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Oberösterreichische Landesbibliothek

Histor. Aufnhame der Studienbibliothek; © OÖ. Landesbibliothek, Linz

Die Oberösterreichische Landesbibliothek in Linz ist die älteste öffentliche und zugleich größte allgemeinwissenschaftliche Bibliothek des Landes.

Sie wurde 1784 im Zuge der Klöster-Aufhebungen (Baumgartenberg, Garsten, Gleink, Mondsee, Münzbach, Pupping, Suben, Waldhausen) unter Joseph II. (1741-1790) und der Auflösung des Jesuitenordens (Konvente in Linz, Steyr, Traunkirchen) gegründet. Diese "k.k. Lyzealbibliothek" bzw. "bibliotheca publica" genannte Bibliothek war zunächst im Bibliothekssaal des ehemaligen Jesuitenkonvents untergebracht und übersiedelte dann ins Linzer Schloss und von dort in den heutigen Bischofshof, bevor sie für ca. 150 Jahre im Haus Landstraße 30 (dem heutigen "Klosterhof") ihre Heimstätte fand.
Verwaltet wurde sie von 1784 bis 1908 (aufgrund eines "Hofkanzleidecrets") vom Stift Kremsmünster. Erst mit der Bestellung von Dr. Konrad Schiffmann, dem ersten staatlich besoldeten Bibliotheksdirektor, ab 1908 setzte - nun schon unter dem Namen "Bundesstaatliche Studienbibliothek" - eine bewusste Positionierung der Bibliothek als Quelle der wissenschaftlichen Forschung in Linz ein. Schiffmann setzte auch sofort alles daran, die ungenügende Unterbringung im Haus Landstraße 30 zu überwinden, doch die bereits fertigen Pläne für einen eigenen Bibliotheksbau in der Fadingerstraße wurden durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 hinfällig. Schließlich gelang es Schiffmann doch noch, einen Neubau am Schillerplatz - übrigens der einzige österreichische Bibliotheksbau der Zwischenkriegszeit - durchzusetzen, der 1934 eröffnet wurde.

Die Errichtung der Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Linz 1966 mit ihrer eigenen Hochschulbibliothek führte dazu, dass ab Mitte der 1970er Jahre die Finanzierung der Studienbibliothek durch den Bund wieder in Frage gestellt wurde. Da die Linzer Johannes-Kepler-Universität (seit 1975) keine Volluniversität ist, d. h. nur einen Teilbereich der Wissenschaften abdeckt, machte eine Zusammenlegung der Studienbibliothek mit der Universitätsbibliothek keinen Sinn. Sie hatte weiterhin eine unentbehrliche Funktion als "Hort" der Geisteswissenschaften für Linz und Oberösterreich.
1999 kam es schließlich nach langen Verhandlungen, in denen es immer wieder um verschiedene Beteiligungsvarianten und Formen der Zusammenlegung ging und sogar die Zerschlagung und Aufteilung der Bibliothek in Erwägung gezogen wurde, zur Übernahme der Studienbibliothek durch das Land Oberösterreich und zur Umbenennung in "Oberösterreichische Landesbibliothek".

Wichtige Meilensteine seither waren:
- Umstieg vom Zettelkatalog auf elektronische Bestandserfassung im Rahmen des Österreichischen Bibliothekenverbundes im Jahr 2000, gemeinsamer Katalog mit den Bibliotheken des Landesarchivs, des Landesmuseums und des Adalbert-Stifter-Instituts;
- Einscannen und Suchfunktion von Inhaltsverzeichnissen (sowohl Monografien als auch Zeitschriften) seit 2005;
- markante Steigerung des Medienerwerbs von ca. 4.000 auf 10-12.000 Medieneinheiten pro Jahr; 
- 2007-09 Umbau und  Erweiterung der Bibliothek nach den Plänen des Architekturbüros Bez & Kock in Stuttgart; Umstellung von Magazins- auf Freihandaufstellung nach DDC (Dewey Decimal Classification); Eröffnung August 2009.

Die Bestände der Bibliothek umfassen mehr als 400.000 Medieneinheiten und alle Wissensgebiete, allerdings mit dem Schwerpunkt Geisteswissenschaften und natürlich "Obderennsia" (Literatur aus und über Oberösterreich). Ein zentraler Teil ist auch die möglichst umfassende Sammlung der anspruchsvollen deutschsprachigen sowie der ins Deutsche übersetzten - und teilweise (bei einzelnen europäischen Sprachen) auch originalsprachigen - Weltliteratur. Die Ordnung der Literatur in der künftigen Freihandaufstellung erfolgt nach Sprachen und Gattungen sowie innerhalb dieser Kategorien nach Epochen, und bietet somit nicht nur einen direkten, sondern einen grundsätzlich anderen Zugang als die bisher allein mögliche Suche über Autor bzw. Titel im Katalog.

Sonderbestände bilden:
- der historische Bestand an mittelalterlichen Handschriften (inkl. Fragmente mehr als 350) und Inkunabeln bzw. Wiegendrucken (mehr als 800 Titel), dazu außerdem zahlreiche Autographen, u. a. auch zwei Briefe Adalbert Stifters;
- Bestand 1501-1800 (ca. 30.000 Bde.);
- historische Zeitungen (älteste erhaltene Linzer Zeitung von 1677);
- Erd- und Himmelsgloben von Jodocus Hondius jr., 1613;
- Hörbücher (CDs) vor allem aus dem Bereich Literatur (mehr als 800)
- DVDs, vor allem Literaturverfilmungen und Filmklassiker (mehr als 850).

Rudolf Lindpointner

 

Androsch, Günther: Die Baugeschichte der Studienbibliothek Linz. Konrad Schiffmanns Kampf um einen Bibliotheksneubau. Linz 1985. - Grassauer, Ferdinand: Handbuch für Universitäts- und Studienbibliotheken. Neue Ausg. Wien 1899. - Hittmair, Rudolf: Der Josefinische Klostersturm im Lande ob der Enns. Freiburg/Br. 1907. - Hofinger, Josef: Die öffentlichen Studienbibliotheken Österreichs. In: Die Österreichische Nationalbibliothek. Festschrift, hg. zum 25-jährigen Dienst-Jubiläum des General-Direktors Josef Blick v. Josef Stummvoll. Wien 1948, 415-422. - Lindpointner, Rudolf [Red.]: Kulturelles Erbe in einer digitalen Welt. OÖ Landesbibliothek (Katalog zur Eröffnungsausstellung vom 5. Juli bis 30. September 1999). Linz 1999. - Schiffmann, Konrad: Die k.k. Studienbibliothek in Linz. In: Mitteilungen des österreichischen Vereins für Bibliothekswesen 12 (1908), Nr. 2 u. 3, 67-108. - Weber, Franz Konrad: Die österreichischen Studienbibliotheken. In: Der österreichische Bibliothekartag 1960. Wien [1960], 29-42 - Wilflingseder, Franz: Die Bundesstaatliche Studienbibliothek in Linz 1774-1974. In: Biblos 23 (1974), 428-444.