Zettl wird als Sohn einer Bauernfamilie im böhmischen Stadln, einer von sechs Gemeinden, die im 14. Jh. von den sogenannten "Künischen Freibauern" besiedelt wurden, geboren. Die Bindung an die Heimat, die Zettl zeitlebens sucht und aufrechterhält, ist zentrales Motiv vieler seiner literarischen Arbeiten. Zettl selbst verbringt nur die früheste Kindheit im Süden Böhmens; den Eltern, die schon vor dem Sohn nach Wien übersiedelten, folgt er als Sechsjähriger. Nach der Schulzeit bleibt Zettl, dem der heimische Böhmerwald keine entsprechenden wirtschaftlichen Möglichkeiten zum Überleben bietet, in Wien. Er beginnt eine Lehre bei den Österreichischen Staatsdruckereien, einem Unternehmen, für das er bis zu seiner Pensionierung 1932 tätig ist. Zettl, der als Schüler die Ferien meist bei den Großeltern verbringt, forciert in Wien zunehmend den Kontakt zu anderen "Böhmerwald-Exilanten". Im "Sudetendeutschen Heimatbund" liest er regelmäßig aus seinen Texten, die er zu einem großen Teil im Dialekt seiner böhmischen Heimat verfasst; er schreibt u. a. für die Deutsche Böhmerwaldzeitung, die Süddeutsche Volkszeitung und die Budweiser Zeitung und gründet den Verlag "Mein Böhmerwald". Von einem durchaus sprachwissenschaftlichen Interesse an der Mundart seiner Heimat zeugen nicht nur metrische Studien zu Dialektwörtern im Teilnachlass des Autors, sondern auch eine Sammlung des Wortschatzes der Altstadler Mundart - diese wurde nach dem Tod Zettls in das Bayerisch-Österreichische Wörterbuch aufgenommen.
Neben Prosawerken und Gedichten - hier wurde der Band Waldlerisch. Gedichte in der Böhmerwaldmundart (1919, 2. Aufl. 1921) wohl am meisten rezipiert - verfasste Zettl Dramen, Essays und Buchbesprechungen. Der Großteil seines Nachlasses ging 1945 verloren; ein kleiner Teil befindet sich seit 1975 im Besitz des Landes Oberösterreich und wird heute im Oberösterreichischen Literaturarchiv im StifterHaus aufbewahrt.
Zettl stirbt am 4. Juli 1935 in Wien. Auf der Parte der Familie ist vermerkt: "Oberkontrollor der Staatsdruckerei i. R., Schriftsteller, Ehrenmitglied des Reichsbundes deutscher Mundartdichter ‚Österreichs‘, des ‚Böhmerwaldgaues‘ und anderer Körperschaften, wirkliches Mitglied der ‚Deutsch-österr. Schriftstellergenossenschaft‘". Er ist auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben; zu seinen Ehren wurde 1938 eine Gedenktafel am langjährigen Wohnhaus des Dichters im 3. Wiener Gemeindebezirk gestiftet.
Georg Hofer
Altstadler Geschichten. Besinnliches und Launiges aus dem oberen Böhmerwalde. Wien 1933. - Da ewi Brunn. Ausgewählte Gedichte in der Mundart des oberen Böhmerwaldes. Waldkirchen 1954. - Lichter im Schatten. Ausgewählte Gedichte. Wien 1924. - Marielein. Die Tragödie eines Schulkindes. Wien o. J. - Von uns dahoam. Gedichte in der Mundart des oberen Böhmerwaldes. Wien 1923. - Vo'n Vogerla wos in' Himml kömma is. Ein Kindeserlebnis in der Mundart des oberen Böhmerwaldes erzählt. Wien 1923. - Waldlerisch. Gedichte in der Böhmerwaldmundart. Wien 1919 [2. durchges. Aufl. 1921]. - Woldsangla. Gedichte in der Mundart des oberen Böhmerwaldes. Wien 1922. - Woldgschichtn. Erzählt in der Mundart des oberen Böhmerwaldes. Wien 1925. - Das Zephyrin-Zettl-Buch. Hg. von Walter Zettl. Waldkirchen 1990.
Aigmüller, Gloria: Der Nachlass Zephyrin Zettls im oberösterreichischen Literaturarchiv im StifterHaus. Ein Forschungsbericht. In: Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich 15 (2008), 101-104. - Renner, Karl Oskar: Zephyrin Zettl - ein Mundartdichter des Böhmerwaldes. München 1972. - Zettl, Walter: Das Vermächtnis Zephyrin Zettls. Zum zwanzigsten Todestag des Dichters. In: Mein Böhmerwald. Heimatzeitschrift für Süd- und Westböhmen 10 (1955), 2.