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Reinhold Aumaier

© Reinhard Winkler

Geb. 12.5.1953 in Linz.
Lebt vielseitig arbeitend als Literat, Musiker und bildender Künstler in Wien.

Aufgewachsen in Obermühl/Donau, ging er ebendort sowie in Lembach und Linz zur Schule. Die Matura absolvierte Aumaier in Wien, wo er danach ein Germanistik- und Musikstudium begann und mit Unterbrechungen seit 1976 als freischaffender Schriftsteller und Musiker lebt. Anfang der 1980er Jahre zog es ihn für kurze Zeit wieder nach Oberösterreich. In Oberafiesl im Mühlviertel verdingte er sich neben der Schriftstellerei als Bauer. 1991 kehrte er ein zweites Mal Wien den Rücken und wohnte bis zu seiner Rückkehr 1994 in München.

Das Œuvre des Künstlers umfasst neben Rundfunksendungen, Glossen, Kurztexten, Lyrik und Prosa auch Ausstellungen, Auftritte mit Kompositionen, Improvisationen und Zeichnungen. Unterstützt von Ernst Jandl (1925-2000) und gefördert von Heimrad Bäcker publizierte Aumaier Mitte der 1970er Jahre erste Texte in der Zeitschrift neue texte. Selbst langjähriger Mitarbeiter der Wiener Zeitung ist Aumaier regelmäßig mit Beiträgen u. a. in der Süddeutschen Zeitung, der Neuen Zürcher Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in Der Standard und Die Presse sowie in Zeitschriften wie Die Rampe, Literatur und Kritik und Protokolle vertreten. 

1982 erschien im Verlag Droschl mit Briefe an Adalbert Stifter Aumaiers erste Buchpublikation. In dieser Annäherung an den großen oberösterreichischen Dichter richtet ein junger Schriftsteller Briefe und Postkarten an seinen Kollegen aus dem vorigen Jahrhundert. Er erzählt über sein Leben und schildert seine Erfahrungen auf dem Bauernhof. Bezug nehmend auf die Korrespondenz Stifters befasst er sich auch mit der Biografie seines Gegenübers, die zum Maß für die eigene Identitätsstiftung wird. Der Kurzprosaband ZwischenLÖSUNG (edition neue texte, 1984) deutet jene Methode an, die auch die meisten folgenden Bücher kennzeichnet. Aumaiers Stärke ist die lockere Verbindung zwischen verschiedensten Gegebenheiten und ihren sprachlichen Darstellungsmöglichkeiten. Er ist ein Meister von humoristisch-analytischen Wort- und Sprachspielen, die auf Verfahren der experimentellen und Konkreten Poesie zurückgreifen. Die Gedichte und Collagen des 1988 im gangan-Verlag veröffentlichten Bandes Ein bedROHlichES zeigen, wie er in seinen Wortspielen höchst prägnante und neue Sinnzusammenhänge erzeugt.
Im Sonderzahl-Verlag legte Aumaier 1995 das Buch All blues, alles Walzer vor, dessen Spektrum von Aphorismen und Gedichten zur Musik über Libretti und Kompositionen bis hin zu Kritiken und Aufsätzen reicht und die wichtige Rolle der Musik im Werk des Autors aufzeigt. Bereits 1984 hatte Aumaier die Gruppe Aumaier & friends gegründet, die Musik und Literatur als Einheit zur Darstellung bringen wollte. 1999 publizierte er im Resistenz-Verlag Rapid, Rapid... Ein Match-Tage-Buch samt Rückschau & ein Blick nach vorne. Über das akribische Match-Tagebuch des Rapid-Anhängers und leidenschaftlichen Fußballers bemerkte Wendelin Schmidt-Dengler: "Er ist der bedeutendste Fußball-Analytiker unter den Lyrikern, und das ist sicher etwas, das ihn auf lange Sicht auch zu einer singulären Erscheinung stempelt." (Schmidt-Dengler 2000)
Mit So gengan de Gang'. Gedichte in Mühlviertler Mundart (Resistenz, 1999) und Lusthäusl & Lottabäng. gedichta, büdln & a gschicht (edition innsalz, 2004) kehrte Aumaier in seine oberösterreichische Heimat zurück, um mit Witz und Ironie die seelischen Befindlichkeiten der Menschen zwischen "mostobst-landler" und "müh'vier'l blues" auszuloten, bevor er sich für wIeNGREDIENZIEN. StadtPoesie 1994-2005 (Ritter, 2006) auf in Wien aufgelesene Sprachfetzen, Schilder, Plakate, Anzeigen und Namen stürzte, um daraus eine eigene Textwelt zu schaffen. Einen wahren Reflexions- und Assoziationswirbelsturm verlegte Aumaier 2009 im Klever-Verlag mit der Romanfantasie Zwischen(t)raum, wo jeder kleinste Gedankensplitter und Geistesblitz zur Sprache gebracht und für diskussionswürdig gehalten wird.

Für sein künstlerisches Schaffen wurde Aumaier bisher mit einer Vielzahl von Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter Förderungspreis der Stadt Wien (1985), Wiener Autorenstipendium (1991), Landeskulturpreis für Literatur des Landes OÖ (1999), Staatsstipendium für Literatur (2005/06).

Michael Hansel

 

Briefe an Adalbert Stifter. Graz 1982. - ZwischenLÖSUNG. Linz 1984. - Ein bedROHlichES. Graz 1988. - All blues, alles Walzer. Wien 1995. - Fahren Sie fort! 49 Romananfänge. Wien 1995. - Liebesgedichte. Wien 1996. - Rapid, Rapid... Ein Match-Tage-Buch samt Rückschau & ein Blick nach vorne. Linz, Wien 1999. - So gengan de Gang'. Gedichte in Mühlviertler Mundart. Linz, Wien 1999.- Wechselbad Blues. Gedichte 1995-2005. Linz, Wien 2002. - Zündstoff. Kassiber aus dem Satzkammergut. Linz, Wien 2003. - Augenausfischerei. Konglomerat. Klagenfurt, Wien 2004. - Lusthäusl & Lottabäng. gedichta, büdln & a gschicht. Aspach u. a. 2004. - wIeNGREDIENZIEN. StadtPoesie 1994-2005. Wien, Klagenfurt 2006. - Rutschbonbon. Künstlerroman. Gosau u. a. 2006. - hundsdreg & dschogladbabia. weana gmiadboesie. Weitra o. J. [2008]. - [gemeins. mit Peter Assmann, Günther Kaip und Richard Wall:] Sinnenbrand. Gosau u. a. 2009. - Zwischentraum. Romanfantasie. Wien 2009. - kosmischer kauz. 60 poems & drawings. Gosau u. a. 2010. - Beischlafpulver. 99 Sekunden-Romane. Wien 2011. - Wegwerfwunder. Feinherbe Prosa-Mischkulanz. Erlangen 2013. - [gemeins. mit Klaus Gasseleder:] Rundes Leder, raue Zeiten. Fußballgeschichten und Fußballphilosophie. Erlangen 2014. - Schöpfe Leere aus dem Vollen. 99 Zen-Suren. Wien 2015.

Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1998. Bd. 1, A-M. München, Leipzig 1999, 32. - Müller, Manfred (Hg.): Porträt Reinhold Aumaier (= Die Rampe 2012, H. 3). - Sachslehner, Johannes: Reinhold Aumaier. In: Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hg. von Walther Killy. Bd. 1, A-Bis. Gütersloh u. a. 1988, 255. - Schmidt-Dengler, Wendelin: Über Reinhold Aumaier. In: Die Rampe 2000, H. 1, 32-35.