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Thomas Baum

© Reinhard Winkler

Geb.28.12.1958 in Linz.
Baum ist vor allem als Bühnen- und Drehbuchautor erfolgreich, sein Werk von sozialpolitischem Engagement geprägt.

Als Sohn des Schauspielerehepaars Eike und Herbert Baum familiär "vorbelastet", auch sein jüngerer Bruder Martin ist Schauspieler, der ältere Bruder Andreas ("Andy") ist Popmusiker. Obwohl Thomas Baums eigene Schulzeit krisenreich verlief (zweimal Schulwechsel, dann nach eigener Aussage "Dschungelkampf bis zur Matura" am musisch-pädagogischen Realgymnasium Stifterstraße), ließ er sich an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz zum Hauptschullehrer für Deutsch und Musik ausbilden, er übte den Beruf von 1981 bis 1993 aus. Noch während seines Studiums erwachte Baums Interesse an der Psychotherapie. Er absolvierte später eine Ausbildung zum Supervisor, Supervision wurde ab 1996 sein zweites berufliches Standbein. Thomas Baum ist verheiratet, Vater von zwei Töchtern, er lebt mit seiner Familie in Puchenau bei Linz.

Als Folge seiner Erfahrungen als Präsenzdiener entstand 1981 Thomas Baums erstes Stück Die Einberufung, in dem der Autor auch als Schauspieler mitwirkte und das von der Gruppe "Theater Maulwurf" uraufgeführt wurde. 1987 trat er mit einem eigenen Chansonprogramm im Linzer Posthof auf. Die Uraufführung von Rauhe Zeiten im Linzer Landestheater (1988) erregte erstmals öffentliches Aufsehen. Das sozialkritische Stück über Kündigungen in der VOEST führte zu heftigen Kontroversen, die auch über die Medien ausgetragen wurden. Bis 2008 folgten dreizehn weitere Uraufführungen, vier davon im Theater Phönix (Linz). Seine Themen- und Motivwahl brachte Thomas Baum den Ruf ein, vor allem gesellschaftliche Tabus (z. B. Kindesmissbrauch in Kalte Hände) sowie sozialpolitische Missstände aufzugreifen und durch grelle Überzeichnungen den Skandal zu provozieren. Insbesondere das Stück H.J. (1993), mit dem Baum auf Jörg Haider reagierte, führte erneut zu öffentlichen Auseinandersetzungen. Der Autor übte auch in Reden und Kommentaren immer wieder politische Kritik und engagierte sich vorübergehend als Sprecher von SOS Mitmensch.

Die jüngeren Theaterstücke von Thomas Baum - u. a. Schlafende Hunde (2003), Harte Bandagen (2006) - zeigen gegenüber den ersten Werken einen Wandel in der dramatischen Gestaltung. Baum selbst beschreibt dies so: "Früher haben mich oft Themen beschäftigt, und denen folgte dann die dramaturgische Konstruktion und das Entwickeln von Charakteren. Heute beginne ich beinahe ausschließlich bei den Charakteren. Oder bei vagen Ideen, die ich mit Charakteren in Verbindung bringe. Ich versuche, heutige Menschen mit heutigen Fragen auf die Bühne zu stellen." (Porträt, 11) Die Konzentration auf die Bühnenfigur kann wohl im Zusammenhang mit Thomas Baums Arbeit als Supervisor erklärt werden. Neben den abendfüllenden Theaterstücken entstanden zwischen 1992 und 2007 zahlreiche Dramolette vorwiegend satirischen Charakters, die Baum als Mitglied der Gruppe "Neues Forum Literatur" für die Zeitschrift 99 verfasste. Der ORF produzierte drei Hörspiele des Autors.

Sein zweiter Arbeitsschwerpunkt neben dem Bühnenstück ist das Drehbuch. Zwischen 1991 und 2008 wurden neun Drehbücher von Baum produziert, u. a. Im Dunstkreis (ORF/ZDF 1991, Regie: Berthold Mittermayr), Das Geständnis (ORF 1995, Regie: Kitty Kino) und Ausgeliefert (ORF/SRG 2003, Regie: Andreas Prochaska). An der Wiener Filmakademie und an der Linzer Kunstuniversität ist Baum Lehrbeauftragter mit Schwerpunkt "Drehbuchentwicklung".Der Autor hat auch keine Berührungsängste mit dem Unterhaltungsgenre Fernsehserie (ORF-Tatort Tödliches Vertrauen 2006, Winzerkönig seit 2007). "Das Drehbuchschreiben wird unterschätzt, dabei ist es ein unglaublich komplexer Vorgang. [...] Handlung, Emotion, Charakterentwicklung, Vertiefung, Tragik, Spannung und Humor - all das hat jede Szene im Sinne des ganzen Films mehr oder weniger einzulösen." (Porträt, 14f.) Baum hat auch Prosa verfasst - 1998 erschien der Roman Inversion -, derzeit steht diese Form jedoch im Hintergrund seines Schaffens. Er erhielt 1998 den OÖ. Landeskulturpreis für Literatur.

Christian Schacherreiter

 

Querschläge. Ein Lesebuch. Theaterstücke, Reden, Statements. Linz 1995. - Zwei Szenen aus dem Lustspiel "Glutnest". In: Die Rampe 1996, H. 3, 9-49. - Best of Baum. Literaturclips. Linz, Wien 1997. - Inversion. Roman. Linz, Wien 1998. - Asphaltpartie. Linz 1998. - Süleyman pfeift. Linz, Wien 1999. - Schlafende Hunde. Neueste Stücke und Dramolette. Linz, Wien 2006. - Das Spiel. In: Salz 37 (2012), H. 148, 53-54.

Dörner, Silke; Girkinger, Irene (Hg.): Porträt Thomas Baum (= Die Rampe 2007, H. 3).