermahnen.
Harald Tersch
Ein Sendbrieff/ oder trew vnd nothwendige Supplication/ der Obersten/ sampt einer gantzen Gemein der heiligen Stadt Jerusalem/ an die hochlöblich Deudsche Nation. [Linz] 1569 [Faks.-Druck. Hg. von Richard Pils. Linz 1989]. - Linzer Regesten. Hg. von den Städtischen Sammlungen Linz. Bd. E 2. Bearb. von Franz Wilflingseder. Linz 1953, 1-11.
Neumann, Carl Woldemar: Mittheilungen aus dem Hausbuche des Rathsherrn Christoph Hueber von Linz. In: Anzeiger für die Kunde der deutschen Vorzeit. Nürnberg 1875, Sp. 12-16 u. 39-43. - Hoffmann, Alfred: Das Bürgergeschlecht Hueber (1475-1653). In: Linz. Erbe und Sendung. Linz 1941, 109-128. - Mecenseffy, Grete: Ein evangelischer Hausvater des 16. Jahrhunderts. Christoph Hueber aus Linz (1523-1574). In: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 67 (1951), 59-73. - Mecenseffy, Grete: Hueber, Christoph. In: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), 713. - Herrera, Corina Marta: The ambiguous Reformation in the territorial cities of Upper Austria, 1520-1576. Diss. Yale 1980. - Weißengruber, Rainer: Von den Anfängen zum Barock. In: Helga Ebner, Jakob Ebner und Rainer Weißengruber: Literatur in Linz. Eine Literaturgeschichte. Linz 1991, 1-143. - Müller, Albert: Mobilität - Interaktion - Kommunikation. Sozial- und alltagsgeschichtliche Bemerkungen anhand von Beispielen aus dem spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Österreich. In: Helmut Hundsbichler (Red.): Kommunikation und Alltag in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Wien 1992, 219-249.