Renoldner studierte Germanistik und Musikwissenschaft in Salzburg und Wien. 1979 promovierte er mit einer Arbeit über Christa Wolfs Poetik. Noch während seiner Studienzeit war er 1975 Mitbegründer und Redakteur der Salzburger Literaturzeitschrift Salz, um die sich parallel zur Zeitschrift projektil (seit 1976) ein literarisch produktiver Zirkel von befreundeten Autoren (Gerhard Amanshauser, Max Blaeulich, Erwin Einziniger, Leopold Federmair, Karl-Markus Gauß, Erich Hackl, Gerhard Kofler, Elisabeth Reichart, Günther Schatzdorfer und Margit Schreiner) gebildet hat, der sich später in der von Gauß ab Anfang der 1990er-Jahre herausgegebenen Zeitschrift Literatur und Kritik mit den Redakteuren Blaeulich, Ludwig Hartinger und Renoldner neu zusammenfand. Renoldner schrieb während seiner Studienjahre kleine satirische Stücke und (zusammen mit Kofler und Schatzdorfer) Texte fürs Kabarett, die aufgeführt, aber nicht gedruckt wurden. Nach dem Studium arbeitete er bis 2002 als Dramaturg vor allem in Österreich (Burgtheater Wien und Wiener Festwochen) sowie in der Schweiz und in Deutschland. Als Schauspieldirektor in Freiburg i. Br. (1998-2002) führte er auch Regie, zugleich erschienen Essays und Erzählungen verstreut in Zeitschriften und Anthologien, gemeinsam mit Michael Oberer entstanden auch Theaterstücke für Kinder.
Als Kurator für Literatur und Wissenschaft am Österreichischen Kulturforum in Berlin (2002-2008) publizierte Renoldner regelmäßig kurze Prosatexte in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Kosmos Österreich; fünf von ihnen wurden später gesammelt im Heftchen Avenida Errázuriz. 5 Romane die kein Ende finden (2013) veröffentlicht. Es sind melancholische, kurios-komische Kleinstgeschichten über meist unglückliche Lebensläufe. Manche wirken wie zusammengefasste Zeitungsartikel, die romanhafte Lebensgeschichten erahnen lassen. Umfangreichere Erzählungen versammelt der Kurzprosaband Man schließt nur kurz die Augen (2008), sie berichten von unerhörten Ereignissen, die in das Leben der Protagonisten einbrechen und es verändern; es sind zuweilen bittere, skurril-komische, von "eigensinnigem Humor" (Strigl 2009) geprägte Geschichten des Scheiterns in "der Liebe, im Beruf, im Leben" (Halter 2008), denen Renoldner das Brecht-Motto voranstellt: "Vergiss nicht, dies sind die Jahre / wo es nicht gilt zu siegen, sondern / die Niederlagen zu erfechten".
Die Erfahrungen am Theater und während der wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit für Presse und Rundfunk sowie der verschiedenen Wohnorte und vieler Reisen (auch im Rahmen von universitären Lehraufträgen und Vorträgen in Europa und den USA) sowie ein längerer Aufenthalt in Paris sind in seine literarischen Texte eingeflossen. Die Geschichten, ihre Figuren und Orte sind miteinander verbunden, erzählen sich weiter und wachsen zu einer größeren Geschichte; Oberösterreich (vor allem das Salzkammergut) ist dabei immer wieder Schauplatz.
Seit 2008 leitet Renoldner das Stefan-Zweig-Centre in Salzburg. 2011 erschien sein erster Roman Lilys Ungeduld, der vom Selbstmord eines jungen Mädchens handelt und der Unfähigkeit des Vaters, eines erfolgreichen Architekten und Malers, mit seiner Trauer und den Schuldgefühlen umzugehen, wodurch er in Folge auch seine zweite, bereits erwachsene Tochter verliert. Nach zwölf Jahren des Schweigens versuchen sich die beiden in Gesprächen und Erinnerungen einander wieder anzunähern und die Gründe des Selbstmords der Tochter und Schwester herauszufinden. In 63 kleinen Kapiteln verschränken sich ihre von Gefühlen wie Trauer, Zuneigung, Selbstmitleid, Egoismus, Stolz oder Eifersucht bestimmten Sichtweisen, wobei umgekehrt auch ihre Leben und Beziehungen zueinander ausgelotet werden. Der Roman enthält viele Anspielungen auf die Malerei, auf Musik und Literatur und aufschlussreiche kunsttheoretische Passagen. Das angespannte Spiel von Anziehung und Abstoßung zwischen Vater und Tochter wird durch komische Szenen wie etwa das Auftreten eines Kunstjournalisten gebrochen und zugleich ins Absurde gesteigert.
Katharina Pektor
Utopie und Geschichtsbewusstsein. Versuche zur Poetik Christa Wolfs. Stuttgart 1981. - Weg zum Burgtheater, Weg vom Burgtheater. In Erich Hackl (Hg.): Wien, Wien allein. Eine literarische Reise. Hamburg 1987, 73-81. - Hagenwil les deux Eglises. Ein Gespräch mit Niklaus Meienberg. Zürich 2003. - Mantenere la calma. In: Literatur und Kritik 43 (2008), H. 427/428. - Man schließt nur kurz die Augen. Erzählungen. Wien, Bozen 2008. - Les Barricades Mystérieuses, Fort Tryon Park, Dinosaur Halls. In: Literatur und Kritik 45 (2010), H. 441/442. - Lilys Ungeduld. Roman. Wien, Bozen 2011. - Avenida Errázuriz. 5 Romane die kein Ende finden. Berlin 2013. - Mit der Pistole in der Hand. Beginn eines Romans. In: Literatur und Kritik 48 (2013), H. 477/478, 55-66. - Mit der Pistole in der Hand. In: Salz 39/II (2013), H. 154, 43-45. - Jago war mein Freund. In: Gerhard Loibelsberger (Hg.): Wiener Seele. Spannendes und Skurriles aus der Donaumetropole. Meßkirch 2014, 203-220. - Der Weisheit letzter Schuss. Von wankelmütigen Weltbürgern, fadenscheinigen Biotopen und gutartigen Bühnenschönheiten. Wien 2016.
Als Hg.: Stefan Zweig. Abschied von Europa. Wien 2014.
Danielczyk, Julia: Klemens Renoldner. In: Andreas Kotte (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3. Chronos, Zürich 2005. - Halter, Martin: Gelungenes Scheitern. In: Badische Zeitung, 22.11.2008. - Liber amicorum. Klemens Renoldner. Mit Texten von Karl-Markus Gauß, Erich Hackl, Hans Höller u. a. Salzburg 2013. - Millner, Alexandra: Der Fluch der Trauer. In: Die Presse, 16.9.2011. -Mittermayer, Manfred: Stabat pater. In: Literatur und Kritik 47 (2012), H. 461/462, 95-96. - Prugger, Irene: Alter Hagestolz. In: Wiener Zeitung, 9.12.2011. - Strigl, Daniela: Nicht Siege, Niederlagen erfechten. In: Der Standard, 2.1.2009. - Dies.: Zu ungeduldig zum Leben. In: Der Standard, 24.2.2012. - Zoppl, Christina: Der fehlende Part. In: Wiener Zeitung, 7.11.2008.
Stand: 2.1.2017