OöTon - Audiothek oberösterreichischer Dialekte
Während der Arbeit am Sprachatlas von Oberösterreich (SAO) wurde der Entschluss gefasst, eine Enquete zu starten, die intersubjektiv überprüfbare Tonbelege flächendeckend für ganz Oberösterreich und die benachbarten Gebiete zur Verfügung stellten sollte – zunächst vor allem als Hilfe und Kontrolle bei der Erarbeitung der Atlaskarten.
Im Rahmen des Projekts „OöTon – Audiothek oberösterreichischer Dialekte“ wurden seit dem Jahr 2001 systematisch Tonaufnahmen gemacht, die zusätzlich zum schriftlichen Korpus des SAO eine erweiterte Datenbasis für die sprachwissenschaftliche Forschung im StifterHaus bilden, zugleich aber auch akustisches Material für die Präsentation eines zweidimensionalen Höratlas bieten sollten.
Umfang und Erhebung
Die Audiothek umfasst Tonaufnahmen von zwei verschiedenen Sprechergruppen, die sich hinsichtlich Alter und Art des Berufes unterscheiden. Die erste Datenserie umfasst Aufnahmen mit Personen, die
- der älteren Generation (Geburtsjahr vor 1950) angehören,
- einen landwirtschaftlichen Beruf ausüben bzw. ausgeübt haben,
- möglichst in der zweiten Generation ortsansässig sind.
Für die zweite Datenserie werden Aufnahmen mit Personen gemacht, die
- der Gruppe der jungen Berufstätigen angehören (Geburtsjahr nach 1980),
- im Haupterwerb keinem landwirtschaftlichen Beruf nachgehen,
- keine Erwerbspendler sind, sondern im Ort beruflich tätig sind,
- im Ort leben und dort auch aufgewachsen sind.
Nach ihrer Fertigstellung wird die Audiothek über 220 Ortsaufnahmen enthalten, was in etwa der Hälfte aller oberösterreichischen Gemeinden entspricht. Darüber hinaus wurden auch in den benachbarten Regionen (Salzburg, Steiermark, Niederösterreich, Südböhmen und Bayern) Aufnahmen gemacht oder sind noch geplant.
Die Erhebungen wurden vor Ort entweder im persönlichen oder im beruflichen Umfeld in Form einer Befragung durchgeführt. Die standardisierten Interviews basieren in beiden Datenserien auf einer überarbeiteten und gekürzten Fassung des SAO-Fragebuchs. Dieses 835 Fragen umfassende OöTon-Fragebuch enthält vor allem jene Fragen, die Belege mit dialektgeografischer Variation ergeben. Außerdem sollte neben dem vollständigen Phonemsystem auch die morphologische, lexikalische und (ansatzweise) auch die syntaktische Ebene erhoben werden.
Dialekte hören
Die Audiothek verfolgt nicht nur wissenschaftliche Ziele, sondern soll auch einer interessierten Öffentlichkeit die Vielfalt der Dialekte Oberösterreichs näher bringen. Derzeit sind zwei interaktive Web-Anwendungen verfügbar: der Höratlas OöTon und die Anwendung Dialekte des Digitalen Oberösterreichischen Raum-Informations-Systems des Landes Oberösterreich (DORIS).