Nach dem Besuch der Volksschule in Bad Goisern und Linz sowie eines Gymnasiums in Linz lebt Bronnen seit 1957 in München, wo sie ein Verlagsvolontariat absolviert und von 1958-63 Germanistik und Philosophie studiert; 1965 Dissertation Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Original und Bearbeitung. Mitarbeiterin an Kindlers Literaturlexikon, Lektoratsarbeit; 1967-72 Mitarbeit bzw. 2005-07 Kolumnistin bei der Münchner Abendzeitung; seit 1980 freie Schriftstellerin; Mitglied des PEN-Clubs in Deutschland und Österreich.
Bronnens Vater ist der Schriftsteller Arnolt Bronnen, ihre Mutter die Journalistin Hildegard Bronnen von Lossow. Von ihrem Debütroman Die Tochter (1980) über Das Monokel (2000) bis zu ihrem Roman Meine Väter (2012) ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte ein zentrales Thema ihres literarischen Schaffens. Bereits 1979 wurde ihr Dokumentarfilm Auf der Suche nach A.B über ihren Vater im Bayrischen Rundfunk gesendet. Auf besonders beeindruckende Weise sichert Bronnen die Spuren ihrer österreichisch-jüdischen Familiengeschichte in Meine Väter, die sowohl vom Großvater als auch vom Vater verleugnet und verschwiegen wurde, aus der Perspektive der Tochter und Enkelin, die das Leben von Dr. Ferdinand Bronner rekonstruiert. Er war Schriftsteller, Dramatiker und Antisemit, der sich als Arier ausgab. Auch Arnolt Bronnen hat sich in einem aufsehenerregenden Prozess für unehelich erklären lassen, um den Vorwurf Halbjude zu sein, zu entkräften. Er war mit Bertolt Brecht befreundet, in erster Ehe mit Olga Förster-Prowe verheiratet, einer Geliebten Goebbels, war Nationalsozialist, dann im Widerstand und als Kommunist Bürgermeister von Bad Goisern, Katholik und lebte in der DDR, um nur einige widersprüchliche Stationen seines Lebens zu erwähnen, die Barbara Bronnen literarisch immer wieder erkundet, ohne endgültige Antworten zu finden.
Als überaus vielseitiger und produktiven Schriftstellerin gilt ihr besonderes Interesse den Frauen, so verfasste sie u.a. 2007 ein Porträt über die letzten Jahre der Historikerin und Dichterin Ricarda Huch (1864-1947), die zu Lebzeiten berühmt und vielbeachtet war, heute allerdings beinahe vergessen ist. Der Titel des Buches bezieht sich auf ein Zitat der Dichterin, die Huchs Lebenssituation charakterisiert: "Es ist, wie wenn man mit gestutzten Flügeln fliegen oder mit Ketten an den Füßen gehen soll..." Tod und Alter sind auch Themen ihrer Romane Am Ende ein Anfang (2006) und Liebe bis in den Tod (2008), einem nachdenklichen Buch über das brisante Thema Freitod und Sterbehilfe, in dem es um den Fall eines Rentners geht, der des Totschlags angeklagt wird, weil er seine schwerkranke Frau erschossen hat und es danach nicht geschafft hat, auch sich selbst zu töten.
Darüber hinaus hat Bronnen zahlreiche Sachbücher veröffentlicht und Anthologien herausgegeben (u.a. zu Themen wie Seitensprünge, Eifersucht, Alter, Geburt, Schwestern), einen mehrfach neu aufgelegten Reisebegleiter über die Toskana und viele Beiträge für den Rundfunk verfasst.
Preise und Stipendien: 1985 Tukan-Preis der Stadt München, Österreichischer Förderungspreis für Literatur, Max von der Grün-Förderpreis für Literatur, 1987 Bamberger Poetikprofessur, 1988/89 Stadtschreiberin von Linz, 1990 Ernst Hoferichter-Preis München, 2015 Schwabinger Kunstpreis.
Christa Gürtler
Die Tochter. München 1980. - Die Diebin. München 1982. - Die Überzählige. München 1984. - Liebe um Liebe. München 1989. - Dschungelträume. Hamburg 1990. - Donna Giovanna. Hamburg 1992. - Karl Valentin und Liesl Karstadt. Berlin 1998. - Leas siebter Brief. München 1998. - Das Monokel. München 2000. - Am Ende ein Anfang. Zürich 2005. - Du brauchst viele Jahre um jung zu werden. München 2005. - Fliegen mit gestutzten Flügeln. Die letzten Jahre der Ricarda Huch 1933-1947. Zürich 2007. - Liebe bis in den Tod. Zürich 2008. - Meine Väter. Berlin 2012.
Stand: 6.8.2015