Geschichtlicher Hintergrund für den oberösterreichischen Bauernkrieg, einem Nebenschauplatz des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), ist die gegenreformatorische Politik Kaiser Ferdinands II. Die rigide Rekatholisierung des mehrheitlich protestantisch gewordenen Landes ob der Enns, dessen Verpfändung an Bayernherzog Maximilian I. und die Besetzung Oberösterreichs durch seine Truppen bilden wesentliche Konfliktpotenziale. Ausschlaggebend wird der bayerische Statthalter Adam Graf von Herberstorff (1585-1629), der am 15. Mai 1625 den Widerstand der Bauern gegen die zwangsweise Einsetzung eines katholischen Geistlichen zu Frankenburg bzw. die Belagerung des dortigen Schlosses mit einem Strafgericht auf dem Haushamerfeld bei Vöcklamarkt, dem später so bezeichneten "Frankenburger Würfelspiel", quittiert. Das kaiserliche Reformationspatent vom 10. Oktober 1625, wonach die Bevölkerung bis Ostern 1626 katholisch werden müsse, heizt den Konflikt weiter an. Die Lage eskaliert, als am 17. Mai 1626 bei einer Rauferei in Lembach mehrere bayerische Soldaten erschlagen werden. Angeführt von Stefan Fadinger (um 1585-1626) und seinem Schwager Christoph Zeller aus St. Agatha im Hausruckviertel, gelingt es den aufständischen Verbänden, fast das ganze Land zu erobern. Das anfängliche Kriegsglück wendet sich nach der Belagerung von Linz, wo Fadinger am 28. Juni 1626 tödlich verwundet wird. Bei den entscheidenden Schlachten im Herbst 1626 werden die bäuerlichen Heerscharen von Regimentern des bayerischen Generalissimus Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (1594-1632) aufgerieben.
Die Ereignisse von 1625/26 schlagen sich in Flugblättern, Liedern oder Gedichten nieder, die konfessionsgebunden und parteiisch sind. Während die protestantische Seite die Ursachen für den Kampf der Bauern erwähnt, ihn damit verteidigt oder die Geschehnisse nacherzählt und moralisch deutet, verschweigt die katholische die sozialen, religiösen bzw. realpolitischen Hintergründe des Konflikts eher. Die Propagandaschriften spiegeln den Verlauf der Aufstände wider, Siegesfreude und Triumph finden ebenso Ausdruck wie Schmähung, Hohn oder Lächerlichkeit der Gegenseite. Wichtigstes Beispiel ist das Fadingerlied eines anonymen Verfassers, das kurz nach 1626 wohl im süddeutschen Raum entsteht. Es subsumiert die zentralen Vorstellungen und Strömungen nach Niederschlagung der Aufstände aus Sicht des katholischen Lagers und verurteilt Stefan Fadinger als Verursacher der Tragödie, während es die siegreichen Feldherren des Bauernkrieges, Herberstorff und Pappenheim, verherrlicht.
Das Zeitalter der Aufklärung bedient sich im ausgehenden 18. Jh. des historischen Stoffes zur Vermittlung gesellschaftspolitischer Positionen und Ideale des Josephinismus. Schriftsteller, darunter der Wiener Paul Weidmann (1744 od. 1748-1801) oder Benedikt Dominik Anton Cremeri (1752-1795) in Linz, verfassen moralische Läuterungs- bzw. Lehrstücke, welche die sozial-kirchenpolitisch fortschrittliche Haltung und humane Gesinnung Josephs II. loben, den Aufruhr der Bauern jedoch als illegitimen Angriff auf die Staats- bzw. Gesellschaftsordnung sehen. Weidmanns Stephan Fädinger oder Der Bauernkrieg (1781) legt ihn als Rebellion aus, die den Rechtsfrieden stört und die ‚gottgewollte‘ Ständegliederung infrage stellt. Ähnlich argumentiert Cremeri im Schauspiel Der Bauernauffstand ob der Enns (1792), das im Bann der Französischen Revolution steht.
Im 19. Jh. ändert sich zunächst nichts an der vorherrschenden negativen Haltung gegenüber der Bauernkriegszeit, die durch Ressentiments belastet und mit Tabus belegt ist. In der Ballade Stephan Fadinger (1829) von Karl Adam Kaltenbrunner (1804-1867) etwa provoziert Fadinger himmlischen Zorn. Sein Tod nach der Belagerung von Linz erscheint da wie ein Gottesurteil. Bei Franz Isidor Proschko (1816-1891) aus Hohenfurth wirkt josephinisches Gedankengut nach und verbindet sich mit neoabsolutistischer Geisteshaltung. Auf die gescheiterte Revolution von 1848 reagiert Proschko mit seiner Schrift Der erste Bauern-Krieg im Lande Oesterreich ob der Enns (1849), wo er Parallelen zwischen beiden Ereignissen aufzeigt. Darüber hinaus beschäftigt er sich in einigen Novellen mit dem Thema, z. B. sehr spät noch in der Erzählung Ein Sandkorn (1879). Der aus Wels stammende Friedrich Wilhelm Arming (1805-1864) knüpft in seinen biedermeierlichen Historienromanen Die Wiellinger (1847/48) und Stephan Fadinger (1851) stilistisch an Walter Scott an und zeigt die Bauern als Streiter für das Luthertum und gegen die bayerische Pfandherrschaft. Dass der Stoff zu jener Zeit nicht nur in Oberösterreich auf fruchtbaren Boden fällt, zeigen der Znaimer Theodor Scheibe (1820-1881; Stefan Fadinger, der Bauernkönig, 1865) sowie der Kärntner Carl Zetter (1842-1909; Aus dem Bauernkriege Oberösterreich's, 1870).
Im letzten Drittel des 19. Jh. bzw. zur Jahrhundertwende mehren sich die Romane, Erzählungen und Dramen zum oberösterreichischen Bauernkrieg. Durch die intensivierte wissenschaftliche Erforschung und zunehmende Objektivierung bessert sich das zwiespältige Verhältnis zu dem emotionalen Thema. Neu gewonnenen historiografischen Erkenntnisse (vgl. etwa Strnadt 1903, Stieve 1904/05) fließen z. T. in die Dichtungen ein, so etwa bei Johann Nordmann (1820-1887; Eine Römerfahrt, 1875), der die Bauern zu "Vorkämpfern für geistige Freiheit" (Holzinger 1933, 82) macht, oder bei Franz Keim (1840-1918; Stefan Fadinger. Ein deutsches Bauernlied auf fliegenden Blättern, 1885) und Victor Wodiczka (1851-1898; Der Student, 1896), welche die Erhebungen der Bauern als Glaubenskrieg schildern. Der Niederösterreicher Carl Schalk (1851-1922) erweitert in seinem Trauerspiel Der Student (1894) den Glaubens- zum Daseinskampf und bettet ihn in das Spannungsfeld von Kapitalismus, Sozialismus und Christentum ein. Schillernde Hauptfigur in dem Konflikt ist ein Theologiestudent, der den Aufständischen zu Hilfe eilt, um sich für die unterdrückten Menschen im "Landl" aufzuopfern.
Auch nach 1900 taucht der Student, zum Freiheitskämpfer aufgewertet, als intellektuelle Entsprechung zu Fadinger auf. Im naturalistischen Stück Stephan Fadinger (1903) des Innviertlers Gustav Streicher (1873-1915), welches an Gerhart Hauptmanns Revolutionsdrama Florian Geyer (1896)angelehnt ist, agieren beide als charismatische Anführer, desgleichen im Drama Stöffel Fadinger (1904) von Alfred Grohmann (1882-1916) mit Fadinger als oberösterreichischem Wilhelm Tell Schiller'scher Prägung. Franz Scheichl (1858-1944), Enrica von Handel-Mazzetti (1871-1955) und Josef August Lux (1871-1947) legen die Epoche des Bauernkrieges ihren Romanen (Heldenbauern, 1906; Die arme Margaret, 1910; Dasgroße Bauernsterben, 1915) ebenso zugrunde wie der Steyrer Josef Stohl (1877-1956) seinen Schauspielen (Maria und Josef, 1913; Stefan Fadinger, 1914). Als dichterisch anspruchsvollste Leistung auf dem Gebiet gilt Der oberösterreichische Bauernkriag (1907) Norbert Hanrieders (1842-1913), der nach den Worten der Herausgeber ein "oberösterreichisches Nationalepos" vorstellen soll. 14 Gesänge in heimischer Mundart schildern in chronologischer Abfolge markante Ereignisse und zeichnen zugleich "eine lyrische Topographie" (Schmidt 1975, 148) Oberösterreichs. Die Botschaft lautet Versöhnung und Verzeihen, wenn Fadinger verkündet: "Á Zeit wird kemmá für d'Leut, / Dö gar koan Sinn nimmá hat für án Streit, / Der zwischen Bruadár und Brudá wird gführt [...] Dá Protestánt und dá Kátholik / Wern oani nu wern und gar nu zlöst / Föst zsammhalten, dáß's koan Drittá nöt prößt". (Hanrieder 1907, 128f.)
Das öffentliche Gedenken 1925/26 anlässlich des Bauernkrieges vor 300 Jahren gibt der literarischen Auseinandersetzung mit dem Thema einen weiteren Schub. Rege Produktivität entwickelt dabei der gebürtige Rieder Karl Itzinger (1888-1948). Er veröffentlicht eine geschichtliche Darstellung (Streiflichter aus dem oberösterreichischen Bauernkrieg 1626), einen Bauernkriegs-Kalender sowie den Roman Der Bauerntod, der das Frankenburger Würfelspiel und seine Hintergründe behandelt. Itzingers Sympathien gelten der idealisierten bäuerlichen Bevölkerung, Adel und katholischen Klerus instrumentalisiert er als Feindbilder. Auf Basis dieses Romans entsteht, zur Denkmalsenthüllung auf dem Haushamerfeld am 15. August 1925, Das Frankenburger Würfelspiel, Itzingers populärstes Werk. Kurz zuvor, bei den Feiern der Arbeiterschaft zum 1. Mai, wird dort Gustav Slekows (geb. 1873, Sterbedatum unbek.) Mimodrama Ein Spiel vom Bauernkrieg (erschienen 1926) inszeniert, eine Mischung aus Totentanz und Agitprop. Romane zum Gedenkjahr schreiben der Steyrer Hugo Schulz (1860-1927; Der Rebell, 1925) und der Südböhme Hans Watzlik (1879-1948; Ums Herrgottswort, 1926). Mit Bezug auf die Schlacht bei Pinsdorf am 15. November 1626 verfasst Josef Hieß (1904-1973), Wanderlehrer des Deutschen Schulvereins Südmark, für eine Laiengruppe Das kleine Spiel vom Bauernsterben.
In den 1930er Jahren verstärkt sich der Trend zu Historienstücken oder Geschichtsromanen, die den Bauernkrieg im Sinne der deutsch-nationalen, deutsch-völkischen bzw. nationalsozialistischen Weltanschauung interpretieren. Vertreter dieser Richtung in Oberösterreich sind neben Itzinger und Hieß Hermann Heinz Ortner, Richard Neudorfer (1900-1977) sowie Carl Hans Watzinger (1908-1994). Von den Romanen ist Itzingers Trilogie Ein Volk steht auf! (1933-1937) am umfassendsten. Auf Basis der NS-Ideologie von ‚Blut und Boden‘ wird der Glaubenskrieg zum Volkstumskampf um die Eigenart und Selbstbehauptung des ‚deutschen Wesens‘. Die Figuren wirken klischeehaft, die mutigen und ‚makellosen‘ Bauern treffen auf degenerierte Gegner, etwa fremdländische Söldner, die ihren Sieg nur heimtückisch erringen können. Watzingers Erzählungen Die Pfandherrschaft (1938) und Der Ruf des Dolches (1943) bewegen sich zwischen historischer Faktenvermittlung und weltanschaulicher Vereinnahmung. Thematisch sticht Neudorfers Unterm Fronjoch (1939) hervor, da der während des austrofaschistischen Ständestaats entstandene Roman die weniger beachteten Bauernunruhen der Jahre 1594-97 abhandelt. Er prangert vorgeblich ganz allgemein die "Machtgier und Herrschsucht des politischen Katholizismus" (Neudorfer 1939, 11) an, dürfte gleichzeitig aber eine im historischen Gewand versteckte Kritik am klerikalpolitischen System unter Dollfuß und Schuschnigg sein. In seinem Theaterstück Stefan Fadinger (1933) macht Ortner aus Fadinger ein Ideal des nationalsozialistischen deutschen Helden und Anführers, der sein Leben für Glauben, Volk und Heimat gibt. Diesen Gedanken spitzt er in der adaptierten Fassung des Stückes Der Bauernhauptmann (1941) noch zu.
Nach dem Zweiten Weltkrieg findet das Thema unter den geänderten weltanschaulichen und kulturpolitischen Verhältnissen eine Fortsetzung. Beispielsweise verwertet Watzinger sein Erzählwerk Die Pfandherrschaft für den Geschichts- und Liebesroman Kaiser, Kurfürst, Herr und Bauer (1952), während bei Marlen Haushofers Roman Himmel, der nirgendwo endetzu erahnen ist, wie tief die Bevölkerung jene blutrünstige Epoche verinnerlicht haben muss. Spuren in der heimischen Literatur hinterlässt v. a. das 350. Gedenkjahr des Bauernkrieges 1976, welches Oberösterreich mit einer Landesausstellung im Linzer Schlossmuseum bzw. in Schloss Scharnstein begeht. Zur Erinnerung an Stefan Fadinger beauftragt die Gemeinde St. Agatha Carl Martin Eckmair (1907-1984) mit dem Stück So wolle Gott uns gnädig sein (Musik: Fridolin Dallinger). Das Freilichtspiel zeigt in vier Aufzügen Leben und Sterben des Bauernhauptmannes, es wird seither von einem Laienensemble beim Stefan-Fadinger-Hof in Parz dargeboten. Essayistisch beschäftigt sich Gertrud Fussenegger mit dem Thema für die Oberösterreichischen Heimatblätter. Sie versteht die Beweggründe für die Erhebung der Bauern als Amalgam sozialer, patriotischer sowie religiöser Aspekte. Darüber hinaus liefert sie das Textbuch zu Helmut Eders Oper Der Aufstand, einem Auftragswerk der Oberösterreichischen Landesregierung für das Linzer Landestheater (Uraufführung 2.9.1976). Belletristisch und grafisch widmet sich Erik Alfred Schneider den düsteren Ereignissen (Blut & Tränen '26. Gedanken zum Bauernkrieg in Oberösterreich 1626). Zuletzt hat sich Franzobel mit dem Stoff auseinandergesetzt und für Ernst Ludwig Leitners Oper Fadinger oder Die Revolution der Hutmacher (Uraufführung in Linz, 8.2.2014) das Libretto geschrieben.
Arnold Klaffenböck
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