Seit 1965 lebt der Sohn eines Fassbindermeisters und einer Landwirtin wieder in seiner Heimatgemeinde Rainbach bei Schärding im Sauwald. Die Menschen und die Landschaft des Innviertels sind für Zauners Werk von besonderer Bedeutung. Dabei führte der Weg des schon als Schüler Lese- und Schreibbegeisterten über die Bundeslehrerbildungsanstalt in Linz nach Wien, wo er von 1955 bis 1961 Theaterwissenschaften studierte und sich neben den Dramen Samuel Becketts oder Jean-Paul Sartres mit eigenen Regiearbeiten (u. a. Stücke von H. C. Artmann und Paul Claudel) beschäftigte, die er als Mitglied der Schauspielgruppe "Die Arche" inszenierte. Ein Stipendium führte ihn 1960/61 nach Rom (Hospitanz an der Filmstadt Cinecittà). Zu dieser Zeit heiratete er Roswitha Zauner, die ebenfalls als Schriftstellerin tätig ist. Von 1961 bis 1964 unterrichtete er in Obergurgl (Tirol), ehe sich das Ehepaar 1965 mit seinen vier Kindern in Oberösterreich auf dem elterlichen Anwesen Friedrich Zauners ansiedelte.
Schon das erste Theaterstück Spuk (1971 am Linzer Landestheater uraufgeführt) macht deutlich, dass es im Bühnenschaffen Zauners um die genaue Beobachtung gesellschaftlicher Verhaltensweisen und Rituale sowie die Frage von Macht geht. Zwei junge, von ihren Eltern alleingelassene Mädchen machen die Nacht zum Tag und flüchten sich in die für sie faszinierende Welt der Erwachsenen, deren Grenzen sie in Spiel, rauschhafter Ekstase, obszöner Lust und Sadismus überschreiten. Auch Menschenskinder (1980) und Kidnapping (1981) setzen sich mit sozialen Fragen Jugendlicher auseinander, Von draußen rein (1976) ist ein Stück für Kinder. Das "Abgründige" (Becsi 1996, 61) überwiegt in Zauners auch außerhalb des deutschsprachigen Raums aufgeführten Stücken. Neben Kobe Beef (uraufgeführt 1973), Fiktion (uraufgeführt 1975) oder Aller Tage Abend (uraufgeführt 1989) sind die von Zauner 2004 begründeten, jährlich stattfindenden Rainbacher Evangelienspiele zu erwähnen, für die er selbst Stücke schreibt, in denen er religiöse Thematiken auf die heutige Zeit bezieht.
Auch als Hörbuch- und Filmautor hat sich Zauner seit den 1970er Jahren einen Namen gemacht. Neben dokumentarischen Beiträgen und Reportagen - z. B. Im Sauwald (1977) -, bei denen er teilweise auch selbst Regie führte, entstanden im österreichischen und deutschen Fernsehen ausgestrahlten Filme sowie 1990 die Verfilmung des Kriminalromans Dort oben im Wald bei diesen Leuten (1981) und 2000 das auf einem Theaterstück basierende Hörspiel Das Joch der Erde.
Zauners Prosa, der er sich seit den 1980er Jahren verstärkt zugewendet hat (vgl. auch die Erzählungen Scharade, 1985; Bulle, 1986) zeichnet den Autor als genauen Beobachter sowie Erzähler seiner ländlichen Umwelt aus. Dies gilt vor allem für sein Opus magnum, die Romantetralogie Das Ende der Ewigkeit (1992-96), "eines der erstaunlichsten Unterfangen der österreichischen Gegenwartsliteratur" (Gauß 1996, 39f.). In vier Bänden, auf über 1000 Seiten, entwickelt Zauner einen ländlichen Mikrokosmos, der in die erste Hälfte des 20. Jhs. führt. In der Nacht zum Neujahrstag 1900 erblickt Theres in der elterlichen Wirtsstube von Thal das Licht der Welt. Zugleich finden ihr Vater und die Hebamme den halb erfrorenen, rätselhaften Knaben Maurits, der gemeinsam mit dem Mädchen großgezogen wird und es später heiratet. Die Verbindung der beiden bleibt umstritten, weil sie der dörflichen Ordnung widerspricht. Der letzte Band endet mit dem "Anschluss" Österreichs an das Dritte Reich 1938, was auf den übergeordneten Titel von Zauners Epos deutet. Dessen Sprache bleibt einfach, wirkt klar und eindringlich und erinnert mitunter an den ebenfalls aus dem Innviertel stammenden → Richard Billinger. Doch im Unterschied dazu ist Das Ende der Ewigkeit kritische "Heimatliteratur" jenseits mythischer Verklärung oder umgekehrt schroffer Zurückweisung im Sinne der Anti-Heimatliteratur seit den 1960er Jahren. Zauners Dichtung "preist und verdammt die Heimat nicht, sie entdeckt sie." (ebd., 39) Dies spiegelt sich auch im Bemühen wider, eine historisch versunkene Welt durch die authentische Verwendung vergessener oder kaum mehr gebräuchlicher (Dialekt-)Wörter aus dem ländlichen Bereich ins Bewusstsein zu heben (vgl. Ebner 1996). "Sein Projekt hat etwas scheinbar provinziell Verstiegenes, und doch ist es als Epos einer entlegenen Landschaft und ihrer widerspenstigen Menschen von bezwingender literarischer Kraft." (Gauß 1995, 91)
Zauners Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit der Buchprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst 1981 und 1992, mit dem oberösterreichischen Landeskulturpreis für Literatur 1985, dem oberösterreichischen Preis für das Buch des Jahres 1995 (für Früchte vom Taubenbaum), der Kulturmedaille des Landes Oberösterreichs 2001, dem Heinrich-Gleißner-Kultur-Preis 2003 sowie dem Franz-Theodor-Csokor-Preis 2006. Im Jahr 1998 wurde Zauner der Berufstitel Professor verliehen.
Bernhard Judex
Job für Kutschera. TV-Film (Regie: Georg Lhotsky). ORF, 10.9.1975. - Von draußen rein. Wien 1976. - Im Sauwald. TV-Film (Regie: Karin Brandauer). ORF, 4.2.1977. - Ypsilon. Monolog. Linz 1981. - Dort oben im Wald bei diesen Leuten. Roman. Wien, Hamburg 1981 (als Film: Regie: Peter Keglevic, ARD und SFB, 1.4.1990). - Spuk. Wien 1982. - Archaische Trilogie (= Kobe Beef; Fiktion; Deserteure). Innsbruck 1982. - Xander Vrüpp macht Geschäfte. TV-Film (Regie: Alois Hawlik). ORF, 28.6.1984. - Scharade. Erzählung. München 1985. - Lieben und Irren des Martin Kummanz. Roman. Wien 1986. - Bulle. Erzählung. München 1986. - Das Ende der Ewigkeit. 4 Bde. (Im Schatten der Maulwurfshügel. Grünbach 1992; Und die Fische sind stumm. Grünbach 1993; Früchte vom Taubenbaum. Grünbach 1994; Heiser wie Dohlen. Grünbach 1996.) - Aller Tage Abend; Kidnapping. Zwei Theaterstücke. Steyr 1993. - Innviertel. Hg. von Friedrich Ch. Zauner. Linz 1993. - Passion. Steyr 1996. - Zeichen und Wunder. Steyr 2000. - Das Joch der Erde. Hörspiel. 3 Teile. ORF Linz 2000 (CD). - Katzenspiele. Erzählung. Grünberg 2003. - Als er anklopfte, der mit seiner Knochenhand. Steyr 2005. - Exodus. Ein Moses-Roman. Oberhaching b. München 2012. - Seit ich denke, bin ich auf der Flucht. In: Salz 37 (2012), H. 148, 33-36. - Tamar oder Wie eine Stele; Simson oder Die Kraft und die Sendung. Zwei Stücke. Steyr 2013. - Esther; Noah. Zwei Stücke. Steyr 2014. - Ysop auf dem Feld oder Die ersten Menschen; Lot, der Neffe. Zwei Stücke. Steyr 2015.
Becsi, Kurt: Unter der bunten Haut der Oberflächen. In: Die Rampe 1996, Porträt, a. a. O., 61-62. - Ebner, Jakob: Das Ende der Ewigkeit - linguistisch betrachtet. In: Die Rampe 1996, Porträt, a. a. O., 43-47. - Gauß, Karl-Markus: Österreichs verschwiegene Dichtung. Abschweifung über einige Autoren und ihre Bücher. In: Heinz-Ludwig Arnold (Hg.): O Österreich! Göttingen 1995, 87-95. - Ders.: Über Friedrich Ch. Zauner. In: Die Rampe 1996, Porträt, a. a. O., 39-42. - Kohl, Walter (Hg.): Friedrich Ch. Zauner. Linz 1996 (= Die Rampe 1996, Porträt). - Pindelski, A.: Das Ende der Ewigkeit. Kritiken und Reaktionen zu Friedrich Ch. Zauners Opus magnum. Rainbach 2002. - Pindelski, A.: Friedrich Ch. Zauner. Aus seinem Leben. Anekdoten - Geschichten - Kuriosa von 1936 bis 1965. Steyr 2005 (2008 erw. als: Erlesenes, Erhörtes, Unerhörtes. Über Friedrich Ch. Zauner). -Pabisch, Peter: Maulwurfshügel, Taubenbaum und eine Honda. Interviews mit Friedrich Ch. Zauner und Roswitha Zauner zu ihrer literarischen Arbeit (mit DVD). München 2012. - Ünlü, Selçuk (Hg.): Gesammelte Arbeiten über Friedrich Ch. Zauner. Germanistische Abteilung an der Selçuk Universität Konya, o. J. - Würdinger, Hans (u. a.): Die Rainbacher Evangelienspiele. Ein etwas anderes Theater. Steyr 2007.