BiSAO – Biserieller Sprachatlas von Oberösterreich
Der „Biserielle Sprachatlas von Oberösterreich“ (BiSAO) basiert auf den Daten von „OöTon – Audiothek oberösterreichischer Dialekte“ und zielt darauf ab, die areale Gliederung des Dialekts zweier Gruppen, die sich durch die Variablen Alter und Art des Berufes unterscheiden, zu erheben und miteinander zu vergleichen. Darüber hinaus sollen die Sprachdaten aus beiden Datenserien eine Grundlage für künftig zu leistende sprachdynamische Untersuchungen bieten.
Erhebung
Das Forschungsziel des BiSAO ist die Erfassung der arealen Gliederung des Dialekts einer jüngeren Generation und soll darüber hinaus ermöglichen, areal und sozial bedingte Sprachvariation zu beschreiben, Vergleiche anzustellen und Dynamiken zu erkennen.
Die areale Dimension wird durch flächendeckende Aufnahmen in über 200 Orten innerhalb der Landesgrenzen von Oberösterreich – also in fast jeder zweiten Gemeinde in Oberösterreich – erhoben. In den angrenzenden Regionen in Nieder- und Oberbayern, Salzburg, Steiermark, Niederösterreich und Südböhmen ist das Ortsnetz dünner und entspricht dem des SAO. Die soziale Variationsdimension wird durch die Erhebung von zwei klar definierten sozialen Gruppen erhoben.
Für die erste Gruppe (Datenserie I) werden Personen ausgewählt, die
- vor 1950 geboren sind,
- einem landwirtschaftlichen Beruf nachgegangen sind,
- und möglichst in der zweiten Generation ortsansässig sind.
Die zweite Gruppe (Datenserie II) setzt sich aus Personen zusammen,
- die zwischen 1980 und 1990 geboren sind,
- im Haupterwerb keinem landwirtschaftlichen Beruf nachgehen,
- keine Erwerbspendler sind und
- im Ort leben und dort auch aufgewachsen sind.
Um den Bildungsgrad, die Art des Berufs und die damit verbundenen kommunikativen Anforderungen für die Gewährspersonen der jüngeren Gruppe möglichst konstant zu halten, werden Personen befragt, die als Angestellte in örtlichen Ämtern bzw. Banken tätig sind.
In der Regel wird in jedem Ort mit mindestens einer Person aus jeder Sprechergruppe eine Aufnahme gemacht. Die Daten der Serie I können jedoch mit den Erhebungen des SAO (zumindest in allen SAO-Orten) abgeglichen werden, da hier dieselben Kriterien zur Auswahl der Gewährspersonen angewendet, aber mehr Personen pro Ort befragt wurden. Die Repräsentativität der Gewährspersonen der Serie II wird anhand eines zusätzlichen Fragebogens, der subjektive Daten zur Spracheinstellung und zum Sprachgebrauch erfasst, überprüft.
Datenbearbeitung und Auswertung
Dem klassisch-dialektologischen Zugang entsprechend werden die Daten (wie beim SAO) aus den unterschiedlichen Ortspunkten anhand von Symbolen samt Legenden in Karten eingetragen und damit die sprachgeografisch variierenden Formen visualisiert. Die Kartierung erfolgt in doppelter Form: Jede Datenserie wird jeweils auf einer Karte festgehalten; der Vergleich der Kartenpaare ermöglicht Aussagen zu sprechergruppenbedingten Differenzen der dialektalen Gliederung. Dem Umfang und der Struktur des Fragebuchs entsprechend sind Karten zur Laut-, Formen- und Wortgeografie geplant.
Zusätzlich zur qualitativen Analyse der Karten ist auch eine quantitative vorgesehen, die sich nach Vorbild des Mittelrheinischen Sprachatlas der phonetischen Dialektalitätsmessung bedient. Diese Methode ermöglicht es, den phonetischen Abstand einer Sprachprobe zur Standardsprache zu quantifizieren. Damit können die phonetischen Kontraste der beiden Datenserien zur Standardsprache und die Kontraste zwischen den beiden Serien zueinander gemessen werden.