Janacs ist in Linz aufgewachsen, nach der Matura 1975 studierte er Germanistik und Religionspädagogik in Innsbruck und Salzburg. Während der Studentenzeit trat er in Salzburg als Vortragender fremder und eigener Texte auf. Seit 1981 unterrichtet er an der HTL Salzburg. 1982-86 war er Textautor und Akteur der Kabarett-Gruppe gemeinsam mit Rudolf Habringer und Fritz Popp ("Habringer-Janacs-Popp"). Jahrelang leitete er Schreibgruppen, außerdem war er Lehrbeauftragter am Germanistik-Institut der Universität Salzburg. Ein Stefan-Zweig-Stipendium ermöglichte ihm 1992 einen längeren Aufenthalt in Mexiko, dem noch etliche folgten. Christoph Janacs lebt in Niederalm bei Salzburg.
Auch wenn seine ersten drei Buchveröffentlichungen Prosawerke waren, versteht er sich doch primär als Lyriker. Ähnliche und wiederkehrende Themen finden sich in beiden Genres: Landschaften und Reisen; Aggression, Gewalt und Macht; Tod und Verlust; Blicke und Begrenzungen. Dabei gerät auch die Sprache immer wieder an ihre Grenzen. Diesen stellt sich Janacs in zyklischen Langgedichten, in pointierten, auch gesellschaftskritischen "Ansichtskarten", lyrischen Notaten und auch im lyrischen Essay. Genaues Beobachten, ein vorsichtiges Entziffern der Welt, hermetische Bilder, paradoxe Wendungen, ausgiebige Sprachmeditationen lenken den Blick auf Ungesagtes und schwer Sagbares, aber auch auf unscheinbare Details, auf das Andere, das Fremde. Wie in der Prosa zeigt sich auch hier eine ausgeprägte Vorliebe für Zyklen und durchkomponierte Textanordnungen. Formstrenge und Genauigkeit sind ein weiteres Merkmal seiner Lyrik; die häufige Verwendung der japanischen Lyrikformen Haiku und Tanka zeugt davon. In den früheren Gedichten findet sich deutlich der Einfluss von Ilse Aichinger (über deren Lyrik Janacs seine Diplomarbeit verfasst hat), Günter Eich und Jürgen Becker. Geprägt haben ihn aber auch die Gedichte von Octavio Paz, Roberto Juarroz und René Char. Im direkten Zitat, in der Widmung oder im Text nimmt Janacs immer wieder auf sie Bezug. Eine besondere literarische Bezugsperson stellt immer wieder Adalbert Stifter dar, etwa im Gedichtband Die Zärtlichkeit von Stacheln (2009). Häufig setzt sich Janacs thematisch mit Landschaften, etwa dem Böhmerwald oder der Provence, und ihrer oft von politischer Gewalt bestimmten Geschichte auseinander. Viele seiner Gedichtbände sind als bibliophile Druckausgaben erschienen, etliche zweisprachig.
In der Prosa zeigt sich anfangs deutlich der Einfluss des nouveau roman. Aufgelöste Chronologie, harte Schnitte, wechselnde Perspektiven, strenger tektonischer Aufbau und Offenheit zugleich charakterisieren den Roman Schweigen über Guernica (1989) und die frühen Erzählbände. Diese Texte sind artifizielle Wahrnehmungsexerzitien, bei denen die Konstruktion und auch der visuelle Charakter inhaltlich konstitutiv sind. Janacs sprengt die Grenzen traditionellen Erzählens, indem er Aphorismen, Gedichte, Zitate, Tagebuchnotizen oder sogar Drehbuchteile einmontiert. Spätere Prosaveröffentlichungen zeigen deutlich den Einfluss lateinamerikanischer Literatur und Landschaft. Im Roman Aztekensommer (2001), einem literarischen vielschichtigen Porträt Mexikos abseits touristischen Blicks, finden sich noch eine Vielzahl literarischer Formen und visueller Textgestaltungselemente, aber die Sprache wird sinnlicher und die erzählenden Passagen werden häufiger. Der Erzählband Schlüsselgeschichten (2007) hingegen steht in der Tradition der amerikanischen Short Stories. Erkennbar ist auch eine Tendenz zu pointierter und auch aphoristischer Schreibweise. Vereinzelt tauchten essayistische Passagen schon in Erzählungen und Gedichten auf, im Essayband Der Duft der Dichtung (2012) reflektiert Janacs ausführlich eigene ästhetische Positionen und Einflüsse auf seine Schreibpraxis.
Janacs erhielt zahlreiche Preise, darunter die Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich (1986), den Rauriser Förderungspreis (1988), den Stefan-Zweig-Preis der Stadt Salzburg (1992), das Paliano-Stipendium des Landes Oberösterreich (2002), den Salzburger Lyrikpreis (2003) sowie das Staatsstipendium für Literatur (2005).
Fritz Popp
Schweigen über Guernica. Roman. Salzburg 1989. - Das Verschwinden des Blicks. Erzählungen. Salzburg 1991. - Stazione Termini. Erzählung Salzburg 1992. - Der abwesende Blick. Gedichte. Weitra 1995. - Templo Mayor. Gedichte 1998. - Sumava. Gedichte. Baden 2000. - Tras la ceniza - Der Asche entgegen. Gedichte. México 2000. - Aztekensommer. Roman. Linz, Wien 2001. - Der Gesang des Coyoten. Erzählungen. Innsbruck 2002. - draußen die Nacht in uns. Gedichte. Wien 2002. - Meteoriten. Aphorismen 2004. - Unverwandt den Schatten. Gedichte 2006. - Schlüsselgeschichten. Short Stories. Weitra 2007. - die Ungewissheit der Barke - la barca sin certidumbre. Gedichte. Gosau 2008. - Die Zärtlichkeit von Stacheln. Gedichte. Salzburg 2009. - Eulen. Prosaminiaturen. Salzburg 2010. - Die Stille von Lourmarin. Gedichte. Salzburg 2011. - Der Duft der Dichtung. Schriften zu Literatur und Biographie. Gosau 2012. - mein Schatten, den ich nicht werfe. 52 Gedichte für eine Frau. Salzburg 2013. - Hokusais Pinsel. 51 Gedichte zu 51 Dichtern. Salzburg 2015. - Off season. Mit Fotografien von Peter Schlager. Salzburg 2015. - Kains Mal. Gedichte und Marginalien. Horn 2016.
Bormann, Alexander von: Am Grund der Bilder. In: Literatur und Kritik 2003, H. 371/372, 93f. - Inal, Benjamin: Gedächtnisbildung und Gedächtnisreflexion ‚zwischen den Künsten‘. Intermedialität in Christoph Janacs' Schweigen über Guernica. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 62 (2012), H. 2, 207-223. - Käfer, Hahnrei Wolf: Welt jenseits des Fensters. In: Literatur und Kritik 2000, H. 349/350, 83-85. - Kedves, Alexandra: Die Vielsprachigkeit des austriakischen Dichters Christoph Janacs. In: Neue Zürcher Zeitung, 29/30.1.2005. - Rauchenbacher, Marina: Christoph Janacs. In: Handbuch der Kunstzitate. Hg. von Konstanze Fliedl, Marina Rauchenbacher und Joanna Wolf. Berlin, Boston 2011, 364-366. - Rossbacher, Karlheinz: Christoph Janacs: Schweigen über Guernica oder Wie man Bilder zum Sprechen bringt. In: Marisa Siguán, Karl Wagner (Hg.): Transkulturelle Beziehungen. Spanien und Österreich im 19. und 20. Jahrhundert. Amsterdam, New York 2004, 233-236. - Sturm, Helmut: Salsa roja fresca y recalentada. In: Literatur und Kritik 2002, H. 365/366, 80-82.