Herbert Lange wurde als einziges Kind des Gewerberevisors Richard Lange und seiner Frau Meta (geb. Döbert) 1908 in Dresden geboren. Nach dem Besuch von Bürger- und Mittelschule schrieb sich der schon früh an bildender Kunst und Literatur Interessierte (wohl auf Drängen des Vaters) an der Technischen Hochschule seiner Heimatstadt ein, um 1928-33 (davon auch einige Semester an der Universität Wien) verschiedene Fächer zu belegen, darunter Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Soziologie. Das Studium schloss er mit dem Staatsexamen ab; die damit verbundene Lehrberechtigung für den Freistaat Sachsen übte Lange bis zu seiner Übersiedlung 1939/40 nach Schärding an einer Volksschule aus. Parallel dazu versuchte sich der gebürtige Dresdner als Maler und Autor und veröffentlichte ab 1931 literarische Arbeiten (u. a. im Dresdner Anzeiger). Im Dritten Reich nahm er als Mitglied der Reichskammer für bildende Künste an Ausstellungen teil und publizierte "[i]m Rahmen des NSLB [= Nationalsozialistischer Lehrerbund e. V.]" (vgl. Baur/Gradwohl-Schlacher 2014, 281) in den 1939 und 1940 erschienenen Hilf-mit!-Büchern. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Lange als Sanitäter eingesetzt war, blieb er in Oberösterreich, kehrte jedoch nicht in den Lehrerberuf zurück. Ab 1945 arbeitete er als Kulturredakteur für die Oberösterreichischen Nachrichten, seit 1947 war er Feuilletonchef der Kulturbeilage der Nachrichten am Abend sowie literarischer Leiter und Begründer der Pegasus-Produktion im Brücken-Verlag (Linz und Wien). 1961 wechselte er an die Spitze des Presseamtes der Stadt Linz und war Schriftleiter der Zeitschrift linz aktiv. Nach einem Herzinfarkt 1968 zog sich Lange zunehmend aus dem Arbeitsleben zurück und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Wernstein am Inn, wo er mit seiner Frau Irma (geb. Gruppenberger) ein Haus besaß. 1971 verstarb er an den Folgen eines neuerlichen Herzinfarktes im Krankenhaus Schärding.
Obwohl Lange zeitlebens literarisch und bildkünstlerisch tätig war, Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, Texte für Rundfunk und Zeitschriften sowie eine Reihe von selbstständigen Publikationen vorweisen konnte, erreichte er vorrangig als Publizist, Kulturkritiker und Verfasser von Regionalia Bekanntheit. Als Journalist und Redakteur stand er in Kontakt mit vielen Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland. In seinem Nachlass im OÖ. Literaturarchiv/Adalbert-Stifter-Institut finden sich u. a. Briefe von Marlen Haushofer, Kurt Klinger, Arthur Fischer-Colbrie, aber auch Schreiben von Thomas Mann, Heimito von Doderer, Hermann Hesse oder Carl Zuckmayer. Sich selbst bezeichnete Lange in einem kurzen autobiografischen Text mit dem Titel Kleines Selbstbildnis (abgedruckt im Katalog zur Gedächtnisausstellung Herbert Lange. Malerei, Grafik) als "Doppelbegabung, das heißt: ich habe von Jugend an nicht genau gewußt, was ich werden will, und haargenau das bin ich auch geworden. Heute halten mich meine Freunde, die Maler sind, für einen annehmbaren Dichter, und die Schriftsteller unter ihnen rechnen mich unter die leidlichen Maler." Zu den hier augenzwinkernd anzitierten Weggefährten Langes zählte u. a. Alfred Kubin, mit dem den mehrfach Begabten eine enge Freundschaft verband und über den er immer wieder Texte veröffentlichte. Wie weitreichend diese Verbindung war, verdeutlicht wohl am eindrucksvollsten die Tatsache, dass Lange 1971 an exakt jener Stelle am Friedhof in Wernstein beigesetzt wurde, wo 1959 zuerst Kubin bestattet worden war (vgl. Baur/Gradwohl-Schlacher 2004, 282).
Für Aufsätze zur Biennale in Venedig wurde Lange mit dem Kritikerpreis anlässlich der 23. Auflage des Kunstfestivals ausgezeichnet; 1961 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Er war Mitglied des Sächsischen Kunstvereins in Dresden, der Innviertler Künstlergilde, des PEN-Clubs Wien-London, der Deutschen Akademie der darstellenden Künste in Frankfurt am Main, des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich und zeitweilig der Künstlervereinigung MAERZ.
Georg Hofer
Die Spiegeltüre. Erlebnisspiel vom Kampf gegen Hunger und Kälte. Leipzig 1936. - Der Brückenschlag über den Tod. Leipzig 1944. - Das poetische Zeitalter. Mit sechzehn Zeichnungen von Alfred Kubin. Linz 1948. - Die Geschichte vom Brot. Linz 1951. - Eine völlig nebensächliche Figur. Novelle. Linz 1953. - Kleine Leute - leider mit Gefühl. Erzählungen. Linz 1958. - leben in linz. ein lesebuch. Linz 1961. - Linz. Die Donaustadt Österreichs. Linz 1964.
Baur, Uwe; Gradwohl-Schlacher, Karin: Literatur in Österreich 1938-1945. Handbuch eines literarischen Systems. Bd. 3, Oberösterreich. Wien u. a. 2014, 280-282. - Herbert Lange. Malerei, Grafik. Gedächtnisausstellung. Linz o. J. - Kleinschmidt, Karl: Herbert Lange. In: Vierteljahresschrift des Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich 21 (1972), F. 1/2, 14f. - w. k. [= Walter Knoglinger]: Prof. Lange †. In: linz aktiv 39 (1971), 49. - Kraft, Peter: Kunstkritiker über den Tag hinaus. Zum Tod von Herbert Lange. In: Oberösterreichischer Kulturbericht 12 (1971), 52. - Ders.: Kunstpädagoge einer wachsenden Stadt. Herbert Lange zum 60. Geburtstag. In: Oberösterreichischer Kulturbericht 28 (1968), s. p.