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Konrad von Waldhausen

Geb. um 1325 in Waldhausen, OÖ; gest. 8.12.1369 in Prag.
auch: Konrad von Waldhauser, Konrad Waldhauser, Waldhauer, Conradus ab/de Austria, vermutlich auch Frater Chunradus.
Humanistischer Prediger.

Der um 1325 in Waldhausen bei Grein/Donau geborene Konrad trat in das Augustiner-Chorherrenstift in Waldhausen ein. Strittig ist, ob er in den 1340er-Jahren einen Studienaufenthalt in Italien (möglicherweise Pavia) absolviert hat. 1349 wurde er, vermutlich in Passau, zum Priester geweiht; 1350 reiste er als Pilger nach Rom. Etwa um 1358 war er in Wien am Hof von Herzog Albrecht II. und in anderen Städten im Herzogtum Österreich als Prediger tätig. Dadurch erlangte er auch eine Verbindung zur Domschule St. Stephan. In den 1360er-Jahren beriefen ihn Karl IV. und Erzbischof Ernst von Pradubitz nach Prag. Es folgte eine rege Predigertätigkeit in St. Gallus in Prag sowie die (nominelle) Übernahme der Pfarre Allerheiligen in Leitmeritz (heute: Litoměřice, Tschechien). Wegen Anfeindungen durch Bettelorden zog er jedoch nach Prag (Pfarre Maria am Tein). Dort fanden seine Predigten bei den Studenten und Bürgern großen Zuspruch.

Konrad gab eine Reihe von Sermones und (Muster-)Predigtbüchern (postilla studenticum, darin 73 lateinische Musterpredigten) heraus. Diese verbreiteten sich in Bayern, Tirol und bis in die Schweiz. Er vereint in seinen Texten die Lehre des Augustinus ("ecclesia spiritualis") und Joachims von Fiore, wobei er auch den Wert Senecas betonte. Daneben prangerte er Besitz und Simonie in Gesellschaft, Kirche und Klöstern an, verurteilte den Reliquienhandel und die Habgier. Er zeigte eine besondere Hinwendung zur Volkssprache unter den Grundsätzen "zurück zur Urkirche" sowie "tätige Nachfolge Christi". Vielfach übte er Kritik am Luxusleben der geistlichen und weltlichen Oberschicht, sowie an der Steuerbefreiung des Klerus. Mehrere Predigtreisen führten ihn auch in andere Städte Böhmens, Bayerns und nach Erfurt. 1366 erhielt er die päpstliche Erlaubnis zur Predigt im Erzbistum Salzburg. Vielerorts lösten diese, oft mit Gesten verbundenen Homilien tätliche Konflikte mit den ansässigen Bettelorden aus, die ihm Gewinnsucht vorwarfen. 1368 wurde ihm in Rom der Prozess wegen Häresie - der Akt ist in den Articuli contra Conradum und Apologia erhalten - gemacht. Als Fürsprecher trat Kardinal Angelic de Grimoard, ein jüngerer Bruder Papst Urbans V. und Konfrater Konrads, auf.

Konrad von Waldhausen starb am 8. Dezember 1369 in Prag, bevor der Prozess beendet werden konnte. Sein frühhumanistisch geprägtes Werk hatte starke Einflüsse etwa auf Jan Milíč von Kremsier, Matthias von Janov und Jan Hus.

Clemens Kafka

 

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