Sven Daubenmerkl lebt seit 1977 in Gunskirchen bei Wels und unterrichtet in der dortigen Hauptschule Physik und Chemie. Mitte der 1980er-Jahre begann er zu schreiben, 1996-2005 leitete er den Verlag Edition Pangloss.
In seinen ersten Buchveröffentlichungen - Offene Rechnungen. Zwölf Kurzgeschichten (1991), An unsere Grenzen. Zehn Grenzgeschichten (1995) und im 1999 erschienenen Sammelband Träume süß. Geschichten zum Verlieben - vertraut Daubenmerkl der präsentischen Wirkungsmacht der Kurzprosa. Durch ereignishafte Verdichtung, mit einer auf das Nötigste reduzierten Handlung und einer mithin verlangten sprachlichen Präzision bringt er die affektive Qualität seiner Kurzgeschichten gekonnt zur Entfaltung.
Mit dem Roman Forscher Geist (2002) wendet er sich der großen Prosaform zu. Parallel dazu setzt auch eine andere poetologische Ausrichtung ein. Das Ereignishafte und Fragmentarische der kurzen Form weicht den narrativ breit angelegten und zugleich gespaltenen Fragen nach der Schuld und Unschuld der Forschung an der Katastrophe von Hiroshima. Wenn Daubenmerkl den Prozess der Atomspaltung durchaus präzise und zugleich lakonisch schildert, findet er die nötige Distanz zu den Ereignissen und verweigert sich klugerweise den ohnehin nicht verfügbaren Antworten. Wohltuend verfällt er auch keiner zu kurz greifenden Schwarz-Weiß-Polemik (vgl. Schönauer 2000).
Im Jahr 2002 erscheint die Novelle Vom Kriege, die im Jahr 1848 in Wien handelt. Die "unerhörte Begebenheit" findet sich in einem eher kleinen blutigen Gemetzel und nicht in einer kriegsentscheidenden Schlacht (vgl. Landerl 2002).
Das Thema Krieg scheint Daubenmerkel auch nach einem Jahrzehnt Schreibpause nicht mehr loszulassen (vgl. Wagner 2013). 2013 erscheint Wandern in Verdun. In dieser zweiten Phase seines Schreibens bewegt er sich, offensichtlich angezogen von den Schlachtfeldern der großen Katastrophen, im Grenzbereich zwischen dem verbleibenden Rest des Unsagbaren und einem unübersehbaren Hang zu vereinfachten Erkenntnissen, dem er zwischendurch mit einem dokumentarischen und historisierenden Sprachduktus zu entkommen versucht. Ob man das Unbegreifliche "begreifen" kann, wenn man einen Kriegsschauplatz "durchwandert", ob "Verdun" angesichts der historisch "vergessenen Ostfront" noch als verbindliche Chiffre für den Ersten Weltkrieg taugt, darf bezweifelt werden.
Für sein Werk erhielt er 1993 das Nachwuchsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, 1995 den Heinrich-Gleißner-Jugendpreis und 1999 die Talentförderungsprämie des Landes OÖ.
Alfred Gelbmann
Offene Rechnungen. Zwölf Kurzgeschichten. Wels 1991. - An unsere Grenzen. Zehn Grenzgeschichten. Wels 1995. - Träume süß. Geschichten zum Verlieben. Linz 1999. Forscher Geist. Roman. Wien 2000. - Vom Kriege. Novelle. Wien 2002. - Wandern in Verdun. Prosa. Gosau u. a. 2013.
Schönauer, Helmut: Sven Daubenmerkl: Träume süß. Rezension. Literaturhaus Wien 1999. - Schönauer, Helmut: Sven Daubenmerkl: Forscher Geist. Rezension. Literaturhaus Wien. - Landerl, Peter: Sven Daubenmerkl: Vom Kriege. Rezension. Literaturhaus Wien 2002. - Wagner, Walter: Sven Daubenmerkl: Wandern in Verdun. Rezension. In: kultur-online, 18.12.2013.
Stand: 23.2.2016