Karl Farkas wird am 28. Oktober 1893 in Wien 2, in der elterlichen Wohnung Große Sperlgasse 21, als Sohn der ungarischstämmigen Eltern Franziska und Moritz Farkas geboren. Nach erfolgreicher Absolvierung einer kaufmännischen Ausbildung an der Handelsakademie inskribiert er an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Beinahe hätte der Erste Weltkrieg der Bühnenkarriere von Karl Farkas ein Ende gesetzt, noch ehe sie richtig begonnen hatte: Ein Jahr nach seiner Inskription meldet er sich wie viele andere junge Männer freiwillig beim Militär und wird 1915 durch einen Granatsplitter im rechten Lungenflügel verletzt. Nach ersten Erfahrungen beim Fronttheater und einem einjährigen Engagement am Olmützer Stadttheater (1918/19) heuert der junge Karl Farkas im September 1920 als Ensemblemitglied des Linzer Landestheaters an. Eine Saison lang spielt, inszeniert und schreibt sich Farkas durch ein beachtliches Repertoire an Stücken, Figuren und Stoffen: Die großen Klassiker Lessing, Goethe und Schiller stehen dabei ebenso auf dem Programm wie Zeitgenössisches (Frank Wedekind, August Strindberg). Als Regisseur versucht er sich gleich im Opernfach (Verdi) und macht auch als Autor von sich reden.
Das Linzer Landestheater befand sich zu dieser Zeit nachkriegs- und inflationsbedingt in einer äußerst prekären Lage. Im Mai 1920 legte der Direktor Max Höller sein Amt nieder. Die Leitung wurde daraufhin dem erst 28-jährigen Schauspieler Paul Wrede übertragen, dem zwar ein großes künstlerisches Engagement, aber ein deutlicher Mangel in geschäftlichen Dingen nachgesagt wurde. Umso erstaunlicher muten die Ausmaße des Spielplans an: Allein Karl Farkas partizipierte als Schauspieler bzw. teils als Regisseur an ungefähr 40 Produktionen.
Die Liste der Stücke, in denen Farkas vor dem Linzer Publikum spielte, liest sich beeindruckend: Eröffnet wurde mit Lessings Komödie Minna von Barnhelm, kurz darauf folgten Kleists Der zerbrochne Krug, Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung, Der Liebestrank von Frank Wedekind und Schillers Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Farkas schlüpfte dabei durchaus in Hauptrollen, wie etwa in der Faust-Inszenierung in die Rolle des Mephisto, die man mit dem später aus Funk und Fernsehen bekannten Kabarettisten nicht unbedingt auf den ersten Blick assoziieren würde. Dass er als Schauspieler gleich zu Beginn einen starken Eindruck hinterließ, belegt u. a. folgende Kritik der Saisoneröffnung mit Minna von Barnhelm: "Vorzüglich brachte der neue Charakterschauspieler Herr Karl Farkas den Abenteurer und Glücksritter Riccaut, diesen französischen Windbeutel, mit dem Lessing den wirkungsvollen Gegensatz zum ernsten, tüchtigen, deutschen Offizier voll echter Männlichkeit schuf." (Linzer Tages-Post 1920) Abzüglich der kaum verhohlenen Nachkriegs-Ressentiments, die in dieser Notiz mitschwingen, lässt sich erahnen, dass Farkas zu dieser Zeit bereits über eine erkennbare Handschrift verfügte. Weniger Anklang fanden seine Schreibkünste, wie eine Kritik seines Stückes Das ewige Dreieck. Drei ,lose‘ Blätter aus dem Tagebuch einer schönen Frau von 1921 zeigt: "Was Farkas in seinen sketchartigen Versuchen an Stoff und Milieu bietet, entbehrt jeglicher Ursprünglichkeit. [...] Herr Farkas ist uns als Schauspieler lieber denn als Autor." (Tagblatt 1921) Zwischen März und Mai 1921 inszenierte Farkas schließlich noch fünf Opern, darunter Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg, Charles Gounods Margarethe und Aida von Giuseppe Verdi.
Im April 1921 erhält Farkas einen Brief der "Neuen Wiener Bühne" mit der Bitte um Unterschrift des Vertrages. Er wechselt bereits im Frühjahr 1921 nach Wien, wobei er bis Juli 1921 weiterhin in Linz spielt und inszeniert. In Wien wirkt er zunächst an der Wiener Bühne und im Wiener Simplicissimus, wo er als Blitzdichter bekannt wird. Im "Simpl" lernt er auch Fritz Grünbaum kennen, mit dem er 1922 zum ersten Mal auftritt. Gemeinsam etablieren sie die ursprünglich aus Budapest stammende Darbietungsform der Doppelconférence, die sie beide zu einem Fixstern der Wiener Kabarettszene macht. Privat lernt Farkas 1923 die junge tschechoslowakische Schauspielerin Anna Hán kennen, die er im Jahr darauf heiratete. 1928 wird ihr einziger Sohn Robert geboren, der im Kindesalter mit einer Hirnhautentzündung zu kämpfen hat und den Rest seines Lebens beeinträchtigt sein wird.
Am Abend des 10. März 1938 findet die letzte gemeinsame Vorstellung von Karl Farkas und Fritz Grünbaum im "Simpl" statt. Am Tag darauf wird beiden Künstlern der Zutritt zu ihrer Wirkungsstätte verwehrt. Farkas ist zu diesem Zeitpunkt 45 Jahre alt und ein gefeierter und gutverdienender Bühnenstar. Im Gegensatz zu seinem Kollegen und Freund Grünbaum, der 1941 im KZ Dachau ermordet wurde, gelingt ihm im letzten Augenblick die Flucht, die ihn über die Tschechoslowakei, Frankreich, Spanien und Portugal in den rettenden Hafen von New York führt. Am 28. Jänner 1941 erreicht Farkas Amerika. Nach anfänglichen Auftritten in Exilantencafés erlangt er bald größere Bekanntheit durch sein Mitwirken in der Frühlingsparade des Humors, als "Conte Carnero" in der Operette The Gypsy Baron und als "Frosch" in der Fledermaus.
1946 kehrt Farkas schließlich nach Österreich zu seiner Familie zurück und nimmt seine Arbeit als Autor und Schauspieler in Wien wieder auf. Über seine Erfahrungen auf der Flucht und im Exil sprach er zeitlebens kaum. Umso erstaunlicher scheint es, dass er seine Erfahrungen in zwei Gedichtbänden thematisiert. Der erste Band Farkas entdeckt Amerika. Ein lustiger Gedichtband erscheint 1941, der zweite Zurueck ins Morgen 1946. 1950 wird Karl Farkas von Baruch Picker ins Simpl geholt, wo er bis zu seinem Tod 1971 künstlerischer Leiter bleibt. In Erinnerung geblieben ist Farkas vor allem durch sein Wirken im Kabarett Simpl, wo er gemeinsam mit Hugo Wiener die Texte seiner Revuen verfasste und Maxi Böhm, Heinz Conrads, Ossy Kolmann, Cissy Kraner, Fritz Muliar engagierte, sowie durch seine regelmäßigen Auftritte ("Bilanzen") im Fernsehen. Die beliebten Doppelconférencen mit Ernst Waldbrunn erreichten ein breites Publikum.
Katharina Strasser
Farkas entdeckt Amerika. Ein lustiger Gedichtband. New York 1941. - Zurueck ins Morgen. New York 1946. - Karl Farkas - Ins eigene Nest. Sketches, Bilanzen, Doppelconférencen. Hg. von Hans Veigl. 2. Aufl. Wien 1991. - Weit von wo. Kabarett im Exil. Karl Farkas, Peter Herz, Hugo F. Koenigsgarten, Rudolf Spitz, Robert Weil u. a. Hg. von Hans Veigl. Wien 1994. - Gscheite & Blöde. Doppelconférencen. Karl Farkas mit F. Grünbaum, E. Waldbrunn, M. Böhm u. a. Hg. von Hans Veigl. Wien 1993. - "Hut auf". Gereimtes und Ungereimtes. Mit einem Nachwort von Ulrich N. Schulenburg. Hg. von Hans Veigl. Wien, München 2000.
Linzer Tages-Post, 20.9.1920, 56 Jg., Nr. 216, 7. - Markus, Georg: Das große Karl Farkas Buch. Sein Leben, seine besten Texte, Conférencen und Doppelconférencen. Wien 1993. - Patka, Markus G.; Stalzer, Alfred (Hg.): Die Welt des Karl Farkas (Begleitpublikation zur Ausstellung "Sie Werden Lachen! Die Welt des Karl Farkas" des Jüdischen Museums der Stadt Wien vom 4. April bis 1. Juli 2001). Wien 2001. - Strasser, Katharina: Ausstellungskatalog. Karl Farkas. Einer, der nicht hassen konnte. Emigration und Heimkehr. St. Pölten 2015. - Weber, Andreas: Karl Farkas. Einer, der nicht hassen konnte. Beiträge zu Leben und Werk. St. Pölten 2015. - Tagblatt, 6.2.1921, 6. Jg., Nr.29, 5.