Bereits ab der frühen Volksschulzeit waren für die Schriftstellerin Bücher unverzichtbar. Erste eigene Schreibversuche folgten, die zunächst noch ohne großen literarischen Anspruch waren, aber doch konsequent weitergeführt wurden. Nach dem Abschluss der Handelsschule in Braunau arbeitete Dahimène in München, anschließend reiste sie ein Jahr durch Afrika. Anfang bis Mitte der 1980er Jahre gelangen erste Publikationen in Zeitschriften und bald folgten auch kleine Literaturpreise.
Dahimène arbeitete unter anderem in der Markt- und Meinungsforschung, als Bilanzbuchhalterin, Werbetexterin und Übersetzerin. Berufe, die auf den ersten Blick nicht unbedingt literaturaffin scheinen und dennoch für ihre Weiterentwicklung als Autorin wichtig waren. Ab 1991 war Dahimène als freiberufliche Schriftstellerin tätig - Preise und Anerkennung von außen boten ihr die Möglichkeit, zum Großteil vom literarischen Schreiben zu leben und Schriftstellerin auch als "richtige Berufsbezeichnung" für sich zu definieren. Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Spektrum ihrer literarischen Formen: Zur Jugendliteratur führte sie der Wunsch, für jedes ihrer drei Kinder ein Buch zu verfassen, als diese gerade die herausfordernde Zeit der Pubertät durchlebten. So entstand der Roman Indie Underground (1997), der mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1998 ausgezeichnet wurde. Die Illustratorin Heide Stöllinger, die das Cover für dieses Jugendbuch gestaltete, regte ein gemeinsames Bilderbuch an. "Das Brillenhuhn" (2001), eine von mittlerweile zahlreichen gemeinsamen Bilderbuchfiguren, war geboren. Schließlich experimentierte die Autorin auch mit Lyrik und wurde dafür bereits mit dem Feldkircher Lyrikpreis 2006 ausgezeichnet. Dabei ist ihr dieser Wechsel zwischen unterschiedlichen Genres und Disziplinen wichtig gewesen. Die poetische Kraft der Texte Dahimènes geht aus der fantasievollen Betrachtung der Welt hervor, die sich im Sprachgebrauch und einer Tendenz zu sprachspielerischen Verfahren widerspiegelt. Eigenheiten und Unangepasstsein der Protagonisten erscheinen als wertvolle Besonderheiten. So eröffnen die Bücher Dahimènes einen so eigensinnigen wie schöpferischen Zugang zur Realität.
Adelheid Dahimène lebte zuletzt in Wels, wo sie an den Folgen einer Krebserkrankung verstarb. Ihr schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (u. a. 2002 Österreichischer Förderungspreis für Kinder- und Jugendliteratur und Adalbert-Stifter-Stipendium des Landes Oberösterreich, 2004 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis für Spezialeinheit Kreiner und Drama-Preis bei Drama-X für REM ,2006 Jugendliteraturpreis des Landes Steiermark und Nominierung für den Internationalen Hans-Christian-Andersen-Preis), sie erhielt mehrere Stipendien (u. a. 2008 Dramatikerstipendium des Bundes) und stand bereits mehrmals auf der Ehrenliste des Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises.
Kathrin Wexberg
Ich, Rosa Lii, die Beträumte [Jugendroman]. Linz 1995. - Meine Seele ist eine schneeweiße Windbäckerei. Klagenfurt 1996. - Indie Underground [Jugendroman]. Linz 1997. - Gar schöne Spiele. Roman. Klagenfurt 1998. - Das Brillenhuhn [Bilderbuch]. Hamburg 2001. - Die seltsame Alte [Bilderbuch]. St. Pölten 2003. - Buttermesser durch Herz. Klagenfurt 2005. - REM [Drama]. Stuttgart 2005. - Das Froschl [Bilderbuch]. St. Pölten 2006. - Zitter-zitter-zitter-Fisch. Wien 2006. - Grubenhunde in 6 and crime [Dramensampler von 6 Autoren]. Linz 2006. - Weitersagen! Schibu halu matei [Bilderbuch]. Köln 2007. - Zum Kuckuck mit den Eiern! [Bilderbuch]. Köln 2008. - Wir und das neue Tier [Bilderbuch]. St. Pölten 2008. - Blitzrosa Glamour. Gedichte. Wien 2009. - Ein bisschen mehr Jubel und Trubel bitte [Bilderbuch]. Weitra 2010. - Rauchernovelle. Wien 2011. - Wenn Herr Montag mit Frau Freitag [Bilderbuch]. Weitra 2011.
Strigl, Daniela: Keine Literatur "light". Laudatio für Adelheid Dahimène. In: libri liberorum. Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung. Sonderheft, 11/2002, 17-23. - Kainz-Kazda, Elfie: Adelheid Dahimène / Selda Marlin Soganci. Weitersagen! Schibu halu matei. In: 1000 und 1 Buch. Das Magazin für Kinder- und Jugendliteratur (Nr. 2), 5/2007, 47.