Urbanitzky besuchte ein Lyzeum in Linz, ein Gymnasium und Vorlesungen in Zürich und Wien. Sie arbeitete als Romanautorin, Erzählerin, Übersetzerin und Journalistin für diverse Tageszeitungen und Zeitschriften (u. a. Österreichisch-ungarische Finanz-Presse, Vierburgenland, Der Tag, Neues Wiener Journal, Neues Grazer Tagblatt, Alpenland, Die Saat), war Pressechefin der Wiener Volksoper, veranstaltete Lesungen im Deutschen Schulverein, gründete den Wiener P.E.N.-Club, betrieb eine Literaturagentur und schrieb zahlreiche Romane (bis 1943 erschienen 32), die z. T. auch hohe Auflagen erreichten.
Urbanitzky etablierte sich als Schriftstellerin zunächst im völkisch-nationalen Lager. Sie setzte sich mit den Ideen von Otto Weininger (1880-1903) auseinander und schrieb den "Rasseroman" Das andere Blut (1920). In den 1920er Jahren liberalisierte sich ihre Haltung. Antisemitismus verschwindet aus den Romanen, pazifistische Tendenzen werden vorherrschend, die immanente Kritik an einer bürgerlichen Sexualmoral wird ihr den Vorwurf der Pornografie eintragen. Urbanitzky beschreibt autonome junge Mädchen im Angestelltenmilieu, Frauen, die sich in der veränderten Welt der verloren gegangenen Geschlechterordnung zu behaupten suchen. Mara, die Heldin des Bestsellers Eine Frau erlebt die Welt (1931) wird zu einer Urmutter mit Sympathien für den italienischen Faschismus stilisiert. Und die in der internationalen Wirtschaftswelt erfolgreiche Titelheldin von Karin und die Welt der Männer (1933)kämpft für die nationalsozialistische Idee mit "weiblichen" Mitteln. Gut dokumentiert ist Urbanitzkys Auftritt als offizielle Delegierte des Österreichischen P.E.N.-Clubs 1933 in Ragusa (Dubrovnik), als sie sich dem demonstrativen Auszug der "gleichgeschalteten" deutschen Delegation anschloss, um so eine Diskussion über die Bücherverbrennungen im NS-Deutschland zu verhindern. Wegen der öffentlichen Diskussion über ihre Parteinahme für die Nationalsozialisten übersiedelte sie nach Berlin und denunzierte von dort aus österreichische SchriftstellerInnen bei den deutschen Machthabern.
Ihre Versuche einer Anbiederung scheiterten aber. Schon bald nach der NS-Machtübernahme in Deutschland wurde 1934 der im Amsterdamer jüdischen Ghetto spielende Roman Mirjams Sohn (1926) und der Lesbenroman Der wilde Garten (1927) verboten, 1936 Durch Himmel und Hölle (1932) als "pornographisch" indiziert, 1941 Urbanitzkys Gesamtwerk auf die "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt. 1939 wurde sie aus formalen Gründen aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Urbanitzky übersiedelte nach Paris, 1939 überraschte sie der Kriegsausbruch bei Verlagsverhandlungen mit dem Morgarten Verlag in der Schweiz. Zusammen mit ihrer Freundin Mia Passini ließ sie sich in Ascona und Lugano nieder, die beiden waren aber in Emigrantenkreisen nicht gern gesehen. Im Scherz Verlag erschienen einige "bewusst unpolitische" Romane (Es begann im September, 1940 und Miliza, 1941). Erst nach wiederholten Versuchen, eine Revision des Verbots ihrer Bücher in NS-Deutschland zu erreichen, entstanden Romane, die eine Distanz zur totalitären Herrschaft (Der große Traum, 1942) und Darstellungen der Exilsituation (Der Mann Alexander, 1943) zum Inhalt haben.
Urbanitzky blendete ihr nationalsozialistisches Engagement aus der eigenen Wahrnehmung aus und stellte sich nach 1945 mit Berufung auf das Verbot ihrer Bücher und auf ihre Emigration als Verfolgte und Opfer des Nationalsozialismus dar. Sie lebte von Einkünften ihrer wieder gegründeten Literaturagentur und arbeitete als Korrespondentin für die Vereinten Nationen in Genf, konnte aber an ihre Vorkriegserfolge als Schriftstellerin nicht mehr anknüpfen. Es erschienen einige zum Teil stark überarbeitete Neuauflagen im Verlag Neues Österreich und im Desch Verlag, für ihre Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus mit dem Titel Aus dem Nest gefallen fand sie aber keinen Verlag. Ausgerechnet Urbanitzky sollte eine offizielle österreichische Selbstdarstellung mit dem Titel Österreich Gestern und Heute im Auftrag des Außenministeriums schreiben. Dieses Manuskript mit autobiografischen Zügen wurde zwar mit einem Vorschuss bezahlt, blieb aber letztlich unveröffentlicht. Der Nachlass Urbanitzkys befindet sich in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus.
Ursula Huber
Wenn die Weiber Menschen werden... Gedanken einer Einsamen. Berlin 1913. - Das andere Blut. Leipzig 1920. - Die Auswanderer. Wien 1921. - Die goldene Peitsche. Leipzig 1922. - Mirjams Sohn. Stuttgart 1926. - Der wilde Garten. Leipzig 1927. - Eine Frau erlebt die Welt. Wien 1931. - Durch Himmel und Hölle. Wien 1932. - Karin und die Welt der Männer. Wien 1933. - Unsere Liebe Frau von Paris. Der Roman eines deutschen Steinmetzen. Berlin, Wien 1938. - Es begann im September. Bern 1940. - Miliza. Bern 1941. - Der große Traum. Bern 1942. - Der Mann Alexander. Bern 1943.
Gürtler, Christa; Schmid-Bortenschlager, Sigrid: Erfolg und Verfolgung. Österreichische Schriftstellerinnen 1918-1945. Fünfzehn Porträts und Texte. Salzburg 2002. - Huber, Ursula: "Frau und doch kein Weib". Zu Grete von Urbanitzky. Monographische Studie zur Frauenliteratur in der österreichischen Zwischenkriegszeit und im Nationalsozialismus. Diss. Wien 1990. - Dies.: Die Frau als "Künstlerin". "Klugrednerei"? In: Zeitgeschichte 16 (1989), H. 11/12, 387-395. - Dies.: Grete von Urbanitzky - ungeliebte Parteigängerin der Nationalsozialisten. In: L'Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft 4 (1993), H. 1, 74-88. - Lehner, Michaela: Das Wort als Tat. Grete von Urbanitzky und Gertrud Fussenegger im Kontext völkisch-nationaler und nationalsozialistischer Literatur. In: Birgit Kirchmayr (Hg.): Kulturhauptstadt des Führers. Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich. Linz 2008, 185-196. - Widmann, Maria: Widersprüche in den Weiblichkeitsbildern Grete von Urbanitzkys unter dem Einfluß des Nationalsozialismus. Dipl. Arb. Universität Salzburg 1996.