Hirtner, der sich selbst gern als "Finder, Erfinder und Gestalter von Texten, Bildern und Tönen" beschrieb (1999, 313), verfasste Erzählungen, Lyrik und Hörspiele, satirische Glossen, Reportagen und Radiofeatures. Poetische Dichte und Farbigkeit, der Hang zum Absurden bis Skurrilen sowie ein unbestechlicher Blick für gesellschaftliche Missstände kennzeichnen seine literarischen Texte, die sich - in einem weitgefassten, desillusioniert-satirischen Rahmen - in der Nachfolge der Arbeiterliteratur lesen lassen: Seine meist männlichen Protagonisten stammen aus kleinbürgerlich tristem Milieu und pflegen den Traum von gesellschaftlichem Aufstieg und privatem Glück. Sie scheitern an der sozialen Härte der Arbeitswelt, den materiellen Zwängen in Liebe und Ehe oder der Langeweile und Leere eines "geordneten" Lebens als kleine Angestellte. Ein geografischer Fluchtpunkt, der "Süden", wird selten erreicht; eher noch flüchten sich Hirtners Figuren in den Wahnsinn.
So wird - in der Erzählung Schlafstörung - Presnow, der Telefoninterviews für ein Meinungsforschungsinstitut durchführt, von seiner Freundin vorgeworfen, er verdiene "kein richtiges Geld", überdies verliert er seinen schlecht bezahlten Job, weil er auf dessen Zumutungen mit der Fälschung von Interviews reagiert. Von der Figur Knobl (in der gleichnamigen Miniatur) heißt es knapp: "Seine Frau schenkte ihm drei Kinder, doch Knobl hatte Prinzipien. Er meldete die Schenkung dem Finanzamt und konnte die Schenkungssteuer nicht bezahlen."
Mit grimmigem Witz enttarnt Hirtner so kollektive wie hilflose Lebenslügen. Angesichts des Dilemmas, dass der Mensch Illusionen braucht, um zu überleben, diese aber irgendwann vielleicht nicht mehr bewältigen kann, findet er mitunter surreale Lösungen; eine Milde, die die Ausweglosigkeit der Existenz seiner Protagonisten umso deutlicher macht.
Ein anderer Tonfall bestimmt Hirtners seltene lyrische Texte, darunter herausragend das lange, suggestive Gedichtfragment Wissen, Omen, Prophezeiung, an dem er noch in seinem letzten, von schwerer Krankheit bestimmten Lebensjahr arbeitete: "ich weiß es seit dem tag als ich die zieharmonika / auseinandergezogen bis sie nur ein dünner strich war".
Klaus Hirtner wurde 1958 in Steyr als älterer von zwei Söhnen des Buchhalters Josef Hirtner und seiner Frau Ingeborg, einer Köchin, geboren. Seine Kindheit verbrachte er im Arbeiterviertel Ennsleiten. Mit elf verlor er seinen Vater, der bei einer Bergtour tödlich verunglückte. Fortan musste die Familie mit karg bemessenen finanziellen Mitteln auskommen - eine Erfahrung, die seinen Blick für soziale Ungleichheit schärfte.
1976, nach der Matura, übersiedelte Hirtner nach Wien, wo er ein Studium der Soziologie und Politologie begann und zunehmend als Autor und Journalist in Erscheinung trat. Eine erste Auszeichnung erhielt der 24-Jährige 1982 beim Literaturwettbewerb "Junges Steyr", frühe Texte finden sich in den oberösterreichischen Literaturzeitschriften Die Rampe (1984, H. 2) und Facetten (1984).
In Wien lernte Hirtner Mitte der 1980er Jahre Gerald Jatzek und Beppo Beyerl kennen; zu dritt verfassten die befreundeten Autoren u. a. das Jugendbuch Flucht. Reportagen aus subjektiver Sicht, das 1991 in die Ehrenliste des Jugendbuchpreises der Stadt Wien aufgenommen wurde. Im selben Jahr wurde Hirtner Stadtschreiber von Linz; neben Steyr (wie z. B. in der Erzählung Hans) ist die Landeshauptstadt immer wieder Schauplatz seiner Glossen und Texte, so etwa in den Kurzgeschichten Zinsfuß und Alte Welt, vor allem aber im Romanfragment Der Geräuschalchimist.
Bemerkenswert ist auch Hirtners journalistisches Œuvre, insbesondere die - zumeist für die Extra-Beilage und das Literaturmagazin Lesezirkel der Wiener Zeitung verfassten - Reportagen und satirischen Glossen in der sprachlich anspruchsvollen Tradition des Wiener Feuilletons sowie die Radiofeatures für den ORF (Ö 1), darunter Die Sense im Korn zur Geschichte der Sensenproduktion im oberösterreichischen Scharnstein.
1994 erhielt Klaus Hirtner den "erostepost"-Preis der gleichnamigen Salzburger Literaturvereinigung. Im selben Jahr wurde Lungenkrebs diagnostiziert, dem er bald darauf erst 36-jährig erlag.
Birgit Schwaner
[Gem. mit Beppo Beyerl und Gerald Jatzek:] Flucht. Reportagen aus subjektiver Sicht. Wien 1991. - [Gem. mit Beppo Beyerl und Gerald Jatzek:] Wienerisch - das andere Deutsch. Bielefeld 1992. - Der Geräuschalchimist. Ein Lesebuch. Hg. von Birgit Schwaner, Beppo Beyerl und Gerald Jatzek. Wien 1999 (enthält ein ausführliches Werkverzeichnis).