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Rainer Maria Rilke

Foto: © ÖNB Wien

Geb. 4.12.1875 in Prag als René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke; gest. 29.12.1926 in Val-Mont bei Montreux.
Der Dichter verfasste vorwiegend Lyrik, aber auch Schriften in Prosa sowie einige wenige Dramen. Des Weiteren finden sich in seinem Œuvre theoretische Schriften zu bildender Kunst und Literatur. Weltberühmt ist Rilke heute vor allem wegen seiner vielfältigen Lyrik.

Als Sohn von Josef und Sophie (Phia) Rilke (Trennung 1885) erhält René (Namensänderung erst 1897) seine frühe Schulbildung in Prag. Danach folgen die Militär-Unterrealschule in St. Pölten und anschließend die Militär-Oberrealschule in Mährisch-Weißkirchen. Krankheitsbedingt wird er Ende 1890 beurlaubt und im Juni 1891 endgültig aus der Militärschule entlassen.

Im September 1891 erfolgt Rilkes Übersiedlung nach Linz, wo er die Handelsakademie besucht. Die Rilke-Forschung geht heute davon aus, dass dieser Aufenthalt durch die Verbindungen seines Onkels Jaroslav Rilke, Ritter von Rüliken zustande gekommen ist.
Die Zeit René Rilkes in Linz ist durch seine Briefe und die Aufzeichnungen seines Schulkameraden Arnold Cajetan Wimhölzel dokumentiert. Anfangs noch bestrebt, nach einer Erholungsphase wieder in den Militärdienst einzutreten, fühlt sich René (damals wohnhaft bei der Famile von Hans Druot) in der Handelsakademie nicht besonders wohl. Oberflächlich betrachtet erscheint Rilkes Zeit in Linz für sein dichterisches Schaffen nur wenig relevant. Es gibt allerdings Indizien dafür, dass sich in dieser kurzen Lebensphase eine Wandlung in seinem Denken vollzogen hat, die für seine Konstituierung als Dichter von zentraler Bedeutung ist. In Linz entstehen Rilkes erste Gedichte, die publiziert werden (Die Schleppe ist nun Mode/Schleppe oder keine Schleppe und Antwort auf den Ruf "Die Waffen nieder!") sowie wenige Gelegenheitsdichtungen (erste Dichtversuche bereits 1884). Auch einige Texte aus dem Lyrik-Band Leben und Lieder (1894) entstehen in der Linzer Zeit.

Ebenfalls auf das Jahr 1892 zu datieren sind Rilkes erste Bestrebungen, als Dichter in der Öffentlichkeit Fuß zu fassen. So finden sich Belege für den Kontakt mit dem Wiener Schriftsteller und Herausgeber Eduard F. Kastner. Im Mai 1892 findet Renés Aufenthalt in Linz ein abruptes Ende. Er beginnt ein Verhältnis mit dem Kindermädchen Olga Blumauer und flieht mit ihr nach Wien. Die Liebelei hat keinen Bestand. Die Beiden werden entdeckt, Blumauer kommt zurück nach Linz, Rilke bleibt vorerst in Wien (Treffen mit Kastner) und geht anschließend wieder nach Prag, wo er dank der finanziellen Unterstützung seines Onkels Jaroslav Rilke eine private Abiturvorbereitung absolvieren kann.
In Prag verwirft René seine militärischen Pläne und beginnt zu studieren (Kunst- und Literaturgeschichte; später Rechtswissenschaft; 1896 Fortsetzung des Studiums in München). Ab 1894 erscheinen in regelmäßigen Abständen Gedichtbände, später auch Prosa-Werke und theoretische Schriften.

1897 begegnet René Lou Andreas-Salomé und beginnt eine Liebesbeziehung mit ihr, die nicht von Dauer ist, der Kontakt besteht aber weiterhin. 1900 lernt er Clara Westhoff kennen. Hochzeit und Geburt der Tochter Ruth folgen 1901. Dennoch hat Rilke in den folgenden Jahren zahlreiche auch seine Werke beeinflussende Affären.

Die Zeit bis zu seinem frühen Tod verbringt Rilke mit zahlreichen Reisen (u.a. Deutschland, Italien, Russland, Nordafrika) sowie seiner Arbeit als Dichter. 1902 übersiedelt er nach Paris und arbeitet für/mit Auguste Rodin. Rilke pflegt zeitlebens enge Kontakte zu vielen Dichtern und Geistesgrößen seiner Zeit (u.a. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann). Von 1910 bis 1922 publiziert er nur wenig (Schaffenskrise). Während des Ersten Weltkrieges ist er im Kriegsarchiv in Wien beschäftigt. Ab 1919 lebt er an unterschiedlichen Orten in der Schweiz. Zwischen 1922 und seinem Tod entstehen nur mehr wenige Werke. Rilke stirbt am 29. Dezember 1926 im Sanatorium von Val-Mont an Leukämie und wird am 2. Januar 1927 in Raron (Wallis) begraben.

Elisabeth Skardarasy

 

Sämtliche Werke. 7 Bände. Hg. vom Rilke-Archiv in Verbindung mit Ruth Sieber-Rilke, besorgt durch Ernst Zinn. Frankfurt/Main 1955-1966 (Bd. 1-6), 1997 (Bd. 7). - Werke. Kommentierte Ausgabe in vier Bänden. Hg. von Manfred Engel. Frankfurt/Main u.a. 1996. -Gedichte. Auswahl und Nachwort von Dietrich Bode. Stuttgart 2012.

Görner, Rüdiger: Rainer Maria Rilke. Im Herzwerk der Sprache. Wien 2004. - Engel, Manfred (Hg.): Rilke-Handbuch. Leben-Werk-Wirkung. Stuttgart 2004. - Kim, Byong-Ock: Zwischen Kindheit und Reife. Rilkes Linzer Zeit als Übergang. In: Rainer Maria Rilke und Österreich. Symposion im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes ʼ83 Linz. Unter wissenschaftlicher Redaktion von Joachim W. Storck. Linz 1986, 48-54. - Martens, Gunter;  Post-Martens, Annemarie: Rainer Maria Rilke. Reinbek bei Hamburg 2008. - Schlager, Liselotte: Der junge Rilke in Linz. Das gesellschaftliche Umfeld. In: Rainer Maria Rilke und Österreich. Symposion im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes ʼ83 Linz. Unter wissenschaftlicher Redaktion von Joachim W. Storck. Linz 1986, 55-73. - Schnack, Ingeborg: Rainer Maria Rilke. Chronik seines Lebens und seines Werkes. 1875-1926 Register. Ergänzungen zu den Jahren 1878-1926. 2. Aufl. Frankfurt/Main 1996. - Sieber, Carl: René Rilke. Die Jugend Rainer Maria Rilkes. Leipzig 1932. - Surowska, Barbara L.: Auf Rilkes Wegen. Frankfurt/Main 2012 - Storck, Joachim W.: "Auskünfte" über den jungen Rilke in Linz. In: Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich 15 (2008), 76-90.