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Margit Bachler-Rix

Geb. 1.8.1919 in Hamburg (Deutschland), gest. am 17.8.2008 in Bad Ischl (OÖ.). Journalistin, Verfasserin von Kurzgeschichten, Hörspielen, Kinderbuchautorin, Lyrikerin.

Geboren als Margarete Rix, Tochter des aus Wien stammenden Chemikers Marcellus Rix und dessen Gattin Anna geb. Reubert, einer Hamburgerin; österreichische Staatsbürgerschaft seit Geburt. Kindheit und Jugend in großbürgerlicher Familie in Hamburg, dort auch Abitur. Der Vater ist Erfinder und Produzent "Chemisch-Pharmazeutischer Erzeugnisse" (z. B. künstliche Vanille, koffeinfreier Kaffee), der erfolgreich mehrere Patente einreicht. Im Dritten Reich gilt der Vater als jüdisch, verlässt die Familie und geht nach Österreich zurück, danach Flucht nach Ungarn und Zwangsaufenthalt in einem KZ-Lager, er überlebt knapp. Margit Rix lebt in der NS-Zeit in Kitzbühel und Salzburg, wo sie in einem kriegswichtigen Betrieb Arbeit als Sekretärin und Telefonistin verrichtet. Nach Kriegende nimmt Margit Rix gemeinsam mit ihren Eltern Wohnsitz in der aus Familienbesitz stammenden Villa in St. Wolfgang. Dort betreibt sie touristische Zimmervermietung und beginnt bereits 1945 mit dem Verfassen von Kinderliteratur. Sie unterhält (Brief-)Freundschaften zu verschiedenen Männern. Besonders intensiv ist das Verhältnis zum wesentlich älteren Apotheker Johannes Rudert aus Falkenstein im Vogtland, das von 1942 bis 1958 dauert. Die von Rudert geplante Heirat 1947 kommt nicht zustande (etwa 300 Korrespondenzstücke im Nachlass).

1965 heiratet sie den ebenfalls wesentlich älteren Karl Bachler aus Eisenerz, dessen Familie in der NS-Zeit einer Widerstandsgruppe angehörte. Mit ihm begründet sie ein "Kulturstudio" in ihrer Privatvilla, wo sie auch ein Puppenmuseum einrichtet und sich als "Puppenfee vom Wolfgangsee" einen Namen macht. Ihr vielseitiges Lebenswerk ist geprägt von der Suche nach Heimat im kulturellen und räumlichen Sinn, sowie von lebensgeschichtlich bedingter Zerrissenheit: Als de facto Norddeutsche im ländlichen Nachkriegs-Österreich, im extrem männlich dominierten Journalistenberuf als Frau, als Tochter eines antisemitisch verfolgten Vaters in einer postnationalsozialistischen Gesellschaft, als Tochter einer deutschnationalen Mutter in jahrzehntelangem Briefkontakt mit jüdischen Verwandten und Bekannten des Vaters in der Emigration. Kulturell bleibt sie eine Bürgerstochter und lebt in der Welt jener Prominenz, die die Operettenfestspiele in Bad Ischl Ischl umgibt. Sie scheut Kontakt zu Personen, die dem rechten politischen Spektrum nahestehen nicht, der Gedenkkultur die NS-Zeit betreffend steht sie eher reserviert gegenüber.

Nach frühen journalistischen Versuchen 1942 in den Innsbrucker Nachrichten umfangreiche journalistische Tätigkeit: Salzkammergut-Zeitung (1950er- bis 1980er-Jahre); Linzer Volksblatt (1960er- bis 1980er-Jahre), OÖ. Nachrichten (1950er- bis 1970er-Jahre) sowie für die Ischler Nachrichten, das Salzburger Volksblatt, die Kronen Zeitung, die Neue Illustrierte Wochenschau, die Salzburger Nachrichten sowie für die Zeitschrift Der Geistig Schaffende. Organ des Verbandes der geistig Schaffenden Österreichs. Autorin von Hörspielen für Kinder beim Sender Radio Rot-Weiß-Rot (Ende 1940er-/Anfang 1950er-Jahre). Weit verstreute Texte zur touristischen Bewerbung des Salzkammergutes im geografischen Umkreis von St. Wolfgang und Bad Ischl. Vor diesem Hintergrund entsteht auch das für Kinder gedachte Buch Bethali und die lustigen Kinder von Sankt Wolfgang. Erfolgreich ist das Buch Die klingende Stadt über die Operette in Bad Ischl. Margit Bachler-Rix tritt auch als Lyrikerin in Erscheinung, wobei ihre Gedichte meist in Anthologien der Edition L erscheinen.

Wenige Jahre vor ihrem Tod gerät sie kurz ins Blickfeld der Zeitgeschichte: Eine Promenade in St. Wolfgang, welche nach dem Arzt und Bürgermeister Dr. Franz Xaver Rais benannt ist, soll wegen dessen NS-Parteizugehörigkeit und seine in diesem Zusammenhang getroffenen Entscheidungen umbenannt werden. Einer der Vorschläge lautet "Margit Bachler-Rix-Promenade". Letztendlich erfolgt die Umbenennung auf „Doktorpromenade“.

Die Anlässlich des 90. Geburtstages geplante und posthum erschienene  Biografie Es war ein langer Tag … beruht zum Teil auf autobiografischen Texten, auf Gesprächen mit der Autorin sowie auf Zeitzeugeninterviews.

Karl Hohensinner

 


Lyrische Liebeserklärung an St. Wolfgang. St. Wolfgang 1970 (1. Aufl.), 1990 (2. Aufl.). - Gem. mit Sylvia Frick: Bethali und die lustigen Kinder von St. Wolfgang. St. Wolfgang 1976. - Die klingende Stadt: Rund um die Ischler Operette. Eine unterhaltsame Dokumenation in Wort und Bild. St. Wolfgang 1977. - Gem. mit Angelika von Stocki: Die phantastische Traumwelt der Puppen: Photomuseum des Landes OÖ. im Marmorschlössl. Bad Ischl 1995.


Blumesberger, Susanne: Bachler-Rix, Margit. In: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Hg. von Ilse Korotin. Wien u. a. Bd. 1. S. 176f. - Hohensinner, Karl: Bestandsverzeichnis Nachlass Margit Bachler-Rix. Adalbert-Stifter-Institut des Landes OÖ. (masch.) 2019. - Kohl, Sigrid: Es war ein langer Tag … Margit Bachler-Rix. Wien, St. Wolfgang 2009.