Friedrich Pesendorfer war das fünfte (von sieben) Kindern des Ehepaares Franz Pesendorfer (Arzt) und Emilie, geb. Czerny. Nach der Volksschule in Gmunden besuchte er zunächst das Staatsgymnasium in Linz, später das Jesuitenkolleg in Linz-Freinberg. Nach der Matura 1886 trat er in das Linzer Priesterseminar ein (theologische Studien) und wurde 1889 zum Priester geweiht. Nach dem damals üblichen Jahr als Alumnatspriester wirkte er von 1890-96 als Kooperator an der Stadtpfarre Wels. In dieser Zeit exponierte er sich bereits als kirchenpolitischer Referent (u.a. über Religion und die Partei der Christlich-Sozialen, 1894) mit ‚konservativem‘ Ansatz (auch im Sinne des damaligen Diözesanbischofs).
Mit der Gründung der Linzer Dombauzeitschrift Ave Maria (1894), die auf Wunsch von Bischof Franz Maria Doppelbauer erfolgte, empfahl sich Pesendorfer für höhere publizistische Funktionen. Das Projekt gestaltete sich bis zur Weihe des Linzer Mariendoms (1924) sehr erfolgreich und sollte das literarische Werk Pesendorfers bis zu seinem Tod begleiten; danach wurde die Zeitschrift eingestellt. Inhaltlich brachte das Periodikum die aktuellen Dombau-Vorhaben, für die damals jüngeren Leser auch dombaugeschichtliche Beiträge, mit zahlreichen eingestreuten Reisegeschichten, "Neues" aus Welt und Kirche u.a., in summa das Interessensspektrum Pesendorfers. Dazu konnte er renommierte Persönlichkeiten und ihm nahestehende Autoren für die Beiträge gewinnen (u.a. Norbert Hanrieder, Wolfgang Dannerbauer, Johann N. Hauser, Josef Pfeneberger, Georg Wagnleithner, Richard von Kralik, Alfred Ebenhoch, Enrica von Handel-Mazzetti). Der nicht geringe Reingewinn floss dem Dombau zu.
Mit knapp dreißig Jahren wurde Pesendorfer 1896 zum Kassier des Katholischen Preßvereins und zum Direktor der Vereinsdruckerei in Linz mit den Filialen in Urfahr, Ried, Wels, Rohrbach, später auch für den gesonderten Bereich des Vereinskonsortiums "Salzkammergut" ernannt. Der Katholische Preßverein (seit 1869/70), rechtlich und finanziell unabhängig, sollte die "christliche Presse" im Lande durch die Herausgabe von Zeitungen (u.a. Linzer Volksblatt) sowie von Zeitschriften, religiösen aber auch belletristischen Publikationen fördern. Besonders für die letztgenannten Bereiche lebte und arbeitete Pesendorfer.
Im Herbst 1903 wurde unter seiner Amtszeit die neue Preßvereinszentrale in der Landstraße eröffnet, im Jänner 1914 erfolgte die Ernennung zum Generaldirektor des Preßvereins.
Das Kriegsjahr 1914 brachte vorerst deutlich messbare Auflagensteigerungen des Druckereiprogramms, aber auch die Wende; der Kriegsbewirtschaftung mussten Arbeitsplätze und Teile der modernen Druckereiausstattung geopfert werden. Auch die von Pesendorfer veröffentlichte und gut aufgenommene, lokalhistorisch ergiebige Publikation Oberösterreich im Weltkrieg (1917) konnte die auch in den Folgejahren schwierige Lage der Geschäftsführung nicht wirklich verbessern. Am 31. Mai 1925 legte Pesendorfer seine Funktionen im Preßverein zurück.
Weiters war Pesendorfer von 1897-1906 Domprediger, Schriftführer bei den Linzer Katholikentagen, Leiter diverser religiöser Vereinigungen, Obmann des Christlichen Lehrervereines, Schriftführer des Dombauvereins und Mitgestalter des Domweihfestes 1924. Unmittelbar zuvor war er in das Linzer Domkapitel berufen worden, diesem Kollegium sollte er sechs Jahre später ein literaturhistorisches Denkmal setzen. Von den Verwaltungsgeschäften des Preßvereins, die ihm kaum lagen, entbunden, konnte er neue Aufgaben übernehmen. Von 1927 bis zu seinem Tod war er Chefredakteur der traditionsreichen Christlichen Kunstblätter, 1927 und 1929 Dozent für Christliche Kunst an der Theologischen Lehranstalt in Linz.
Seine ausgesprochene Reisefreudigkeit führte ihn durch Europa, nach Nordafrika sowie auf Pilgerfahrten nach Rom und ins Heilige Land. Jedes Ziel wurde von Pesendorfer umgehend literarisch ‚verwertet‘, so mündeten auch die Eindrücke auf seiner letzten großen Reise (zum Eucharistischen Weltkongress in Chicago, 1926) in das literarische Reisetagebuch In die neue Welt.
Pesendorfer versuchte sich auf allen Gebieten der Literatur. Sein Lieblingsschriftsteller (und Vorbild) war Joseph von Eichendorff (1788-1857), bei Reiseschilderungen suchte er Anklänge an Karl May einzubringen. Für sich verwendete er als Pseudonyme u.a. Onkel Fritz, Fritz Ulk, Friedrich von Traunsee. In Liedern und Balladen besang er die Natur, suchte "die Landschaft" einzufangen (z.B. "Mitternacht am Nordcap"), schilderte den Wechsel der Jahreszeiten (z.B. "Still geht der Tag zur Neige", aus einer Erzählung), zahlreiche Gedichte widmete er seiner oberösterreichischen Heimat (u. a. dem Pöstlingberg/Linz), sehr häufig griff er religiöse Motive auf. Bei Weihnachts- und Osterspielen versuchte er sich auf dramatischem Gebiet, ebenso beim Bühnenstück Kriegsbilder (in drei Aufzügen), das er während des Ersten Weltkriegs verfasste. Außerdem betätigte er sich als Herausgeber zahlreicher Gedicht- und Deklamationsbände für unterschiedliche Anlässe, insbesondere christlich-religiöse Feiern und Rituale.
Auszeichnungen: Geistlicher Rat (1903), Konsistoralrat (1915), Päpstlicher Ehrenkämmerer (1919), Medaille des Preßvereins (1922), Domkapitular (1923).
Johannes Ebner
Eine Frühlingsfahrt nach Nordafrika, Graz, Wien o. J. (Illustrierte Länder- und Völkerkunde, 4. Bd.). - Führer durch Gmunden. o.O. 1887. - Goldenes Alphabet für christliche Jünglinge, Wels 1892. - Immaculatarosen. Neue Mariengedichte, zum Kranze gewunden zu Ehren der unbefleckten, allerseligsten Jungfrau Maria, Wels 1893. - Das wahre Glück der christlichen Ehe. o.O. 1893. - Reise-Erinnerung aus dem schönen Frankreich, Wels o. J. [ca. 1895]. - Goldenes Alphabet für christliche Eheleute. Linz 1903. - (Gem. mit F. Bichler:) In die Siebenhügelstadt. Erinnerungen an die Romfahrt des Wiener Pilgerzuges im März 1903. Linz 1903. - Oberösterreich im Weltkrieg. Weltkriegsehrenbuch des Kronlandes ob der Enns, Linz 1917. - Der kirchliche Festdichter. 1. Teil, Festgedichte und Prologe zu Papst-, Bischof- und Priesterfeierlichkeiten und zu kirchlichen Festlichkeiten aller Art. Linz. 4. Aufl. 1919. - Goldenes Alphabet für Studenten, Linz 1921. - Goldenes Alphabet für christliche Mütter und Erzieher, Regensburg 1921. - Goldenes Alphabet für christliche Frauen, Linz 1921. - Beim Pfarrach in Bertsham, Bilder aus Tirol. 2. Aufl. Linz, München 1921 (Allerhand aus Volk und Land, 2. Bd.). - Kommunionkind und Kirchenjahr. Ein Beratungs- und Gebetsbüchlein für Erstkommunikanten und alle Kommunionkinder, Regensburg 1922. - Leiden Christi-Spiel. Linz 1923. - Versöhnt vor der Krippe. Linz 1923. - Der kleine Linzer Domführer, Linz 1924. - In die neue Welt. 50 Reisebriefe über Amerika und den Eucharistischen Kongreß von Chicago, Linz 1926. - Spätrosen. Geistliche und weltliche Gedichte. Linz 1931. - Künstlerinnen und Schriftstellerinnen im Nonnenkleide. Die Leistungen der katholischen Frauenklöster und Nonnen auf dem Gebiet der Wissenschaft und aller schönen Künste. Linz 1932/33. - Sonnenwende. Neue erzählende Gedichte und Lieder. Linz 1934/35.
Als Herausgeber: Der Schuldichter. Gesammelte Declamationen für alle Schulfeierlichkeiten und Lehrerfeste mit zahlreichen Originalbeiträgen hervorragender Dichter. Linz-Urfahr o.J. (Fest- und Gelegenheitsgedichte, 6. Bd.). - Der Patriotische Festdichter. "Festgedichte, Prosa-Vorträge, Declamationen und Inschriften". Linz 1898 (Fest- und Gelegenheits-Gedichte, 4. Bd.). - Grabschriften und Sprüche für Sterbebilder. Linz 1901 (Fest- und Gelegenheits-Gedichte, 7. Bd.). - Der humoristische Deklamator. Humoristische Deklamation für Vereine, Schule und Haus mit zahlreichen Originalbeiträgen hervorragender Dichter. Linz 1903 (Fest- und Gelegenheits-Gedichte, 10. Bd.). - Das Wirken der Jesuiten in Oberösterreich. Linz 1914. - Der Neue Weihnachtsdichter. Deklamationen in Poesie und Prosa. Erzählungen und Vorträge für die Weihnachtszeit. Linz, München 1921 (Fest- und Gelegenheits-Gedichte, 16. Bd.). - Tannengrün und Christbaum-Kerzen. Weihnachtsdeklamationen in Poesie und Prosa. 3. Aufl. Linz 1925 (Fest- und Gelegenheitsgedichte, 13. Bd.). - Der Familiendichter oder: Der kleine Gratulant. Eine Sammlung von Gratulations-Gedichten zum Namensfeste, Geburtsfeste, Weihnacht, Neujahr, für Eltern, Verwandte, Lehrer und Katecheten, für Hochzeit und Jubelhochzeit etc. 18. Aufl. Linz 1925 (Fest- und Gelegenheitsgedichte, 5. Bd.). - Der kirchliche Festdichter. 2. Teil. Gedichte zu Papst-, Bischof- und Priesterfesten und allen kirchlichen Anlässen und Festen. 2. Aufl. Linz 1926 (Fest- und Gelegenheitsgedichte, 18. Bd.). - Der Vereinsdichter, eine reichhaltige Sammlung von meist Originalgedichten ernsten und heiteren Inhaltes für alle Vereinsfestlichkeiten katholischer, geselliger und humanitärer Vereine. 4. Aufl. Linz1926 (Fest- und Gelegenheitsgedichte, 2. Bd.).
Loidl, Franz: Friedrich Josef Pesendorfer. In: Österreichisches Biographisches Lexikon: 1815-1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Leo Santifaller. Bd. 7. Wien 1978, 436. - n.n.: Friedrich Pesendorfer (Nachruf). In: Christliche Kunstblätter 1935, 65. - Pangerl, Kriemhild: Friedrich Pesendorfer - Literat aus Leidenschaft. In: Oberösterreicher. Lebensbilder zur Geschichte Oberösterreichs. Hg. von Alois Zauner. Bd. 3. Linz 1984, 121-134. - Dies.: Friedrich Pesendorfer. In: Das Domkapitel in Linz (1925-1990). Hg. von Rudolf Zinnhobler in Zusammenarbeit mit Johannes Ebner und Monika Würthinger. Linz 1992, 90-101.