Johannes von Gmunden muss laut Wiener Universitätsmatrikel vom Anfang des 15. Jh. mit einem dort genannten Johannes Kraft identisch sein; die Mitglieder der Familie Kraf(f)t haben im Salinenwesen von ca. 1391-1412 bedeutende Stellungen bekleidet und Stephan Kraft (vielleicht Johannes' Vater) hatte als kaiserlicher Beamter mit dem Titel "Pfleger des Ischllandes" 1391 die Wunderburg auf dem Guglberg in Gmunden als Wohnsitz bekommen, wo Johannes also seine Jugendjahre verbracht haben dürfte.
Johannes hat offenbar 1402 den "Baccalaureus in artibus" und 1406 den "Magister artium"an der Universität Wien erworben, 1407 übernahm er erstmals eine mathematische Vorlesung und zwar über die Elemente des Euklid. Von da an war er bis zu seinem Lebensende immer wieder als Lehrer an der Universität Wien tätig, daneben erwarb er in den folgenden Jahren auch das Bakkalaureat in der Theologie, welches die Grundvoraussetzung bildete für den Eintritt in den Klerikerstand und in das 1384 gegründete Collegium ducale, das vom habsburgischen Herzog Albrecht III. gestiftete Kolleg für 12 Universitätslehrer. Dadurch war Johannes' Lebensunterhalt gesichert, 1417 wurde er zum Priester geweiht und ab 1425 war er Chorherr zu St. Stefan in Wien.
An der Universität war Johannes von Gmunden der erste Lehrer, der nach theologischen Vorlesungen (1415-21) in seinen späteren Lebensjahren nur mehr Mathematik und Astronomie unterrichtete, und somit der wohl erste Fachprofessor. Er war außerdem erstmals 1413/14, dann ab 1423 Dekan der Artistenfakultät, ab 1425 sogar Vizekanzler der Universität und u. a. für den Neubau der Universitätsaula zuständig. Seit 1431 nennt er sich selbst immer "plebanus in Laa",also Pfarrer von Laa/Thaya. Diese reiche Pfarre stand schon seit den Anfängen der Wiener Universität deren hohen Amtsträgern, üblicherweise dem Rektor, als einträgliches Benefizium zur Verfügung. Obwohl Johannes nicht als Rektor bezeichnet wird, spricht es für sein hohes Ansehen, dass er dieses Benefizium erhielt; dass er deswegen auch tatsächlich als Pfarrer in Laa gewirkt hätte, wie man früher für seine letzten Lebensjahre angenommen hatte, ist ganz unwahrscheinlich.
Aufgrund seiner zahlreichen Schriften, von denen derzeit fast 500 Handschriften bekannt sind, war Johannes von Gmunden als Astronom weithin berühmt. Vor allem seine Verbesserungen der sogenannten Alphonsinischen Tafeln des 13. Jh., welche in fünf ab 1430 immer wieder verbesserten Auflagen verfasst wurden, von denen allerdings nur drei Fassungen erhalten sind, waren bemerkenswert. Daneben hat Johannes zu einer Reihe astronomischer Instrumente Baubeschreibungen, Benützungsanweisungen und die dazu notwendigen Tafeln verfasst, offenbar aus dem Bedürfnis der universitären Lehre heraus. Am bekanntesten wurde er allerdings als Verfasser der besten damals verfügbaren Kalender, auf denen der erste jemals gedruckte Kalender beruhte und als "Gmundtischer Kalender" berühmt wurde. Ob er darüber hinaus auch der Verfasser des ersten Wiener Stadtplans (des sogenannten Albertinischen Plans) war, ist nicht völlig gesichert. Sein einziges erhaltenes deutschsprachiges Werk ist ein zweiseitiges Flugblatt aus dem Jahr 1432, in dem er die Unheilsvorhersagen eines sogenannten Toledobriefes als völlig haltlos zurückweist.
In seinem 1435 aufgesetzten Testament hinterließ er seine (meist aus Holz gefertigten) astronomischen Instrumente und ca. 200 Handschriften der Universität, wo sie den Grundstock der späteren Universitätsbibliothek bildeten. Darunter waren auch sieben astrologische Werke, die unter Verschluss gehalten werden sollten. Johannes von Gmunden wurde im Wiener Stephansdom als Domherr von St. Stephan beigesetzt, allerdings ist die genaue Lage des Grabs nicht mehr bekannt.
Rudolf Simek
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Stand: 13.11.2012