Der Sohn eines verarmten Dampfbootkommissionärs verlor im Alter von 13 Jahren seine Mutter. Nach mehrjährigen, schließlich abgebrochenen Studien sowie journalistischen und bibliothekarischen Tätigkeiten gelang ihm mit dem sozialkritischen Roman Das Rote Zimmer 1879 der Durchbruch als Schriftsteller. Mit seiner Frau, der Schauspielerin Siri von Essen (1850-1912), und seinen drei Kindern reiste er zwischen 1883 und 1889 durch Europa (Deutschland, Frankreich, Schweiz, Dänemark), immer auf der Suche nach literarischer Anerkennung. Die zweibändige Novellensammlung Heiraten (1884/1886) erregte in Schweden Aufsehen wegen "gotteslästerlicher" und antifeministischer Passagen. Im "Exil" schrieb Strindberg auch sein populärstes Prosawerk Die Hemsöer (1887), eine humorvolle Schilderung des Lebens auf den Schäreninseln vor Stockholm. Der autobiografische Roman Der Sohn der Magd (1886) präsentiert - wie die weiteren Bände seiner Autobiografie - in einem radikalen subjektiven Naturalismus alle Nebenfiguren aus der Perspektive des Protagonisten. Stücke wie Der Vater (1887) und Fräulein Julie (1888), die den Machtkampf der Geschlechter zum Thema haben, machten ihn über die Grenzen Schwedens hinaus bekannt. Mit der nachfolgenden Serie von Einaktern, darunter dem experimentellen Monodrama Die Stärkere (1889), etablierte er den Einakter als die Dramenform der Moderne.
Nach dem Scheitern der Ehe übersiedelte Strindberg 1892 nach Berlin, wo er die Journalistin Frida Uhl (Frida Strindberg) kennenlernte und am 2. Mai 1893 heiratete. Im Juli 1893 verbrachte er einige Tage in der Sommervilla seines Schwiegervaters in Mondsee. Mit dem Erscheinen des Romans Das Plädoyer eines Irren (1893), einer schonungslosen Abrechnung mit der ersten Ehefrau, festigte sich sein Ruf als Skandalautor, Frauenhasser und Verrückter. Die finanzielle Not zwang das Ehepaar im November 1893 zur Übersiedlung zu Verwandten Frida Uhls in Saxen. Strindberg beschäftigte sich mit alchimistischen Experimenten und malte symbolistische Landschaftsbilder. Konflikte mit den Verwandten führten auch zu Eheproblemen, die sich nach der Geburt der Tochter Kerstin am 26. Mai 1894 zuspitzten. Er schrieb Essays (Vivisektionen II) für französische Zeitschriften und übersiedelte Mitte August 1894 nach Paris. Auf Frida Uhls Versuch, wieder in ihren journalistischen Beruf zurückzukehren, reagierte Strindberg mit maßlosen Anklagen gegen seine Frau, die sich daraufhin von ihm trennte. 1897 wurde die Ehe von einem österreichischen Gericht für ungültig erklärt.
Im Herbst 1896 hatte Strindberg seine Tochter Kerstin besucht. Die Begegnung mit der Klamschlucht und dem katholischen Milieu seiner Schwiegermutter führte ihn zur literarischen Produktion zurück. Im autobiografischen Roman Inferno (1897) assoziiert Strindberg literarische Höllenschilderungen (Dante Alighieri, Emanuel Swedenborg) mit der realen Klamschlucht und präsentierte okkulte Verfolgungserlebnisse in religiös-didaktischer Umrahmung. Im Nachfolgeband Das Kloster (1898) beschreibt er seine Ehe mit Frida Uhl, der er Züge einer Femme fatale verlieh. Mit dem dreiteiligen Stationendrama Nach Damaskus (1898-1901), das viele Oberösterreich-Bezüge aufweist, wurde Strindberg bahnbrechend für das moderne Theater (Expressionismus). Der anonyme Protagonist begegnet auf seinem Weg vom Atheismus zum Christentum Personen, die wie Projektionen seiner Komplexe und Schuldgefühle wirken.
Im Drama Der Todestanz (1901) beleuchtet Strindberg die Ehehölle eines Silberhochzeitspaares. Ein Traumspiel (1902) besticht durch eine neue Dramenform mit traumhaften Szenenübergängen ohne Akteinteilung. Die innovative Erzählung Richtfest (1907) ist der innere Monolog eines im Delirium schwebenden Konservators. Unter den späten Kammerspielen, die in Strindbergs eigenem "Intimen Theater" aufgeführt wurden, ragt die albtraumhafte Gespenstersonate (1907) hervor. Zuletzt löste der Dichter in seiner Heimat mit über 500 Artikeln eine große Pressefehde aus. Wenige Monate vor seinem Tod überreichte ihm die Arbeiterschaft Schwedens eine Art Anti-Nobelpreis. Strindberg verschenkte das gesammelte Geld an Bedürftige. Am 14. Mai 1912 verstarb er an Magenkrebs. Seit 1997 besteht in Saxen das einzige August-Strindberg-Museum außerhalb Schwedens.
Friedrich Buchmayr
Werke. 47 Bände. München 1902-1930 (Deutsche Gesamtausgabe). - Ausgewählte Dramen in drei Bänden. Hg. von Artur Bethke. Rostock 1983. - Werke in zeitlicher Folge. Hg. von Angelika Gundlach. Frankfurt/Main 1984-1992 (Frankfurter Ausgabe; 4 von 12 Bänden erschienen, dann eingestellt). - Briefe an seine Tochter Kerstin. Hg. von Torsten Eklund. 2. Aufl. Hamburg 1986. - Ausgewählte Erzählungen in drei Bänden. Hg. von Klaus Möllmann. München 1989. - "Wenn nein, nein!" August Strindberg und Frida Uhl. Briefwechsel 1893-1902. Hg. u. übers. von Friedrich Buchmayr. Weitra 1993. - Verwirrte Sinneseindrücke. Schriften zu Malerei, Fotografie und Naturwissenschaft. Hg. von Thomas Fechner-Smarsly. Amsterdam 1998. - Ich dichte nie. Ein Werk-Porträt in einem Band. Hg. von Renate Bleibtreu. Hamburg 1999.
Baumgartner, Walter u. a. (Hg.): August Strindberg. Der Dichter und die Medien. München 2003. - Bernhardt, Rüdiger: August Strindberg. München 1999. - Buchmayr, Friedrich: Unbekannte Briefe und Photos rund um August Strindberg und seine österreichischen Verwandten. In: Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Institutes 2 (1995), 84-113 und 6 (1999), 132-148. - Ders.: The Power of Instinct. Strindberg and the Austrian Racist Lanz-Liebenfels. In: Göran Rossholm u. a. (Hg.): Strindberg and Fiction. Stockholm 2001, 212-225. - Ders.: Madame Strindberg oder die Faszination der Boheme. St. Pölten 2011. - Die andere Welt. August Strindberg in Oberösterreich. Linz 1993. - Gundlach, Angelika u. a. (Hg.): Der andere Strindberg. Materialien zu Malerei, Photographie und Theaterpraxis. Frankfurt/Main 1981. - Lagercrantz, Olof: Strindberg. Frankfurt/Main 1980. - Meidal, Björn: August Strindberg. Stockholm 1995. - Ollén, Gunnar: August Strindberg. 2. Aufl. München 1975. - Paul, Fritz: August Strindberg. Stuttgart 1979. - Robinson, Michael u. a. (Hg.): Expressionism and Modernism. New Approaches to August Strindberg. Wien 1999. -Schütze, Peter: August Strindberg mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 3. Aufl. Reinbek bei Hamburg 2002. - Strindberg, Frida: Lieb, Leid und Zeit. Eine unvergeßliche Ehe. Hamburg 1936. - Strindberg im Zeugnis der Zeitgenossen. Leipzig 1982. - Wechsel, Kirsten u. a. (Hg.): Strindberg and His Media. Leipzig 2003.