Die im Sommer 1917 spielende Erzählung wird aus der Perspektive des k.u.k. Offiziers Strahlenheim erzählt. Um nach einer längeren Krankheit zu genesen, fährt er zu seiner Schwester aufs Land. Die Orte in der Erzählung entsprechen realen Orten. Die Handlung spielt in St. Wolfgang, ohne dass dieser Name je genannt würde; St. Egyden entspricht St. Gilgen und der Falkenstein wird Himmelberg genannt. In die Erzählung Eingang gefunden hat auch die dem Heiligen Wolfgang geweihte Kirche auf dem Falkenstein, die über einer Höhle errichtet wurde.
Durch seine Schwester wird Strahlenheim in eine Gesellschaft eingeführt, zu der u. a. auch der deutschstämmige US-Amerikaner Schlippe gehört. Dieser versucht zu Beginn der Erzählung, in die Höhle der Kirche auf dem Himmelberg einzudringen, denn er vermutet im Gestein elektrische Kräfte, die seiner Auffassung nach in vorchristlichen Zeiten verehrt worden seien. Damit wird bereits auf Schlippes Ende vorausgedeutet, der bei einer Segelregatta vor der Himmelberger Steilwand in einem Gewitter umkommt, das sich durch ungewöhnliche elektrische Erscheinungen wie Elmsfeuer ankündigt. Dieses gewaltige Unwetter gewinnt durch Anspielungen auf die germanische Mythologie Züge einer kosmischen Katastrophe.
Beeindruckend an der Erzählung sind vor allem die Beschreibungen einer immer bedrohlicher und fremdartiger werdenden Natur wie auch die Schilderungen des gesellschaftlichen Lebens, in denen sich bereits der Zusammenbruch der Monarchie abzeichnet. Der Erzähler legt nahe, dass die Handlung zwangsläufig auf das Ertrinken Schlippes zulaufe, und verknüpft dessen Tod mit der Niederlage der Mittelmächte. Denn Schlippe hat beabsichtigt, sich kurz nach der Segelregatta in der Kaiservilla in Bad Ischl für Geheimverhandlungen zwischen den USA und den Mittelmächten einzusetzen. Neben dem Schicksalsbegriff wird wie so oft bei Alexander Lernet-Holenia auch die sehr vage bleibende ideologische Vorstellung des "Reiches" bemüht, dessen Bestimmung es gewesen sei, "unterzugehen, um wieder auferstehen zu können" (146).
Thomas Hübel
Strahlenheim. Erzählung. Berlin 1938.
Barrièrem, Hélène: Le fantastique dans l'œuvre d'Alexander Lernet-Holenia. Lille 1998 (Mikrofiche).