Johannes Baptista war der Sohn von Johannes Rexius (1560-68 kaiserlicher Hofkammersekretär Ferdinands I. in Wien) und von Katharina Dorner. Er dürfte an der Wiener Universität das Artes-Studium absolviert haben, bevor er 1586 in Ingolstadt und 1588 in Siena, Padua und Bologna Jus studierte. 1598 starb er in Freistadt (möglicherweise durch Suizid) und erhielt auf Betreiben seines Stiefvaters Elias Corvinus (gest. 1602) ein christliches Begräbnis.
1581 verfasste Rexius zwei lateinische Preisgedichte auf Martin Radwiger (gest. 1588), Probst von St. Dorothea, und auf Melchior Klesel (gest. 1630), später Bischof von Wiener Neustadt. Um 1584 entstand seine Ilias Homeri teutsch, der die lateinische Übertragung des griechischen Originalsdurch Lorenzo Valla (gest. 1457) und Francesco Griffolini Aretino (geb. 1420) zugrunde liegt.
In seiner Ilias bietet Rexius eine relativ getreue Übertragung seiner lateinischen Quelle und konzentriert sich auf eine inhaltlich adäquate Vermittlung des homerischen Epos. Dabei ist er um eine Vereinfachung der komplexen Handlung bemüht. Seine Ilias kann als eine zielsprachenorientierte Übersetzung betrachtet werden, die sich weitgehend auf sprachliche Adaptation beschränkt. Ihr christlich geprägter Sprachgebrauch ist schon durch die Wahl der Volkssprache bedingt und nicht unbedingt einer christlichen Interpretation der antiken Erzählung geschuldet. Durch punktuelle Durchflechtung der antiken Vorstellungswelt mit neuzeitlichen, christlichen Details versucht Rexius allerdings, die historisch-kulturelle Diskrepanz zwischen Erzähltem und der Welt des Lesers zu überbrücken.
Rexius' Übersetzung ist im Unterschied zu den gedruckten deutschen Homer-Übertragungen seiner Zeit - Simon Schaidenreissers Odyssea (1537) und Johannes Sprengs Ilias (1610) - nur in einer heute im Stift St. Florian aufbewahrten Handschrift (Cod. XI 585) überliefert; über ihre Nachwirkung ist bislang nichts bekannt.
Antje Willing
Ilias Homeri teutsch. Mit synoptischem Abdruck der ‚Ilias‘-Übertragung Lorenzo Vallas. Hg., kommentiert und eingeleitet von Antje Willing. Berlin 2009. - Preisgedicht auf Melchior Klesel. In: Johannes Baptista Rexius: Ilias Homeri teutsch. Berlin 2009, 866.
Alfen, Klemens; Fochler, Petra; Lienert, Elisabeth: Deutsche Trojatexte des 12. bis 16. Jahrhunderts. Repertorium. In: Die Trojaliteratur im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Materialien und Untersuchungen. Hg. von Horst Brunner. Wiesbaden 1990, 7-197, bes. 131-135. ‒ Bleicher, Thomas: Homer in der deutschen Literatur (1450-1740). Zur Rezeption der Antike und zur Poetologie der Neuzeit. Stuttgart 1972. ‒ Fochler, Petra: Fiktion als Historie. Der Trojanische Krieg in der deutschen Literatur des 16. Jahrhunderts. Wiesbaden 1990. ‒ Homeyer, Helene: Die spartanische Helena und der Trojanische Krieg. Wandlungen und Wanderungen eines Sagenkreises vom Altertum bis zur Gegenwart. Wiesbaden 1977. ‒ Kern, Manfred: Homer. In: Lexikon der antiken Gestalten in den deutschen Texten des Mittelalters. Hg. von Alfred Ebenbauer und Manfred Kern unter Mitwirkung von Silvia Krämer-Seifert. Berlin, New York 2003, 307-308. ‒ Kugler, Hartmut: Johannes Baptista Rexius. In: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hg. von Walther Killy. München 1991, Bd. 9, 407-408. ‒ Newald, Richard: Die erste deutsche Iliasübersetzung in Prosa des Johannes Baptista Rexius (1584). In: Zeitschrift für deutsche Philologie 54 (1929), 339-359. ‒ Ders.: Die deutschen Homerübersetzungen des 16. Jahrhunderts. In: Das humanistische Gymnasium 43 (1932), 47-52. ‒ Ders.: Johannes Baptista Rexius. In: Freistädter Geschichtsblätter 3 (1952), 34-47. ‒ Willing, Antje: Die ‚Ilias Homeri‘ des Johannes Baptista Rexius. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 136 (2007), 480-499. ‒ Dies.: Kommentierte Gesamtedition der ‚Ilias Homeri teutsch‘ des Johannes Baptista Rexius. In: Erlanger Editionen. Grundlagenforschung durch Quelleneditionen: Berichte und Studien. Hg. von Helmut Neuhaus. Erlangen, Jena 2009, 317-336.
Stand: 9.5.2016