Christoph von Schallenberg war der älteste Sohn des Wolf von Schallenberg, eines Mühlviertler Adeligen protestantischer Konfession. Seinem Großvater Christoph verdankte Schallenberg eine wesentliche Voraussetzung für seinen Bildungsgang: die Gründung jener Lateinschule auf der Burg Luftenberg, aus der die obderennsische Landschaftsschule hervorging. Auf Seiten der Mutter, Leonore von Sprinzenstein (gest. 1565), besaß Schallenberg in Paul und Hieronymus Ricius (geadelt: Sprinzenstein) literarisch begabte Ahnen. Auf ein akademisches Studium vorbereitet wurde Schallenberg an der Landschaftsschule in Enns bzw. Linz und an der Lateinschule des Johannes Wolf in Regensburg. An der Universität Tübingen weilte Schallenberg ab 1578. 1580 wandte er sich nach Italien, um in Padua, Bologna und Siena Jus zu studieren. Von Siena aus unternahm er eine Reise nach Unteritalien, Malta und Sizilien. Im Sommer 1583 kehrte er nach Österreich zurück und fungierte ab 1584 im Hofstaat des Erzherzogs Matthias (1557-1619) als Truchsess. Bis 1590 residierte der Erzherzog ständig in Linz, dann meist in Wien, wo Schallenberg im Haus seines Onkels Alexander von Sprinzenstein wohnte. Aufgrund eines Zerwürfnisses zog sich Schallenberg aus der unmittelbaren Umgebung Erzherzog Matthias' zurück, blieb aber weiterhin dessen Panatier (Bannerherr). 1588 heiratete Schallenberg Marusch (Margarete) von Lappitz (1560-1614) und kümmerte sich um die Herrschaft Seisenegg bei Amstetten (Niederösterreich), die Marusch geerbt hatte. Zu Seisenegg kam 1589 als erstes Kind Wolf Christoph zur Welt. Nach dem Verkauf von Seisenegg wohnte Schallenberg vorübergehend auf Ennsegg; hier wurde Ernst Christoph geboren, der jedoch schon im Jahr darauf starb. Anfang 1593 kaufte Schallenberg seinem Verwandten Josef Sigharter die Herrschaft Leombach samt dem Sitz Weyer ab, baute die Burg Leombach um und schuf eine Quellgrotte für Dichtersymposien. Die nahe Herrschaft Achleiten wurde ihm von den Sinzendorfern bis 1596 zur Nutzung überlassen.
Dass Schallenberg im Mittelpunkt eines Freundeskreises dichterisch begabter Landadeliger stand, wird durch seinen Briefverkehr mit Hans Fernberger und Hans Seegger dokumentiert. In Leombach kam 1593 als dritter Sohn Georg Christoph zur Welt. 1594 wurde Schallenberg zum kaiserlichen Regimentsrat ernannt, rückte zum Regenten der niederösterreichischen Lande auf und erhielt 1595 als Obrister Schiffmeister den Befehl, den Truppennachschub an die Türkenfront in Ungarn zu organisieren. Schallenbergs Brüder fielen dort den Kämpfen zum Opfer, er selbst kehrte 1596 aus der verlorenen Schlacht von Erlau unverletzt nach Wien zurück, wohin seine Familie 1594 übersiedelt war. Hier erlebte er die Geburt seines Sohnes Carl Christoph. Ende 1596 gab Schallenberg den Landwirtschaftsbetrieb auf seinen Gütern ob der Enns auf. Nachdem er in Wien Reitertruppen abgemustert und Ratswahlen organisiert hatte, stand er wieder an der Front in Ungarn, wo er im April 1597 schwer erkrankte. Er wurde in seine Wiener Wohnung transportiert und starb dort "am Reissen und Stein". Die Witwe heiratete 1601 Schallenbergs jungen Freund Job Hartmann von Enenkel (1576-1627), der 1604 die handschriftlich vorliegende Sammlung von Gedichten Schallenbergs anlegte (Wien, ÖNB, Cod. Ser. nov. 94).
Schallenberg schöpft in seinen Carmina aus dem gesamten Vorlagereservoir der neulateinischen Gelegenheits- und Gebrauchsdichtung seiner Zeit. Elemente des literarischen Manierismus erweisen Schallenberg als eingebunden in Strömungen der Lyrik des ausgehenden 16. Jh. Es finden sich Beispiele für alles, was als zukunftsweisend für Stil und Wesen der neulateinischen und deutschen Lyrik des 17. Jh. gilt. Bei Schallenbergs Deutscher Poeterei handelt es sich fast durchwegs um Liebeslyrik. Nachdem Schallenberg in Italien die poetische Handhabung einer modernen Sprache kennengelernt hatte, versuchte er sich - bei weitaus schlichterer sprachlicher Gestaltung als in seinen lateinischen Gedichten - an Übersetzungen und Nachbildungen italienischer Villanellen und Canzonen, bezog jedoch Elemente einer fortwirkenden älteren deutschen Tradition mit ein, die er um petrarkistische Ausdrucksformen erweiterte, um schließlich zu einer durchaus eigenständigen Aussage zu gelangen. Außer den Liebesgedichten finden sich unter Schallenbergs deutschen Liedern zwei anlassgebundene Reimpaarreden und ein geistliches Trostlied in der Tradition des evangelischen Kirchengesangs. Schon vor Martin Opitz (1597-1639) befolgte Schallenberg weitgehend die Regel, dass in deutschen Gedichten metrischer und Wortakzent zusammenfallen sollten.
Robert Hinterndorfer
Christoph von Schallenberg. Hg. von Hans Hurch. Tübingen 1910. - Sämtliche Werke und Briefe. Hg. von Robert Hinterndorfer. 2 Bde. Wien 2008 (enth. u. a.: Carminum libri IV; Deutscher Poeterei 76 Lieder; Lateinische und deutsche Briefe; Relationen [Erkundung des Ötscher 1591. Feldtagebuch 1596]).
Bolte, Johann: Zu den von Christoph von Schallenberg übersetzten italienischen Liedern. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen 92 (1899), 65-68 und 106; sowie (1901), 139. - Hinterndorfer, Robert: Das Beispiel Christoph von Schallenbergs: Herausforderungen literar-historischer Quellenforschung zum österreichischen Späthumanismus. Mit neuen Materialien zur Bio- und Ergographie. In: Christoph Fackelmann, Wynfried Kriegleder (Hg.): Literatur - Geschichte - Österreich. Festschrift für Herbert Zeman. Wien 2011, 415-464. - Hübner, Gert: Christoph von Schallenberg und die deutsche Liebeslyrik am Ende des 16. Jh. In: Daphnis 31 (2002), 127-186. - Hurch, Hans: Italienische Volkslieder des 16. Jh. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen 87 (1891), S. 446-448. - Ders.: Aus dem Liederbuch eines adlichen Poeten des 16. Jh. In: Zeitschrift für deutsches Alterthum 36 (1892), S. 63-77. - Klecker, Elisabeth: Es schallt durch Berg und tiefe Tal. Hieronymus Arconatus und Christoph von Schallenberg In: Unsere Heimat 75 (2004), S. 152-159. - Martino, Alberto: Die italienische Literatur im deutschen Sprachraum. In: Chloe. Beihefte zu Daphnis 17 (1993), S. 421-423. - Pauli, Catharina: Herrn Christophs von Schallenberg deutsche Poetereien. Diss. masch. Universität Wien 1942. - Velten, Rudolf: Das ältere deutsche Gesellschaftslied unter dem Einfluß der italienischen Musik. Heidelberg 1914.