Maurice Reinhold von Stern wurde als Sohn eines Gutsbesitzers und Dichters im ehemals unter deutschem Einfluss stehenden Reval (heute: Tallinn, Estland) geboren und besuchte nach einer Erziehung durch Gouvernanten und Hauslehrer Gymnasien in Dorpat (heute: Tartu) und Fellin (heute: Viljandi). Nach dem Militärdienst in einem russischen Infanterie-Regiment in Riga (während des Russisch-Türkischen Krieges) war Stern kurz als Eisenbahnbeamter tätig und versuchte sich als Journalist und Übersetzer, ehe er 1882 in die USA ging. Die zum Teil bitteren Erfahrungen in unterschiedlichen Berufen (auf Farmen, in Bergwerken, als Hafenarbeiter, Barkeeper u. a.) verarbeitete er in seinem teilautobiografischen Roman Walter Wendrich (1895) und später in sozialpolitischen Schriften.
Nach seiner Rückkehr aus gesundheitlichen Gründen im Jahr 1885 besuchte Stern London, Paris und Basel; schließlich begann er in Zürich ein Medizin- und Philosophiestudium. Laut eigener Aussage musste er dieses aufgrund seines "rücksichtslosen Eintretens für die Rechte des Frauenstudiums" beenden. Danach war Stern Redakteur für das Züricher Volksblatt (zuvor bereits für die Revalsche Zeitung), begründete einen eigenen Verlag, der in Konkurs ging, und verheiratete sich, ehe er 1898 nach Oberösterreich übersiedelte. Kurze Zeit lebte Stern mit Familie in St. Oswald bei Freistadt - die Waldskizzen aus Oberösterreich sind dieser Zeit gewidmet. Danach erwarb er ein kleines landwirtschaftlich genutztes Gut in Ottensheim.
Sterns politische Einstellung veränderte sich im Laufe der Jahre von einem stark an sozialen Fragen der Zeit interessierten Engagement in eine deutsch-nationale Richtung. Er selbst verstand sich im Kontext von Heimatkunst als Provinzdichter; 1901 übernahm er die Schriftleitung der 1903 eingestellten Zeitschrift Der Kyffhäuser. Deutsche Monatsschrift für Kunst und Leben. In einem Artikel in der Linzer Zeitung zum 65. Geburtstag würdigt Hans von Hammerstein-Equord vor dem Hintergrund von Sterns ideologischer Haltung vor allem das dichterische Werk, während eine ausdrückliche Distanzierung von den philosophischen Ansichten Sterns, die als nicht konform mit katholischen Glaubensgrundsätzen abgelehnt werden, erfolgt.
Maurice Reinhold von Stern lebte bis zu seinem Tod auf seinem Landsitz in Höflein / Ottensheim. Einer seiner drei Söhne, Karl Stern, wirkte nach einer künstlerischen Ausbildung als Werbezeichner für die Kaffeefabrik Franck. Mit der Dichterin Enrica von Handel-Mazzetti stand Stern 1927-38 in engem freundschaftlichem Briefkontakt und künstlerischen Austausch. Die umfangreiche Korrespondenz ist Teil des Nachlassbestandes im OÖ. Literaturarchiv des Adalbert-Stifter-Institutes.
Petra-Maria Dallinger
Nebensonnen. Neue Gedichte. Dresden, Leipzig 1892. - Walter Wendrich. Roman aus der Gegenwart. Zürich u. a. 1895. - Waldskizzen aus Oberösterreich. Linz, Wien 1901. - Indiskretionen. Linz 1904. - Lieder aus dem Zaubertal. Neue Strophen. Leipzig 1905. - Wilhelm Jordan. Ein deutsches Dichter- und Charakter-Bild. Frankfurt/M. 1910. - Weltanschauung. Ergebnisse freien Denkens. Linz 1921. - Theorie des Unbewußten. Linz, Leipzig 1928.
Berger, Friedrich: Was das Herz spricht, ist Gesetz und Gerechtigkeit. Zur Biographie des Schriftstellers Maurice Reinhold von Stern. In: blickpunkte 1/1995, 53ff. - Ders.: Der Einsame von Höflein. In: blickpunkte 3/1995, 58ff. - Paulus, Irmgard: Maurice Reinhold von Stern. Univ.- Diss. Innsbruck 1954.
Stand: 8.6.2017