Stummer wird als Sohn des Schneidermeisters Paul und seiner Frau Elisabeth (geb. Heinzl) in Linz-Urfahr geboren. Nach dem Besuch von Volks- und Bürgerschule absolviert er eine Ausbildung im Kaufhaus Josef Mayrhofer in Enns, fällt jedoch bereits ein Jahr nach dem Lehrabschluss der Wirtschaftskrise zum Opfer und wird gekündigt. 1931, nach dreijähriger Arbeitslosigkeit, wird Stummer Sekretär des Direktors am Linzer Studentenheim "Salesianum"; bis er 1938 zur Flak-Ersatz-Abteilung in Linz Wegscheid versetzt wird, nützt der junge Autor die Zeit im ‚hochschulnahen‘ Umfeld und veröffentlicht erste Arbeiten. Die kommenden Kriegsjahre sind geprägt von schweren Schicksalsschlägen und vielen Versetzungen: 1940 stirbt sein Sohn Josef Wolfgang nur eine Woche nach der Geburt; 1941, kurz bevor Stummer als Soldat in den Krieg einrücken muss, auch seine Frau Berta (geb. Gossenreiter), mit der er seit 1937 verheiratet war. 1943 kommt er als Stenograf an die Kriegsschule Wiener Neustadt, wird aber bereits Mitte 1944 nach Oberösterreich versetzt (zuerst nach Ottensheim, anschließend nach Linz-Auhof), um russische Kriegsgefangene zu bewachen. 1945 gerät Stummer, der nach eigenen Angaben durch den Krieg nicht weniger als zehn Buchmanuskripte einbüßte, für einen Monat in amerikanische Gefangenschaft. Erst 1949 folgt die berufliche und private Konsolidierung: Stummer wird Finanzbeamter beim Land OÖ und heiratet seine zweite Frau, Berta Holzinger.
Seine beachtlichen Kenntnisse der deutschen Sprache eignet sich Stummer mit viel Engagement im Eigenstudium an. In seiner Kurzgefaßten Selbstbiographie, die einer Festschrift zum 70. Geburtstag des Autors vorangestellt ist, schreibt er über die Zeit des Selbststudiums: "Ich habe damals schier wie besessen gebüffelt. Ich dachte wie Faust: ‚Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen.‘" (1979, 13). Und über das enorme Pensum des Erlernten heißt es wenige Zeilen später: "Ich habe es ausgerechnet: dieses mein Studium entspricht rund zwanzig Semestern Hochschule." (ebd.). Bis zu seinem Tod betätigt sich Stummer als Volksbildner und selbsterklärter Kämpfer für gutes Deutsch; er veröffentlicht unzählige Arbeiten - vor allem Lyrik und theoretische Werke zur deutschen Sprache. 1972 gründet er die in Linz ansässige Vereinigung "Poesie", als deren Obmann er 44 literarisch-musikalische Abende organisiert. Sein Einsatz für "die ewig mißhandelte Sprache" (1979, 14) schlägt sich in rund 4.000 Sprachglossen nieder, die bis zu seinem Tod in verschiedenen Zeitungen abgedruckt werden. 1971 wird Stummer von der Landesregierung OÖ zum Konsulenten für Volksbildung ernannt; 1976 verleiht ihm der Bundespräsident den Berufstitel Professor. Zu seinen bekanntesten Lehrbüchern zählen u. a. Machst du wirklich keine Fehler mehr? (1937; insgesamt sieben Auflagen), Rettungsring in Rechtschreibnöten. Alles über den orthographischen Kleinkram (1965) und das überaus positiv rezensierte Werk Vers, Reim, Strophe, Gedicht. Ein Lehr- und Lesebuch über das Handwerkliche der deutschen Dichtkunst (1968).
Georg Hofer
Harmonien und Dissonanzen. Gedichte und Aphorismen. Linz 1933. - Machst du wirklich keine Fehler mehr. Linz 1937 [sieben Auflagen bis 1952]. - Sprechen ich ein schönes, richtiges Deutsch? Linz 1939. - Stille Stunden. Gedichte. Linz 1952. - Abseits. Gedichte aus gedruckten und ungedruckten Werken. Wien 1953 [2. Aufl. 1955]. - G'spoaß und Ernst. Neueste Gedichte in der oberösterreichischen Mundart. Ried/Innkreis 1957. - Schlicht erzählt. Volksnahe (erzählende) Gedichte. Wien 1958. - Bunte Splitter. Aphorismen, Distichen und Sprüche. Wien 1959. - Marliese das Kleinchen. Fröhliche Verse für alle, die Kinder lieben. Linz 1960. - Drücke ich mich immer richtig aus? 4. Bde. Wien 1962. - Zán Lachá und zán Dengá. Allerneueste Mundartgedichte in der oberösterreichischen Mundart. Ried/Innkreis 1963. - Rettungsring in Rechtschreibnöten. Alles über den orthographischen Kleinkram. Linz 1965. - Vers, Reim, Strophe, Gedicht. Ein Lehr- und Lesebuch über das Handwerkliche der deutschen Dichtkunst. München 1968. - Plaudereien über den richtigen Sprachausdruck. Ried/Innkreis 1972.
Bortenschlager, Wilhelm: Josef Viktor Stummer - ein Siebziger. Ein Leben für Sprache und Dichtung. Ried/Innkreis o. J. [1979]. - Watzinger, Carl Hans: Zum Gedenken an Prof. Josef Viktor Stummer. Oberösterreichischer Kulturbericht 35 (1981) F. 6, 49.