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Dora Dunkl

© Adalbert-Stifter-Institut / StifterHaus

Geb. 13.10.1925 in Würzburg; gest. 3.12.1982 in Steyr.
Vor allem Lyrikerin, aber auch Autorin von Erzählungen, Kurzprosa und literarischen Essays.

Waltraud Barbara Dorothea Schottenloher stammte aus einer gutbürgerlichen, kunstsinnigen Ärztefamilie. Sie wuchs in der niederbayerischen Kleinstadt Deggendorf auf und absolvierte das örtliche Realgymnasium. Schon als Schülerin verfasste sie frühreife Reflexionen in Form von Hymnen und Sonetten. 1944 begann sie das Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Würzburg, das sie in den Wirren des Krieges abbrechen musste. Sie heiratete den angehenden Arzt Anton Oberleitner, einen Österreicher. Das Paar übersiedelte in den niederösterreichischen Ort Haidershofen, wo eine Arztpraxis eröffnet wurde. Eine Tochter und ein Sohn wurden geboren.

Waltraud Oberleitner veröffentlichte Gedichte in allen oberösterreichischen Tageszeitungen sowie in Zeitschriften und Anthologien (u. a. Stillere Heimat, Die Rampe, Facetten, Literatur und Kritik, Die Barke, Die Furche), wurde Obfrau von Vereinen, hielt Lesungen, rezitierte im Rundfunk und führte einen literarischen Salon. Ihr überhöhter Lebensstil im Kontrast zum provinziellen Umfeld und die brüchige Ehe führten zur Suche nach einer Neuorientierung. Nach einem Selbstmordversuch und der Scheidung ehelichte sie 1958 den Architekten Heinrich Dunkl. Er gab der Autorin fortan den gesellschaftlichen Rahmen, das kritische Interesse an ihrem Werk. Sie verkürzte ihren dritten Vornamen zu Dora und schaffte sich in Verbindung mit dem Namen Dunkl den besonderen Klang ihres Künstlernamens.
Beeinflusst von den französischen Symbolisten schrieb sie zunächst in traditionellen Formen, löste sich jedoch bald vom Reim- und Metrikschema, verknappte ihre lyrische Botschaft bis zum Kürzel, grafisch in Blöcke aufgelöst, ähnlich der lyrischen Avantgarde.  Ihre eigenwillige Metaphorik ("Betonherz", "Natternhemd", "Olivenauge"), oft leitmotivisch wiederkehrend, steht jedoch abseits jeder literarischen Strömung. 1970 bekam sie den Förderungspreis für Literatur des Landes Oberösterreich. Auch Dunkls Prosa ist anerkannt. Der autobiografische Text Fortdauer der Erinnerung (1972) ist ein kleines Meisterwerk. Lyrik und Prosa gehen oft ineinander über. Besonders erwähnenswert ist der lyrische Essay Loblied auf den Mostbirnbaum (1981), eine Hommage an das ländliche Oberösterreich (s. auch Most).
Dora Dunkl hat über Jahrzehnte das literarische Leben der Stadt Steyr geprägt. Sie schuf mit den Serenadenabenden südliche Atmosphäre in einer oberösterreichischen Kleinstadt. Dichten war für sie - ähnlich wie für die ebenfalls in Steyr lebende Marlen Haushofer - die poetische Verdichtung ihrer Existenz. Ihr exzessives Wesen, ihre totale Hingabe an die Ästhetisierung des Lebens, die Liebe und die Poesie verbrauchten jedoch frühzeitig ihre Kräfte. Nach dem Tod ihres Mannes verlor sie den Halt, vereinsamte und verfiel der Droge Alkohol. Sie starb im 58. Lebensjahr im Landeskrankenhaus Steyr.

Marlene Krisper

 

Fortdauer der Erinnerung. Wien 1972. - Loblied auf den Mostbirnbaum. Steyr 1981. - Ein Haus aus Stein. Gesammelte Werke. Steyr 1992.

Gerda Hack: Dora Dunkl - Versuch einer Monographie. Salzburg 1980. - Marlene Krisper: Dora Dunkl, eine Nacherzählung. Biographie. Steyr 2003.